Grüne Energie ist ein Thema, das bewegt. Auch im südlichen Landkreis Würzburg nimmt die Erzeugung erneuerbarer Energien mehr und mehr an Fahrt auf. In Ochsenfurt etwa sind gleich mehrere neue Solarparks geplant. Aber auch zwischen Sommerhausen und Erlach soll sich etwas tun. Auf einer Fläche, auf der sich schon seit Jahren sieben Windräder drehen, sollen künftig drei neue dazukommen. Das Besondere: Eines der Windräder soll nicht von einer Energiegesellschaft betrieben werden, sondern von einem Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern aus Sommerhausen, Winterhausen und umliegenden Gemeinden.
Das ist erstmal nichts Neues: Schon im April 2023 hat sich zu diesem Zweck die WiSo-Bürgerenergiegenossenschaft gegründet. Doch mittlerweile hat das Projekt bedeutende Fortschritte gemacht.
Grundsteinlegung steht bevor
"Nicht mehr lange, dann sieht man, dass sich etwas bewegt", sagt Karl-Heinz Werther, der gemeinsam mit Thomas Ahrens den Vorstand der Genossenschaft bildet. Denn im Juli soll der Grundstein für die geplante Windenergieanlage gelegt werden. Kommt nichts Unvorhergesehenes mehr dazwischen, könne das Windrad dann im Sommer kommenden Jahres in Betrieb gehen, kündigt Werther an. "Damit liegen wir im zeitlichen Rahmen."
Und das, obwohl nicht alles seit Beginn der Planung glattlief. Etwa habe lange eine Bestätigung der Mainfranken Netze GmbH (MFN) dafür gefehlt, dass der produzierte Strom an einer Übergabestation in Heidingsfeld ins Netz eingespeist werden kann, sagt Werther. Hinzukämen weitere Anträge, die oft mehr Zeit und Geduld erfordert hätten als erhofft.
Auch wie die Leitung verlaufen soll, die einmal den produzierten Strom von den Windkraftanlagen in Richtung Würzburg transportieren wird, ist noch nicht bis ins letzte Detail abgestimmt. "In Eibelstadt suchen wir noch eine Lösung", sagt Karl-Heinz Werther. Im Bereich der Weinberge gelte es da noch eine Lücke zu schließen. Verschiedene Optionen ständen dafür im Raum. Allerdings müssten sich auch die betroffenen Grundstücksbesitzer bereiterklären, die Leitung auf ihrem Grund verlegen zu lassen.
540 Bürgerinnen und Bürger haben investiert
Insgesamt habe er dennoch keine Sorgen, dass nun noch etwas das Projekt gefährden könnte, sagt der Sommerhäuser. Schließlich gebe es auf der Fläche schon mehrere Windräder und dementsprechend auch Erfahrungswerte. Wie die bestehenden Windräder schon wird auch das Bürgerwindrad von der Energiedienstleistungen Bals GmbH geplant.
Einen Vertrauensvorschuss hat das Bürgerwindrad auch vonseiten der 540 Genossenschaftsmitglieder. Schließlich haben diese jeweils zwischen 3000 und 9000 Euro investiert und stellen damit ein Kapital von 2,76 Millionen Euro. Schwierigkeiten, genügend Interessenten zu finden, habe die Genossenschaft keine gehabt, sagt Werther. Im Gegenteil: "Das Interesse war schon bei unseren ersten Infoveranstaltungen im November 2022 riesengroß." Nachdem die Genossenschaft zwischenzeitlich keine neuen Mitglieder mehr aufgenommen hat, soll es nun noch einmal möglich sein, Anteile zu kaufen.
Hinzukommen finanziell gesehen laut der Genossenschaft Mittel aus einem sogenannten partiarischen Nachrangdarlehen von Investoren – einem Kredit, mit dem eine Gewinnbeteiligung verbunden ist – und ein Bankdarlehen.
Insgesamt rechne man mit Investitionskosten von etwa 7,2 Millionen Euro, sagt Karl-Heinz Werther. Allerdings gebe es noch kleinere Unwägbarkeiten in der Kalkulation.
Für Herstellung und Aufbau etwa lägen die Kosten bei geschätzten 5,4 Millionen Euro. Leicht in die Höhe gehen könnte der Preis allerdings noch, sollten noch Sonderausstattungen notwendig werden. Das ist nicht unwahrscheinlich. "Wir haben etwa das Problem, dass unser Windrad am frühen Morgen einen Schattenwurf verursacht auf die Cafeteria des Tierparks", sagt Werther. Das könne unter Umständen bedeuten, dass die Anlage in diesem Zeitraum still stehen muss. Damit dies automatisch geschieht, sei spezielle Ausstattung – ähnlich einer Zeitschaltuhr – nötig.
Nach neun Jahren sollen die Investitionskosten eingespielt sein
Läuft das Windrad einmal, rechne die Genossenschaft mit einem Erlös von etwa 8,5 Cent pro Kilowattstunde, so Werther. Verluste, die durch die Leitung des Stroms nach Würzburg entstehen, sind hier schon berücksichtigt. Davon ausgehend werde es etwa neun Jahren dauern, bis die Investitionskosten wieder eingespielt seien, prognostiziert Werther. Ausgelegt sind die geplanten Windkraftanlagen für eine Betriebsdauer von 25 Jahren.
Die Möglichkeit, den Strom selbst zu nutzen, gibt es für die beteiligten Bürgerinnen und Bürger bislang nicht. Die Genossenschaft würde das befürworten, sagt Werther. "Schließlich steckt der Gedanke einer dezentralen Stromversorgung dahinter." Aus gesetzlichen Gründen sei es aktuell aber nur möglich, den Strom zu verkaufen. "Aber man muss auch bedenken: Man kann den Kuchen nicht zweimal essen", sagt Werther. Entweder gebe es günstigen Strom für den Eigenbedarf oder die Gewinne aus dem Verkauf.