"Ohne die Großfamilie Wenger wäre der Fasching in Veitshöchheim nicht das, was er ist" und "Ohne sie würde Veitshöchheim keine Faschingshochburg sein", diese aus dem Internet entnommenen Sätze drücken kurz und prägnant das aus, was die vom Fastnachtsfieber befallene Großfamilie über vier Generationen und einen Zeitraum von über 60 Jahren hinweg geleistet hat und immer noch leistet – allen voran das Familienoberhaupt, der 87-jährige Edgar Wenger. Er war über vier Jahrzehnte der Motor der örtlichen Fasenacht, erhielt dafür bereits 1988 für seine Verdienste den Till in Gold von Fastnacht-Verband Franken und vom Bund Deutscher Karneval (BDK) den Verdienstorden in Gold.
Der Karnevalist vom Scheitel bis zur Sohle glänzte anfangs zehn Jahre lang als Büttenredner, wurde 1963 Sitzungspräsident der Karnevalsabteilung der Turngemeinde und nach der Gründung des Veitshöchheimer Carnevals-Clubs (VCC) 1966 organisierte und leitete er 23 Jahre lang die VCC-Prunksitzungen. Danach hatte er als Jugendleiter großen Anteil an den bundesweiten Erfolgen der VCC-Garden. Seit 1999 standen diese unter den Fittichen seiner beiden, seit ihrer Kindheit im Gardetanz aktiven Töchter Sylvia Schraut und Petra Greiner bei Deutschen Meisterschaften mit ihren Schautänzen neunmal auf dem Treppchen. Sie errangen dabei eine Gold-, vier Silber- und vier Bronzemedaillen.
Edgar Wenger war auch Initiator und Hauptorganisator, wenn es um die Ausrichtung überregionaler Gardetanzturniere oder Vereinsfeste ging, die dem Club erhebliche Einnahmen bescherten. Zu verdanken war ihm auch das Clubheim in der Vitusschule im Jahr 1983, ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte.
Der Ehrensitzungspräsident des VCC trat auf dem sportlichen Höhepunkt der Vereinsgeschichte im Jahr 2003 als Jugendleiter wegen Differenzen mit dem Präsidium zurück. Das Präsidium wollte die von Wenger weiter angestrebte leistungsorientierte Nachwuchsarbeit nicht mittragen. Dies führte zur Abspaltung der Weißen und Roten Garde des VCC und im Juni 2003 zur Gründung der Tanzsportgarde Veitshöchheim (TSGV). Fortan führte der "Wenger-Clan" beim neu gegründeten Verein sein Engagement leistungsorientiert für den Gardetanzsport fort.
Töchter der Veitshöchheimer Familie Wenger Unterfrankens Aushängeschilder im Gardetanz
So wurde unter Leitung der beiden Wengertöchter die TSGV schon bald Unterfrankens Aushängeschild im Gardetanz, errang 2007 sieben von elf unterfränkischen Meistertiteln. 2008 feierte der Verein mit dem Jugendtanzpaar Madeleine Stadelmann und Daniel Trabold seinen ersten Deutschen Meistertitel. 2011 konnte mit "Rettet Eure Heimat" erstmals ein Schautanz der TSGV bei der "Fastnacht in Franken" bewundert werden. Seitdem ist Sylvia Schraut als Choreografin, Kostümbildnerin und Trainerin alljährlich bei der Fernseh-Produktion gefordert. So wirkten auch dieses Jahr insgesamt 20 ihrer Tänzerinnen drei Programmnummern begleitend mit.
Für Furore sorgt seit 2019 bei den Prunksitzungen von VCC und TSGV das von Sylvia Schraut mit der Ü25-Garde einstudierte 27-minütige Bühnenfeuerwerk "World of Musicals" mit den beliebtesten Liedern aus neun Musicals. Beim letzten Tanz "Aladin" war auch Schrauts 20-jähriger Sohn Nico als Tänzer mit dabei. Bereits 2019 wurden Petra Greiner mit dem BDK-Verdienstorden in Gold mit Brillant für 50-jähriges und Sylvia Schraut in Gold für 40-jähriges fastnächtliches Engagement ausgezeichnet.
An der Seite von Petra ist auch ihr Mann Albert Greiner ein leidenschaftlicher Fasenachter. Der Tillträger ist seit 34 Jahren bei der Fernsehsitzung als Einheimischer quasi Mädchen für alles, hegt einen engen Kontakt zu den Künstlern, ist deren Ansprechpartner bei Problemen und Verbindungsglied zwischen BR, FVF und Gemeinde.
Seine Tochter, die Wenger-Enkelin Kristina Hauser ist seit ihrem fünften Lebensjahr im Fasching unterwegs – bis 2003 als Tanzmariechen und Gardetänzerin und seit 2001 als Trainerin. Im Februar 2022 wurde die 38-Jährige mit dem Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval in Silber ausgezeichnet. Von Edgar Wengers reichem Erfahrungsschatz und seiner exzellenten Vernetzung in der Faschingsszene profitiert auch heute noch Christian Hauser, der Ehemann seiner Enkelin Kristina, der inzwischen schon im 14. Jahr als 1. Vorsitzender die Geschicke der TSGV lenkt.
Und in der vierten Generation haben auch die beiden Hauser-Töchter Isabell und Amelie, die Urenkelinnen der Wengers, ein Faible für den Gardetanz entwickelt. Die neunjährige Amelie tanzt seit ihrem dritten Lebensjahr und wurde dafür in der Fastnachtsgala mit dem BDK-Treueabzeichen in Bronze ausgezeichnet. Die elfjährige Isabell, die in der Juniorengarde aktiv ist, hatte heuer bei der Fastnacht in Franken als Till Eulenspiegel ihren ersten Auftritt im Fernsehen beim Eröffnungslied des Sängers Norbert Knorr. Der Titel lautete "Es lebe unsere Fasenacht" – der passende Slogan für die Großfamilie Wenger.