Für Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche hat die Diözese Würzburg im vergangenen Jahr insgesamt eine halbe Million Euro an Entschädigungen bezahlt. Dies geht aus Zahlen hervor, die das Bistum am Donnerstag bei der Pressekonferenz zum Jahresauftakt bekannt gab. Zur Summe gehören auch noch Fälle aus dem Jahr 2021.
Die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch habe für ihn "höchste Priorität", sagte Bischof Franz Jung, dabei stünden die Betroffenen an erster Stelle. Sie seien die "wichtigsten Partner beim Umgang mit den individuellen und strukturellen Verfehlungen". Man brauche ihre Expertise, um wirkliche Fortschritte zu erreichen. "Ich schätze den respektvollen und vertraulichen Austausch sehr", sagte Jung. Um die Besetzung des mittlerweile fünfköpfigen Betroffenenbeirats hatte es in den vergangenen zwei Jahren Ärger, Kritik und Vorwürfe gegeben – auch gegenüber dem Bischof.
15 neue Entschädigungsanträge im vergangenen Jahr
15 neue Anträge zur Anerkennung von sexuellem Missbrauch durch Kirchenvertreter sind bei der unabhängigen Missbrauchskommission der Diözese im vergangenen Jahr eingegangen. Zehn dieser neue Anträge habe man bis dato entschieden und dafür 165.500 Euro "Anerkennungsleistungen" an die Betroffenen bezahlt, erklärte der Bischof vor der Presse. Die Entschädigungsgelder stammen laut Finanzdirektor Sven Kunkel nicht aus Kirchensteuermitteln, sondern aus dem Etat des Bischöflichen Stuhls, der die Altersversorgung von Priestern sichert.
Unter den 15 Fällen waren sechs Erstanträge. Siebenmal wurden Anträge erneut gestellt, obwohl die Fälle bereits abgeschlossen sind. Zwei Betroffene hätten ihrer Meldung neue Informationen hinzugefügt, so dass sich die Kommission erneut mit den Vorgängen befasste – und eine Entschädigung festsetzte: 77.500 Euro für diese beiden Fälle.
Neun Personen haben sich im vergangenen Jahr mit neuen Missbrauchsvorwürfen an die unabhängigen Beauftragten der Diözese gewandt. Sie richten sich laut Bistum in jeweils drei Fällen gegen Priester und gegen "Unbekannt", ferner gegen einen verstorbenen Priester und zwei Ordensmänner, wovon einer ebenfalls schon tot ist.
Wie gut oder wie schlecht die Aufarbeitung im Bistum von 1945 bis 2019 gelaufen ist, soll ein unabhängiges juristisches Gutachten klären. Die Arbeit darin hat der Sachverständige und Rechtsanwalt Hendrik Schneider aus Wiesbaden am 1. Dezember aufgenommen.
Arbeit am unabhängigen Missbrauchsgutachten hat begonnen
In Auftrag gegeben hatte das Gutachten die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs (UKAM) in der Diözese Würzburg unter Vorsitz von Anja Amend-Traut, Lehrstuhlinhaberin für Rechtsgeschichte, Kirchenrecht und Bürgerliches Recht an der Universität Würzburg. Der achtköpfigen Kommission gehören unter anderem Vertreter des Beitroffenenbeirats, der Justizbehörden sowie der Stadt Würzburg an. Die Diözese ist in dem Gremium nicht vertreten.
Bischof Jung verwies vor der Presse auch auf eine zweite unabhängige Untersuchung in Zusammenarbeit mit der Uni Würzburg: Hierbei handelt es sich um eine historische Studie. Sie solle ebenfalls Missbrauchsfälle dokumentieren und problematische Strukturen identifizieren. Außerdem, so Jung, gehe es um die jeweilige Einordnung in den "zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext". Man erwarte sich auch von diese Gutachten Erkenntnisse zur künftigen Verhinderung von Missbrauch.
Diözesanratsvorsitzender Michael Wolf als oberster Laienvertreter mahnte ebenfalls zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals: "Das sind wir der Gesellschaft, aber auch uns selbst schuldig." Lehren aus den Vorkommnissen müssten gezogen und umgesetzt werden. Gleichzeitig warnte er: "Die Kirche aber nur auf diesen Skandal zu reduzieren, ist nicht richtig und nicht angemessen."
(Der Artikel wurde nachträglich ergänzt)
kindesmissbrauch wurde nur unter dem sechsten gebot "du sollst nicht ehebrechen" betrachtet werden. was für ein anachronismus.
da es theologisch kindesmissbrauch nicht gab war es wahrlich einfach für priester und nonnen die opfer zu beschuldigen, verführt worden zu sein.
die beichte richtete es dann schon und damit war die angelegenheit oft erledigt...
soweit ich erinnere, ist der erste beauftragte von außen der kath. kirche in würzburg (name ist mir leider nicht mehr präsent), neben der unfassbaren staffelung der gelder für die opfer, auch aus diesem grund damals zurückgetreten...
...steht schon im Artikel, dass die Entschädigungen nicht aus Kirchensteuermitteln stammen. Auch Herr Jungbauer bekräftigt diese Aussagen in seinem Kommentar.
Aber um bei ihnen zu bleiben: an ihrem Kommentar sieht man mal wohin mangelndes Leseverständnis führt!
Man kann es drehen und wenden wie man will.
Letztendlich dreht sich alles ums Geld
Ein 'normaler Arbeitgeber', der Pädokriminalität in vergleichbarem Maßstab gefördert hätte, wäre längst 'vom Markt' verschwunden.
Das diskreditiert sie endgültig als Diskussionspartner🤐