In den Mittwoch gestartet sind wir mit zehn Patienten in Corona-Quarantäne, drei davon werden auf der Intensivstation behandelt. Und glücklicherweise gibt es auch heute eine gute Nachricht: Bei einer Intensivpatientin haben wir die Covid-Erkrankung mittlerweile soweit im Griff, dass sie auf die normale Station verlegt werden kann. In diesem Fall auf die Neurologie, denn die Frau hatte zudem einen Schlaganfall und der steht nun im Vordergrund.
Tatsächlich sind Neurologen bei der Betreuung von Corona-Kranken immer wichtige Ansprechpartner für uns, vor allem bei der Nachbehandlung. Denn nicht selten leiden Patienten, die lange künstlich beatmet wurden, unter neurologischen Folgestörungen. Dabei hat mich das Schicksal einer Patientin aus dem Frühjahr besonders bewegt. Mit ihr habe ich kürzlich noch einmal telefoniert.
Die Frau war insgesamt etwa ein Vierteljahr bei uns im Krankenhaus, hatte Lungenembolien und wurde beatmet. Das war sicher der langwierigste Covid-Verlauf. Sie kann sich an den kompletten Intensivaufenthalt nicht erinnern, erst an die neurologische Früh-Reha im Juliusspital. So ein Nachgespräch am Telefon ist da für beide Seiten wichtig. Wenn man hört, dass jemand, der so lange im Krankenhaus lag, wieder draußen im Leben ist und es geschafft hat – da ist man natürlich froh.
Ab morgen tagt wieder täglich der Klinik-Krisenstab
Und was mir Patienten, die am heutigen Tage im Fokus standen, noch einmal deutlich bewusst gemacht haben: Eine Corona-Infektion wird zwar über die Atemwege erworben. Sie ist aber eigentlich eine Systemerkrankung, die den ganzen Körper treffen kann und daher eine Aufgabe für ganz verschiedene Fachdisziplinen ist. Problematisch sind vor allem Blutgerinnsel, die sich bilden und Thrombosen, Lungenembolien, Schlaganfälle oder Durchblutungsstörungen der Nieren auslösen können. Auch Nerven werden manchmal durch den Stress der entzündlichen Erkrankung geschwächt, so dass Patienten Arme und Beine vorübergehend nicht gut bewegen können. All das muss man im Blick behalten.
Generell macht sich die angespannte Corona-Lage natürlich auch im Klinikum bemerkbar. Am frühen Nachmittag haben wir daher noch einmal die Raum- und Personalkapazitäten besprochen. Dabei gilt es weiter die Balance zu finden, so dass Patienten gut versorgt, Mitarbeiter aber nicht überlastet werden. Am Donnerstag beginnen wir deshalb wieder mit täglichen Krisenstab-Sitzungen. So haben wir bereits im Frühjahr die Versorgung gesteuert. Wie sich die Lage entwickelt, muss man jetzt von Tag zu Tag schauen.
Dr. Matthias Held (50) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist auch für die Behandlung von Covid-19-Patienten zuständig. Per Tagebuch gibt er in den nächsten Wochen täglich Einblicke in den Klinikalltag unter: www.mainpost.de/corona-tagebuch
Und für die Arbeit der Fachkräfte.