Sie sollen neue Mobilitätsangebote in Städten sein, weckten aber auch im Vorfeld Bedenken: Der Bundesrat hat am Freitagvormittag entschieden, dass kleine Elektro-Tretroller in Deutschland zugelassen werden. Städte bereiten sich schon auf die kleinen Fahrzeuge vor. München rechnet beispielsweise mit etwa 10 000 E-Scootern. Und in Würzburg? Konkrete Details konnte Umwelt- und Kommunalreferent Wolfgang Kleiner bei der jüngsten Stadtratssitzung noch nicht nennen. "Das kommt unserem Mobilitätskonzept grundsätzlich entgegen", sagte er jedoch allgemein.
Stadt ist in Kontakt mit zwei Anbietern
Zudem erwähnte er, dass sich bereits Anbieter bei der Stadt gemeldet hätten, die ihre Roller verleihen wollen. Auf Nachfrage dieser Redaktion geht es laut Rathaussprecher Christian Weiß um zwei überregionale Firmen. Namen nennte er nicht.
Zudem ging es im Stadtrat um die Frage, ob die Stadt Einfluss darauf habe,wo die Tretroller abgestellt werden. Wenn es um öffentliche Wege geht, habe die Verwaltung keine Handlungsmöglichkeiten. Der Hintergrund: Fahrräder zum einfachen Mieten per App tauchten in manchen Großstädten in den vergangenen Jahren plötzlich in Massen auf – und sorgten für Ärger, weil sie überall herumstanden oder kaputt herumlagen.
Kommunale Regelungen
Manche Städte haben bereits Lösungsvorschläge, um so ein Szenario zu vermeiden. In Frankfurt soll es eine Begrenzung von maximal fünf Rollern pro Station am Main geben, defekte oder falsch geparkte Roller müssen innerhalb von sechs Stunden entfernt werden. Über ähnliche Regelungen hatte Referent Kleiner noch keine Angaben gemacht.
Der Verkehrsverbund Mainfranken (VVM) kündigte zudem an, dass die Roller auch in öffentliche Verkehrsmittel mitgenommen werden können, sofern sie nicht zwei Sitzplätze blockieren. Da die Roller in vielen Fällen klappbar seien, sehe Kleiner dies nicht als Problem.
Im Stadtrat gab es keine kritischen Stimmen zu den E-Roller-Plänen. Anders sieht es Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz. Er bezeichnet die Scooter als "eine Schwierigkeit, die auf uns zurollt". Jodl sieht die Problematik darin, dass die Radfahrwege, auf denen zukünftig auch E-Roller fahren dürfen, in Würzburg zu eng seien. "Man kann nicht immer mehr Verkehrsteilnehmer auf die selben schmalen Wege bringen", sagt er. Zudem findet er es problematisch, dass der Radweg in Würzburg häufig nicht deutlich vom Fußgängerweg abgegrenzt sei. "Da wird dann eben noch mehr los sein", meint er. Die Polizeiinspektion Würzburg-Stadt konnte sich am Freitag noch nicht zu den befürchteten Risiken äußern.
Stadtmarketing-Geschäftsführer Wolfgang Weier versteht diese Diskussion nicht. "Gegenseitige Rücksichtnahme schadet nie", sagt er. Wenn die Roller nach Würzburg kommen, gehe er davon aus, dass Regelungen dafür sorgen werden, das Risiko zu minimieren. "Und egal wie ich unterwegs bin, achte ich auf meine Umwelt", so Weier. Explizit habe es im Stadtmarketingverein noch keine Gespräche über die E-Roller gegeben. Grundsätzlich sehe er darin aber eine Chance, die Innenstadt weiter zu beleben.
Und wie fährt sich solch ein Roller eigentlich? "Weniger wackelig als befürchtet", sagt Redakteurin Manuela Göbel nach ein paar Runden auf einem privaten Grundstück. "Der Roller ist stabil und rutscht auch in der Kurve nicht weg." Gestartet wird das Gefährt mit ein- bis zweimaligem Antreten und vorsichtigem Gas geben. Gewöhnungsbedürftig findet sie den Umgang mit dem kleinen Lenker. "Das muss man etwas üben aber dann macht es richtig Spaß."
E-Scooter gibt es in Würzburg bereits zu kaufen. Unter anderem in großen Elektromärkten. Teilweise erfüllen diese jedoch nicht die Vorschriften zur Zulassung. Heinz Dekant aus Versbach verkauft die Fahrzeuge bereits schon seit einigen Jahren. "Solche E-Scooter verkaufe ich momentan hauptsächlich nach Österreich und in die Schweiz", sagt er. Dort seien sie im Straßenverkehr zugelassen. In Deutschland würden seine Kunden sie bislang für die Nutzung auf privaten Gelände kaufen, zum Beispiel für Campingplätze oder Firmenflächen.
Jetzt ist es endlich Zeit, den Radverkehr und Tretrollenverkehr in jede Richtung ausreichen Platz zur Verfügung zu stellen.