Dass sich täglich Lastwagen abenteuerlich durch die schmale Winterhäuser Ortsdurchfahrt manövrieren, ist nichts Neues. Dass die Gemeinde versucht, eben jenen Schwerlastverkehr aus dem Altort zu verbannen, auch nicht. Trotzdem konnte die Gemeinde Winterhausen in ihrem beharrlichen Streben für ein Durchfahrtsverbot jahrzehntelang keine Erfolge verbuchen. Jetzt scheint sich die Hartnäckigkeit der Gemeinde auszuzahlen: Die Untere Verkehrsbehörde des Landkreises Würzburg hat einer Sperrung der schmalen Straße im Altort für den Lkw-Verkehr zumindest im Probebetrieb zugestimmt.
Geplant ist ein sogenannter Verkehrsversuch über den Zeitraum von einem Jahr, wie das Landratsamt bestätigt: "Derzeit ist vorgesehen, den Bereich der Ortsdurchfahrt ab dem Kreisverkehr in Richtung Goßmannsdorf bis zum Ortsende für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen mit dem Zusatz ,Anlieger frei' zu sperren." Auch die sich am Straßenrand befindenden Parkplätze auf dieser Strecke sollen demnach angepasst werden, "um den Verkehrsfluss besser zu steuern".
Immer wieder verkeilen sich Lastwagen in der schmalen Ortsdurchfahrt
"Das ist ein überfälliger Schritt", sagt Bürgermeister Christian Luksch. Denn die aktuelle Verkehrssituation stelle eine Gefahr dar – nicht nur für Anwohnerinnen und Anwohner.
Das Problem ist schnell erklärt: Die Hauptstraße ist im Bereich des Winterhäuser Altorts an manchen Stellen so eng, dass Lastwagen und gelegentlich sogar Autos im Begegnungsverkehr auf die Gehwege ausweichen müssen. Diese sind allerdings an manchen Stellen gerade einmal einen halben Meter breit und damit sogar für einen Rollator zu schmal. Viele der Haustüren führen direkt auf die Fahrbahn. Große Lastwagen hätten sich in der Straße bereits regelrecht verkeilt, schilderte Ingo Scholz, Sprecher des Arbeitskreises Mobilität (AK), in der Vergangenheit die Lage.
Die Gemeinde fordert deshalb bereits seit langem ein Durchfahrtsverbot für den Schwerlastverkehr und verweist auf die Bundesstraße 13 auf der anderen Mainseite als geeignete Ausweichroute.
Verkehrsbehörde sah rechtliche Voraussetzungen für Sperrung nicht erfüllt
Doch die erhoffte Unterstützung dieses Vorschlags von Behördenseite blieb lange aus. Stattdessen verwies das Landratsamt auf die Zuständigkeit der Regierung von Unterfranken, die Regierung von Unterfranken wiederum auf das Landratsamt – zumindest, wenn es um ein Durchfahrtsverbot aus Gründen der Verkehrssicherheit gehe.
"Da sowohl Unfallzahlen als auch Verkehrsbelastung sich auf der Strecke in einem unkritischen Bereich bewegen, liegen die rechtlichen Voraussetzungen" dafür allerdings nicht vor, so die Argumentation der Verkehrsbehörde. Als Staatsstraße sei die Ortsdurchfahrt außerdem "für den Durchgangsverkehr bestimmt" und müsse diese Rolle auch erfüllen. AK-Sprecher Ingo Scholz sprach im Rahmen einer Podiumsdiskussion vor einem Jahr von "müßigem Kompetenzgerangel", die Frustration in Winterhausen stieg.
Doch warum nun der Kurswechsel in der Verkehrsbehörde? "Mit der Möglichkeit des Verkehrsversuchs gibt der Gesetzgeber den Straßenverkehrsbehörden seit wenigen Jahren die Möglichkeit, unter reduzierten rechtlichen Hürden Verkehrssicherungsmaßnahmen zu erproben und bei Erfolg zu verstetigen", heißt es vonseiten des Landratsamts. Statt eine besondere Gefahrenlage nachweisen zu müssen, genüge in diesem Fall eine einfache Gefahrenlage. Diese Erleichterung von Verkehrsversuchen war Teil der Novelle der Straßenverkehrsordnung im Jahr 2020.
Die Sperrung auf Probe soll nun laut der Behörde zeigen, ob das Sicherheitsbedürfnis etwa von Anwohnerinnen und Anwohnern mit dieser Maßnahme erfüllt werden und gleichzeitig weiterhin der "Nutzungszweck der Staatsstraße, nämlich die Ermöglichung des Durchgangsverkehrs" gewährleistet werden könne.
Kleine Einschränkungen der betroffenen Lkw-Fahrer stünden allerdings im Verhältnis zum potenziellen Nutzen. Schließlich stehe mit der B 13 eine "qualitativ hochwertige, mit minimalem Umweg erreichbare Alternativstrecke" zur Verfügung.
Genauer Startzeitpunkt der Sperrung noch unklar
Der Vorschlag aus dem Landratsamt, die Straße probeweise zu sperren, hatte die Gemeinde im vergangenen Herbst erreicht. Schon damals zeigte sich Luksch erleichtert. "Wir freuen uns, dass Bewegung in die Sache gekommen ist", äußerte er sich gegenüber der Redaktion. Allerdings galt es, sich damals noch über einige Details einig zu werden. Nun stehe das Konzept, so Luksch. Es gehe nur noch darum, Feinheiten festzuzurren. Wann genau die Sperrung in Kraft treten soll, sei deshalb noch nicht klar, sagt der Bürgermeister. In seiner Prognose bleibt er vage: "Es wird wohl keine zwei Jahre mehr dauern, es wird aber auch nicht nächste Woche sein."
Die Sperrung auf Probe ist nicht der erste Verkehrsversuch in Winterhausen. Seit etwa einem Dreivierteljahr läuft an der Auffahrt zur Mainbrücke die Testphase eines Kreisverkehrs. Bürgermeister Luksch zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung in seiner Gemeinde. "Wir machen deutliche Fortschritte in Richtung Verkehrsberuhigung."