Das Landratsamt des Landkreises Würzburg hat seinen Hauptsitz in der Stadt: viele Jahrzehnte in der Stadtmitte (Ludwigstraße) und seit 1977 im Stadtteil Frauenland in der Zeppelinstraße. Dort nutzt die Landkreisverwaltung ein repräsentatives Gebäude vom Beginn des 20. Jahrhunderts sowie einige später errichtete Erweiterungsbauten.
Als architektonisches Denkmal ist das Landratsamt auch am Sonntag, 9. September, dem Tag des offenen Denkmals, von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Dabei werden Hausführungen angeboten – von der Pelletsheizung bis zum neuen Dienstzimmer des Landrats.
Das Gebäude wurde als Neubau des „Königlich-Bayerischen Kreis-Taubstummen-Instituts“ errichtet. Am 1. Oktober 1908 konnte die Gehörlosenschule in der Zeppelinstraße vom damaligen Regierungspräsidenten Dr. von Müller seiner Bestimmung übergeben werden. Es war Schule und Heim für gehörlose Mädchen und Jungen mit Klassenzimmern, Aufenthaltsräumen, Büros und Wirtschaftsräumen.
Während des Ersten Weltkriegs wurde das Gebäude als Lazarett mit 200 Betten genutzt und eine Lazarettschule für Kriegsversehrte eröffnet. Nach Kriegsende wurde bis 1922 nur noch der Westflügel als Lazarett benutzt. Der überwiegende Teil des Gebäudes diente wieder als Taubstummeninstitut.
Im Jahr 1940 sollte die Berliner Akademie für Luftwaffenärzte verlegt werden. Die Stadt Würzburg war interessiert, diese Akademie aufzunehmen. Man verfiel auf die Taubstummenanstalt. Am 1. November 1941 ging denn auch das Anwesen der Taubstummeninstituts-Stiftung in den Besitz des Reiches, Reichsfiskus Luftfahrt, über und das Gebäude wurde während des Zweiten Weltkriegs Sitz der „Luftwaffenärztlichen Akademie“, die ihre Zentrale in Berlin hatte.
Die Taubstummenanstalt wurde nach St. Ludwig bei Stammheim verlegt. Nach dem Krieg bemühte sich die Kreistaubstummeninstituts-Stiftung um Rückgabe des Gebäudes. Mit Urkunde vom 30. Oktober 1951 übergab das Bayerische Finanzministerium das Gebäude wieder an die Stiftung. Das am 16. März 1945 stark beschädigte Gebäude wurde wieder aufgebaut, Ende 1952 konnte der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden.
Nachdem die Taubstummen-instituts-Stiftung ihre Räume verlegen wollte, konnte der Landkreis Würzburg das gesamte Gelände erwerben und nach entsprechenden Umbaumaßnahmen im Jahr 1977 die Kreisverwaltung von der Ludwigstraße in die Zeppelinstraße 15 verlegen.
Im Oktober 2008 begannen umfangreiche Sanierungs- und Ausbauarbeiten im Dachgeschoss. Auf zwei Etagen entstanden im Dachgeschoss 1329 Quadratmeter Nutzfläche für 40 Büros mit 55 Arbeitsplätzen, außerdem zusätzliche Nebenräume und Besprechungszimmer. Nach der Fertigstellung der Baumaßnahme Ende 2010 ist der „Blaue Bau“ grundlegend saniert und zu einem modernen und funktionalen Ämtergebäude umgestaltet.
Zum diesjährigen Denkmaltag-Motto „Holz“ passt der in Teilen noch sichtbare historische Dachstuhl des Gebäudes, der in Scheunenbauweise als Mansarddach mit integriertem Sprengwerk für die Lastabtragung errichtet wurde.