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Burggrumbach
"Eine mittlere Katastrophe": Diese Auswirkungen hat die Trockenheit für die Landwirtschaft in Unterfranken
Der trockene Sommer macht den Landwirten zu schaffen. Wie sehr Mais, Zuckerrüben und Getreide leiden, zeigt Burkard Ziegler auf seinen Feldern in Burggrumbach.
Landwirt Burkard Ziegler (rechts) zeigt auf seinen Feldern in Burggrumbach (Lkr. Würzburg), welche Auswirkungen die anhaltende Trockenheit hat. Mit dabei ist auch Stefan Köhler, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands.
Foto: Thomas Obermeier | Landwirt Burkard Ziegler (rechts) zeigt auf seinen Feldern in Burggrumbach (Lkr. Würzburg), welche Auswirkungen die anhaltende Trockenheit hat.
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:15 Uhr

Zurück vom Rundgang über seine Maisfelder bleibt Burkard Ziegler unvermittelt vor dem Eingang seiner Biogasanlage in Burggrumbach (Lkr. Würzburg) stehen und streckt die Arme aus. "Regnet's? Ja, es regnet!" Der Landwirt freut sich über jeden Tropfen. Auf seinen Feldern ziehen sich tiefe Risse durch die staubtrockene Erde. Die Maispflanzen sind klein und ihre Kolben auch: "Eine mittlere Katastrophe", sagt der 51-Jährige.

Burkard Ziegler ist niemand, der den Teufel an die Wand malt. Der Landwirt, der vor 25 Jahren den elterlichen Betrieb übernommen hat und aktuell 200 Hektar Acker bewirtschaftet, betont etwa, dass im Gegensatz zur anstehenden Mais- und Zuckerrübenernte die bereits abgeschlossene Getreideernte bei ihm und seinen unterfränkischen Kolleginnen und Kollegen im Rahmen dessen gelegen habe, was man gewohnt sei. Das Getreide, das bei ihm mit 100 Hektar die Hälfte seiner Anbaufläche ausmacht, habe man durch die angespannte Marktlage aufgrund des Krieges in der Ukraine zudem teilweise für nahezu das Doppelte des noch im vergangenen Herbst gängigen Marktpreises verkaufen können.

Qualitätseinbußen beim Getreide durch die Trockenheit

Während sich die Trockenheit bei der Erntemenge kaum bemerkbar machte, habe sie jedoch sehr wohl Auswirkungen auf die Qualität des Weizens gehabt: "Ohne Wasser kann das Getreide nichts umsetzen, das führt zu sehr schlechten Eiweißwerten von unter 11 Prozent, wo es für ein gutes Brot Werte von gut 13 Prozent bräuchte", sagt der Landwirt. Ein weiteres Problem sei die Ausbildung des giftigen Mutterkorns im Weizen. "Das gab's früher nur bei Roggen und Triticale, aber dass es beim Weizen auftritt, ist ein Novum", so Ziegler.

"In Unterfranken gab es dieses Jahr jede Menge Mutterkorn", sagt auch Stefan Köhler, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV), der zusammen mit Wilfried Distler, dem Geschäftsführer des BBV Würzburg-Kitzingen, für den Rundgang nach Burggrumbach gekommen ist. "Was man früher nur beim Winterroggen kannte, trat dieses Jahr auch im Winterweizen zutage", so Köhler.

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Die Qualitätsmängel beim Getreide würden zum einen an der Trockenheit liegen, zum anderen aber auch an den Vorgaben der Düngeverordnung. Die schlechtere Qualität drücke den Preis und wiege dadurch schwerer als die Ertragsrückgänge, die in diesem Jahr in Unterfranken bei durchschnittlich 15 Prozent lägen.

Immer frühere Ernte- und Saattermine durch den Klimawandel

Nicht nur die längeren Trockenperioden sind eine Folge des Klimawandels, sondern auch die immer früheren Ernte- und Saattermine: "Heuer hatten wir die früheste Weizenernte, jetzt kommt die früheste Maisernte", sagt Landwirt Ziegler. "Früher ist ganz oft am 1. Mai noch Mais gesät worden, mittlerweile bin ich damit am 20. April schon fertig."

Wetterextreme werden tendenziell zunehmen, sagt BBV-Bezirkspräsident Köhler: "Wir haben viel zu oft und viel zu lange stabile Wetterlagen. Entweder extrem viel Regen – das war letztes Jahr so, da hat's lange geregnet – und dieses Jahr ist es wieder komplett umgekehrt."

Auch die Bodenqualität der Felder spielt eine große Rolle

Die Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit zeigen sich auch deutlich auf zwei von Zieglers Maisfeldern. Sie haben eine sehr unterschiedliche Bodenqualität. Während auf dem ersten mit einer Bonität von 80 - auf einer Skala bis 100 - noch grüne, mannshohe Stauden stehen, muss der Landwirt beim Anblick der nicht einmal halb so hohen Pflanzen mit vielen braunen Blättern auf dem Feld mit einem 40er-Wert stutzen: "Das ist schon erschreckend", sagt er und schätzt den zu erwartenden Ertrag des Feldes auf ein Viertel einer normalen Ernte. Die Ernteeinbußen auf dem ersten Feld sind nicht so groß wie auf dem zweiten. Sie betragen etwa ein Drittel im Vergleich zu einem durchschnittlichen Erntejahr.

