Für die einen stehen sie für moderne Mobilität, andere warnen vor Chaos und Unfallgefahren: Elektro-Tretroller sind nun schon seit über einem Jahr im deutschen Straßenverkehr zugelassen. Zum ersten Geburtstag haben sich die kleinen Gefährte vor allem zu einem Großstadtphänomen entwickelt. In Frankfurt oder Berlin gibt es kaum noch Ecken, wo nicht ein Scooter zu sehen ist.
Begrenzter Handlungsspielraum der Stadt
In Würzburg jedoch sind nur vereinzelt sogenannte Elektrokleinstfahrzeuge von Privatpersonen unterwegs. Stationen, um die Roller zu leihen, gibt es bisher nicht. Dabei sind sie schon länger im Gespräch. Mit einer extra eingerichteten Arbeitsgruppe hat die Stadt im vergangenen Jahr darüber beraten, wie ein Start aussehen könnte. Besonders viel Mitspracherecht hat die Stadtverwaltung aber nicht. Denn wie Umwelt- und Kommunalreferent Wolfgang Kleiner im Sommer vergangenen Jahres betonte, könnte grundsätzlich jeder Anbieter dort Roller aufstellen, wo er möchte. Die Rechtslage gebe den Städten hier keine umfassenden Handlungsmöglichkeiten. Das sorgte vor allem bei einigen Stadträtinnen und Stadträten damals für Skepsis.
Zu Beginn war die Stadtverwaltung mit drei Anbietern im Gespräch, einer sprang jedoch bereits schnell wieder ab. Ein anderer wollte laut Stadtverwaltung eigentlich vergangenes Frühjahr an den Start gehen. Mit dem Ausbruch des Coronavirus habe sich das vermutlich verzögert, meint Rathaussprecherin Claudia Lother auf aktuelle Nachfrage. Hinzukomme, dass wohl keiner der Anbieter Würzburg ganz oben auf der Liste gehabt hätte, um hier kurz nach Zulassung die ersten Fahrzeuge aufzustellen. Obwohl die Stadt keine aktuelle Meldung über einen baldigen Start hat, betont Lother aber, dass die Gespräche immer konstruktiv abgelaufen seien. "Wir vermuten, dass langsam wieder Leben in die Sache kommt, nachdem der erste Boom abgeflacht ist", sagt sie. Ein genaues Startdatum für die elektrischen Tretroller ist der Stadt nicht bekannt.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) warb zum Start für eine "echte zusätzliche Alternative zum Auto" etwa für die "letzte Meile" von Zuhause zur Bahnstation oder vom Bus zum Büro. Die Erfahrung nach einem Jahr zeigt aber: Bei der nötigen Verkehrswende hin zu weniger Emissionen und Lärm stünden sie nicht im Mittelpunkt, meint der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy. Aus Sicht des Tüv-Verbands sind die E-Scooter eine sinnvolle Ergänzung zu Auto, Fahrrad, Bus und Bahn. Die hoch gesteckten Erwartungen als Teil der Mobilitätswende habe das neue Fortbewegungsmittel aber noch nicht erfüllen können.
Weiterhin skeptisch zeigt sich deswegen Steffen Jodl. Er ist Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz. Bereits im vergangenen Jahr bezeichnete er im Interview mit dieser Redaktion die Roller als "eine Schwierigkeit, die auf uns zurollt". Vor allem aus dem Grund, dass es auf den seiner Meinung nach engen Radwegen dann noch einen weiteren Verkehrsteilnehmer geben würde. Bei kombinierten Fuß- und Radwegen könnten dann gefährliche Situationen entstehen – zum Beispiel auf der Löwenbrücke. "Erfahrungen zeigen, dass E-Tretroller keinen positiven Effekt auf die Umwelt haben", sagt er außerdem. Denn ein Scooter ersetze nach bisherigen Untersuchungen kein Auto, sondern werde von Personen genutzt, die laufen, Rad fahren oder den ÖPNV nutzen. Jodl meint: "Der Effekt für den Klimaschutz ist nicht vorhanden."
Leser sind nicht begeistert
Die Leser auf www.mainpost.de kommentierten das Thema größtenteils gleichlautend im jüngsten Bericht zum aktuellen Stand. Richtig begeistert war keiner darüber, dass die Roller bald auch in der Domstadt fahren könnten. "Absoluter Unsinn", "Ein Flop" oder "Im Zentrum braucht man keinen Roller" waren einige Meinungen. Vor allem schilderten Leser ihre Erfahrungen aus anderen Städten. Dort sei die Situation teilweise chaotisch, weil die Roller oft umgeworfen oder unbedacht abgestellt werden würden.
Mit Material von dpa
Diese Roller sind extrem unfallträchtig, für die Fahrer wie für die Passanten. Und wer trägt die Kosten für die Verleihstationen? Wieder die Stadt? So wie bei den next-bike Räder, die ziemlich ungenutzt aber dafür mit 130.000 (!?!) EUR städtischer Unterstützung (hab ich letztes Jahr mal in der MP gelesen) in der Stadt rumstehen... ?