Der Weg in unseren Körper führt für Krankheitserreger häufig über Mund, Nase oder Augen – so auch beim Coronavirus. Die Schleimhäute sind das erste Hindernis, dass der Erreger überwinden muss, um in den menschlichen Körper zu gelangen. Viele Virenpartikel scheitern daran. Hat es das Virus jedoch geschafft, in den Rachen zu gelangen, kann es sich dort festsetzen.
Im Rachen versucht das Virus, ins Innere der Zellen zu gelangen. Der Eindringling ist für den Körper schwer zu erkennen. Denn die Oberfläche des Virus sieht aus wie ein harmloses Protein. Arglos stülpt sich die Körperzelle über den Erreger, wie es sich im Körper täglich unzählige Male abspielt. Der Mensch spürt von diesem heimtückischen Manöver nichts.
Hat es das Virus erst einmal ins Innerer der Zelle geschafft, übernimmt es schnell das Kommando im Zellkern. Alle Prozesse werden auf die Produktion von weiteren Virenpartikel umgestellt. Gleichzeitig verhindert der Erreger, dass Nachrichten nach außen dringen. Die anderen Zellen des Körpers wissen also erst einmal nicht, dass bei einem Nachbarn die Virusproduktion auf Hochtouren läuft.
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Irgendwann wird es den Viren in der Zelle zu eng. Dann verlassen sie den Wirt und machen sich auf die Suche nach einem neuen Opfer. Oder aber die Zelle aktiviert den Selbstverstörungsmodus, um nicht noch mehr Viren herstellen zu müssen. Auch dann gelangen die Erreger an die Tore benachbarter Zellen. Dabei erhöht sich nach und nach die Wahrscheinlichkeit, dass das Immunsystem das Virus erkennt.
Der Körper sendet sogenannte Fresszellen aus, um das Virus zu zerstören. Die Schleimhäute der Atemwege machen ihrem Namen nun alle Ehre und produzieren Schleim, der das Virus festhält. Seit der Infektion sind nun einige Tage bis zwei Wochen vergangen. Das Immunsystem kämpft an allen Fronten gegen den Erreger, die Körpertemperatur steigt. Halsschmerzen, Husten und Fieber nehmen zu. Aus dem Virus mit dem wissenschaftlichen Namen Sars-CoV-2 ist die Atemwegserkrankung Covid-19 entstanden, die umgangssprachlich als Corona bezeichnet wird.
In den meisten Fällen ist das Immunsystem stärker als das Virus. Die Abwehrmechanismen des Körpers gewinnen nach und nach die Oberhand gegenüber den Eindringlingen. Einmal husten genügt jedoch, um unzählige Viren in die Umgebung zu entlassen. Von dort aus können sie andere Menschen infizieren und der Prozess beginnt von vorn. Eine Person infiziert dabei im Schnitt drei andere.
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Bei jedem fünften Infizierten verläuft die Krankheit schwer. Ist das Immunsystem schwach, kann sich das Virus vom Rachen aus in Richtung Lunge ausbreiten. Befällt der Erreger an vielen Stellen die kleinen Atemwege und Lungenbläschen, wird es gefährlich.
In der Lunge herrscht dann Chaos. Die Fresszellen fügen nicht nur den Eindringlingen großen Schaden zu, sondern auch gesunden Zellen. Das Ausmaß an Entzündung steigt. Flüssigkeit füllt die Lungenbläschen, sodass die Aufnahme von Sauerstoff immer mehr gestört wird. Die Atemfrequenz steigt, der Patient ringt nach Luft. Tod durch Ersticken droht. Ärzte müssen zusätzlichen Sauerstoff zuführen, intubieren und beatmen. Ist das nicht genug, muss das Blut maschinelle mit Sauerstoff versorgt werden.
Im schlechtesten Fall wird auch die Funktion anderer Organe durch den Sauerstoffmangel beeinträchtigt. Die Niere stellt ihre Arbeit ein, der Herzrhythmus ist gestört und der Blutdruck fällt ab. Das Immunsystem ist überfordert, der Betroffene auf intensivmedizinische Betreuung angewiesen. Ärzte müssen um das Leben des Patienten kämpfen. Bei einem anderen Menschen kommt das Virus derweil wieder über Mund, Nase oder Augen in den Körper - und geht seinen Weg von vorn.
Mit freundlicher Unterstützung von Prof. Dr. med. Lars Dölken, Leiter des Lehrstuhls für Virologie der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg