Er hat wohl einen der schönsten Arbeitsplätze in Würzburg. Im Luitpoldgraben auf dem ehemaligen Gartenschaugelände nahe dem Neunerplatz. Es ist das Ökohaus, gebaut für die Landesgartenschau 1990, die immer noch erfolgreichste aller Gartenschauen in Bayern. Das Haus ist dem Naturschutz gemäß umgeben von einer rustikalen Natur. Hier ist Steffen Jodl seit 25 Jahren Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz (BN). Der Diplom-Biologe hat eine sehr wechselvolle bis abenteuerliche Geschichte hinter sich und mit 52 Jahren wohl noch einiges vor sich.
Die Idylle im Luitpoldgraben trügt ein wenig. Denn hier im Ökohaus wird seit vielen Jahren für die Natur teils ganz energisch gekämpft gegen Entwicklungen, die gegen die Natur stehen. Steffen Jodl ist kein verbitterter Kämpfer und immer auf Sachlichkeit bedacht. Aber aus seiner Position heraus muss er Klartext reden. In seinen 25 Jahren reihen sich Erfolge, Mißerfolge und manchmal auch Resignation aneinander. Und er musste immer mit seinen Mitstreitern in der Kreisgruppe den Mut haben, sich richtig anzulegen mit Behörden, Bürgermeistern und ganzen Gemeinden.
Im Rückblick nennt er die ganz großen Themen wie den Mainausbau. Oder den Versuch, den dritten Verbrennungsofen am Müllheizkraftwerk in Würzburg zu verhindern, damit kein Mülltourismus entsteht. Das ist letztlich nicht gelungen. Ein beständig großes Thema war die Westumgehung Würzburgs mit dem Ziel das Projekt aus dem Bundesverkehrswegeplan herauszubringen. Es wurde nicht erreicht. Ein großes Thema war auch der Ausbau der A3, wo die Naturschützer auch hinter der Tunnellösung standen. Auch hier kam man nicht zum Ziel, 90 000 Quadratmeter Wald wurden gerodet.
Aber es gibt auch Erfolge. 1997 wurde in Würzburg auf Betreiben des BN der Bebauungsplan Müllerrain verhindert. 2003 konnte in Prosselsheim verhindert werden, dass 36 Hektar wertvolle landwirtschaftliche Flächen bebaut werden. Der Schutz des Feldhamsters, der vom Aussterben bedroht ist und auch hauptsächlich im Würzburger Raum zu finden ist, war und ist seit Jahren ein wichtiges Thema der Kreisgrupppe. Auch hier gibt es Erfolge zu verbuchen. Zumindest ist das Thema in der FFH-Richtlinie inzwischen in den Köpfen der Politiker verankert. Auch beim Umweltskandal in einem Steinbruch bei Aub habe man zumindest den großen Erfolg erzielt, dass jetzt genauer hingeschaut wird und viele Tonnen schadstoffbelastetes Material fachgerecht entsorgt werden müssen, sagt Jodel.
"Wir bearbeiten eine große Themenvielfalt bei einem kleinsten Personalbestand", sagt Steffen Jodl. Er nennt das Beispiel Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg, wo jetzt eine Begrünung und keine Bebauung vorgesehen ist. Da geht es um Feinstaub und eine bessere Begrünung in der Stadt.
Die großen Themen der Zukunft werden wie schon in der Vergangenheit der Klimawandel und der Gewässerschutz sein. Ganz besonders auch der Flächenfraß in der Stadt und in den Umlandgemeinden. Hier hat sich Jodl mit seinen Mitarbeitern schon seit Jahren intensiv eingesetzt. Er ist neben seiner Aufgabe als BN-Geschäftsführer auch im Naturschutzbeirat der Stadt und des Landkreises tätig und zudem im Klimabeirat der Stadt aktiv. Bei der Gründung des Landschaftspflegeverbandes im Landkreis war er maßgeblich beteiligt.
Dass die BN-Kreisgruppe mit 30 Ortsgruppen und inzwischen 6500 Mitglieder schlagkräftig ist, hat sie auf der Landesgartenschau bewiesen. Über die ganze Zeit wurde mit über 100 ehrenamtlichen Helfern ein attraktives Programm geboten das auch sehr gut angenommen wurde. In vielen Ortsgruppen wird Jugendarbeit intensiv gepflegt.Im Ökohaus bietet Klaus Isberner, Bildungsreferent, über das ganze Jahr Informationsveranstaltungen an. "Wir machen eine gute Medienarbeit", so Steffen Jodl, und er legt Wert darauf, "wir sind parteilos".
Jeder braucht aber auch die baustoffe, die aus Mineralschotter gewonnen werden. Ohne sie kein haus- und Straßenbau. Hier bietet sich eine regionale Abbaumöglichkeit. Vor Ort, kurze Transportwege, wenig Umweltbelastung. Ist es nun besser, den Kies aus Übersee zu importieren?
Die Bäume die hier gefällt werden, wachsen wieder nach, wenn das Terrain abgebaut ist und wieder zugeschüttet wird. Positive Beispiele dafür gibt es viele.
Beispiel Waldrodung Thüngersheim: Die Firma Benkert ist legal und juristisch seit 10 Jahren im Recht, hat dort Fällerlaubnis. Warum auch immer sei dahingestellt. Dass sie nur 9,8ha roden will, ist dem Gesetz geschuldet, welches erst ab 10ha eine andere Handhabe vorschreibt.
Es macht aber nun keinen Sinn, hier dem LRA die Schuld zu geben und zu lamentieren, welches sich nur innerhalb seiner Verwaltungstätigkeit und Möglichkeiten bewegen kann. Es darf nicht anders argumentieren, als es das Gesetz vorgibt. Dann muss sich der BUND stark machen, dass das Gesetz auf z. B. 0,5 ha geändert oder gestrichen wird.