Die dürren Blätter zeigen, wie sehr der eigentlich sehr trockenheitsresistente Mais mit der aktuellen Witterung zu kämpfen hat.
Foto: Thomas Obermeier | Die dürren Blätter zeigen, wie sehr der eigentlich sehr trockenheitsresistente Mais mit der aktuellen Witterung zu kämpfen hat.

Das liegt daran, dass höherwertige Böden mehr Wasser speichern können. Das funktioniere wie "ein Puffer gegen die Trockenheit" erklärt Stefan Köhler. "Unsere Herausforderung wird es künftig sein, die Böden mit Humus, mit Organik so aufzubauen, dass sie das Wasser noch besser halten können", sagt der BBV-Bezirkspräsident. "Da kann man viel machen, aber das kostet alles Geld und Zeit. Das muss erforscht werden und wir fordern politisch ein, dass sich die Wissenschaft dieser Problematik annimmt."

Die trockenresistente Hirse ist für Burkhard Ziegler keine Alternative zum Mais

Ein alternativer Forschungsansatz wird am neuen Forschungszentrums für Landwirtschaft in Trockenlagen der Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Schwarzenau (Lkr. Kitzingen) verfolgt. Dort werde mit hitzeresistenten Kulturen wie etwa Hirse experimentiert, sagt Köhler.

Einer seiner Kollegen baue bereits seit vier Jahren Hirse an, erzählt Burkard Ziegler. Doch der Landwirt sieht das kritisch. In weniger trockenen Sommern habe die Kultur nämlich deutliche Nachteile. "Da drischt man dann erst im Oktober, holt seinen Mähdrescher raus, der eigentlich schon sauber war, muss das mit Energieaufwand trocknen – da muss man aufpassen", sagt Ziegler. Er möchte daher weiterhin auf den ebenfalls sehr trockenresistenten Mais setzen.

Nur wenn der Landwirt genug Mais ernten kann, lohnt sich der Betrieb der Biogasanlage

Der Landwirt baut in Burggrumbach Mais an, um damit seine Biogasanlage zu betreiben. Rund 6600 Tonnen Mais benötigt er dafür jährlich. Das entspricht einer Anbaufläche von etwa 120 Hektar. Fällt die Ernte jedoch weiterhin so schlecht aus wie in diesem Jahr - Ziegler rechnet heuer beim Mais nur mit der Hälfte der Erträge, die er sonst in einem normalen Jahr hat -, würde er auch entsprechend mehr Ackerfläche brauchen. Doch dadurch wäre die Biogasanlage für ihn kaum noch wirtschaftlich.

"Da kann ich noch froh sein, dass letztes Jahr ein Topjahr war", sagt Ziegler. "Mein Silo war zum Glück noch nie so voll wie jetzt, sonst hätte ich nämlich jetzt ein Problem."

Burkard Ziegler vor seinem Silo, in dem er verdichteten Mais für den Betrieb seiner Biogasanlage lagert.
Foto: Thomas Obermeier | Burkard Ziegler vor seinem Silo, in dem er verdichteten Mais für den Betrieb seiner Biogasanlage lagert.

"Je nach Standort liegt der Ertragsausfall in Unterfranken beim Silomais zwischen 75 und 30 Prozent", sagt Stefan Köhler. "Beim Körnermais zwischen 50 und 30 Prozent, einige Körnermaisschläge wurden aber auch schon als Silomais gehäckselt, weil sich der Drusch nicht gelohnt hätte."

Auch die Zuckerrübe leidet stark unter der Trockenheit

In dem aufgerissenen Boden sind die Zuckerrüben deutlich zu sehen.
Foto: Thomas Obermeier | In dem aufgerissenen Boden sind die Zuckerrüben deutlich zu sehen.

Unter der anhaltenden Trockenheit leidet aber nicht nur der Mais, sondern auch die Zuckerrübe, deren Anbau eigentlich einen beträchtlichen Teil zum Gewinn des Landwirts beisteuern sollte. Doch die Zuckerrübenfelder geben ein ähnlich trostloses Bild ab wie die Maisfelder. Zwischen den langen Rüben-Reihen ist der sandige Boden zu sehen. Auch hier hat das Feld tiefe Risse, in denen die Zuckerrüben teilweise fast vollständig zum Vorschein treten.

Eine Proberodung habe kürzlich gut 20 Prozent weniger Ertrag gebracht als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr, sagt Ziegler. "Und es wächst jetzt nichts mehr nach, das ist das Schlimme."

 
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  • capsula@t-online.de
    Solange die Bauern soviel Wasser verschwenden, so lange wird Es immer schlechter. Bis überhaupt kein Wasser mehr vorhanden ist.
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  • Sehr wichtig die guten Boden anstatt für Essen für die Stromerzeugung zu nutzen
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  • hansi07
    Das kommt davon, wenn aufgrund der billig-billig-Mentalität der Verbraucher und sattem Weltmarkt so wenig für die heimische Erzeugung von Nahrungsmitteln übrig blieb, dass sich die Biogasanlagen (die übrigens zur Zeit der grünen Landwirtschaftsministerin Renate Künast boomten) besser rechnete. Und Investition in so eine Anlage bindet viel Geld. Da kann man nicht heute rin in die Kartoffeln und morgen wieder raus. Die gleichen Entwicklungen haben wir aktuell wieder. Die nationalen Auflagen für die Bauern steigen, und der Kunde greift nach dem Billigsten. Die Versprechen, für höhere Standards (z. B. mehr Platz je Tier im Stall) mehr zu bezahlen haben Verbraucher und Handel längst vergessen. Dann nimmt man eben die Ware aus dem Ausland, wo diese Auflagen nicht gelten.
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