
Am 1. April 2023 hatte sich die WiSo-Bürgerenergiegenossenschaft Winterhausen-Sommerhausen (WiSo) gegründet. Die Planungen der Energiedienstleistungen Bals GmbH aus Kamen waren damals schon weit gediehen. Sie betreibt bereits die bestehenden sieben Windenergieanlagen (WEA). Drei weitere, 230 Meter hohe Windräder sollen in der interkommunalen Konzentrationszone südlich des bestehenden Windparks auf der Hochfläche zwischen Erlach und Sommerhausen neu gebaut werden.
Eines davon will die WiSo betreiben, in der sich bislang vorwiegend private Anleger aus Winterhausen und Sommerhausen sammeln. Aktuell werden am künftigen Standort, auf halbem Weg nach Erlach, bereits Bäume gerodet. Es sind alte Kirschplantagen nahe am Saum des Waldstücks Hunsrück. Die Anbindung an das Stromnetz wird bei der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) in Heidingsfeld sein.
Baugenehmigung wird in den nächsten Tagen erwartet
Tatsächlich rechnet Geschäftsführer Jochen Bals noch vor Jahresende mit der ausgefertigten Baugenehmigung. "Wir merken schon, dass mehr Druck in den Verwaltungen ist. Die Leute sind hinterher", so seine Erfahrung. Limitierend seien die personellen Kapazitäten. Aber, so sein Fazit: "In acht Monaten eine Baugenehmigung zu erhalten, da liegt das Landratsamt Würzburg im Bundesdurchschnitt recht gut".
Bislang seien vor allem Aktenordner gefüllt worden. Karl-Heinz Werther, zusammen mit Thomas Ahrens geschäftsführende WiSo-Vorstände, geht es deutlich zu langsam: "In der Öffentlichkeit wird von einer Planungsbeschleunigung geredet. Das spiegelt sich jedoch nicht spürbar beim Vorstand wider". Der Rechtsanwalt, der den kaufmännischen Part übernommen hat, führt unter anderem personelle Engpässe bei Gericht an. Immerhin sei die WiSo seit dem 18. November im Genossenschaftsregister beim Amtsgericht Würzburg eingetragen, die Gründung damit abgeschlossen. Fast postwendend hatten die bereits registrierten Interessenten Mitgliedsanträge erhalten und die Aufforderung, ihre Anteile einzuzahlen.
Genossenschaftsanteile sollen 2,4 Millionen Euro einbringen
Überrascht sind die beiden jetzt von der Resonanz der Interessenten nach all der Zeit. "Die gestiegene Empathie für WEA", vergleicht Werther die Situation mit der vor zehn Jahren, "übertrifft die Erwartungen für die Eigenfinanzierung noch um einiges." Stand 21. Dezember seien schon 330 Beitrittserklärungen eingegangen. Man sei aber noch ein ganzes Stück weg vom neuen, an der Nachfrage orientierten Ziel: einer Eigenkapitalquote von mehr als 50 Prozent für die etwa 7 Mio.-Euro-Investition. Die Frist für die Beitrittserklärungen wurde deshalb bis Ende Februar verlängert. Neben den Genossenschaftsanteilen, die etwa 2,4 Mio. Euro bringen sollen, wird in gleicher Höhe mit sogenannten partiarischen, in der Höhe unbegrenzten Nachrangdarlehen von Investoren gerechnet. Der Rest sei dann über Bankdarlehen zu finanzieren.
1,254 Millionen Euro seien bereits auf dem Genossenschaftskonto eingegangen. Viele hätten auch zwei oder drei der 3000-Euro-Anteile gezeichnet, so Ahrens, der die technische Abwicklung übernommen hat. Einen weiteren Schub neuer Interessenten erwarten die beiden jetzt, nachdem die rechtlichen Grundlagen erarbeitet sind und das Projekt kurz vor der Ausführungsphase steht.
Trotz der Veränderungen am Energiemarkt rechne man bislang noch unveränderten Zahlen, bestätigt Ahrens: mit 5,5 Cent Produktionskosten pro Kilowattstunde und 8 bis 9 Cent Erlös. Eine stabile Wirtschaftlichkeitsberechnung fehle aber nach wie vor, da noch zu viele Parameter offen seien. Und einige dieser Parameter wolle man auch unbedingt verändern.
Ziel ist die dezentrale Energieversorgung
Eine dezentrale Energieversorgung sei das Ziel und, dass der so erzeugte Strom vor Ort verbraucht werden könne, so die Vorstände unisono. Allerdings gebe sich die WVV als örtlicher Versorger bislang "recht zugeknöpft bei der Vision, günstigen Strom an die Genossenschaftsmitglieder abzugeben", berichtet Ahrens.
"Noch wichtiger als Photovoltaik, die bei der sommerlichen Flaute übernehmen könnte, ist für die Energiegenossenschaft deshalb das Thema Speichersysteme", folgert Werther. Die EU-Verordnung, wonach sich Endkunden an Genossenschaften für erneuerbare Energien beteiligen und so von günstigeren Strompreisen profitieren dürfen, sei seit fünf Jahren nicht vollständig in Bundesrecht umgesetzt, reklamiert er.
Daran hänge unter anderem die Frage, in welchem Umkreis genau Genossenschaftsmitglieder auch Stromkunden ihrer Energie-Genossenschaft sein können. Darüber hinaus zeichneten sich auch interessante Synergien aus: So seien Betreiber von Freiflächen-Photovoltaikanlagen daran interessiert, die Leitung zum Netzübergabepunkt in Heidingsfeld ebenfalls zu nutzen.
„Die Zulassung von Windenergieanlagen findet unter der Voraussetzung des vollständigen Rück- baus der Anlagen nach dauerhafter Nutzungsaufgabe statt (§ 35, Abs. 5 BauGB). Dieser Rückbau schließt auch das komplette Fundament mit ein."
Ist das in der Kalkulation mit drinnen?
Die Gesamtkosten (Anlage und Fundament) werden (wurden 2022) auf rund 280.000€ geschätzt....