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Landkreis Würzburg
Doulas in der Geburtshilfe: Wie Dorothée Sterk Frauen durch Schwangerschaft und Geburt begleitet
In Zeiten von Hebammenmangel und kritischen Zuständen in der Geburtshilfe werden Doulas immer beliebter. Warum Dorothée Sterk ihren Beruf liebt – und was sie als Doula nicht leisten kann.
Sie will für schwangere Frauen eine 'kontinuierliche Begleitung und Weggefährtin' sein: Dorothée Sterk aus dem Landkreis Würzburg arbeitet als Doula.
Foto: Catharina Hettiger | Sie will für schwangere Frauen eine "kontinuierliche Begleitung und Weggefährtin" sein: Dorothée Sterk aus dem Landkreis Würzburg arbeitet als Doula.
Catharina Hettiger
 |  aktualisiert: 08.02.2025 02:36 Uhr

"Es ist nicht egal, wie wir empfangen und geboren werden", so die Überzeugung von Dorothée Sterk. Die gebürtige Aschaffenburgerin, die seit Ende 2023 im Landkreis Würzburg lebt, ist freie Doula und unterrichtet zusätzlich an der Doula-Akademie mit Sitz in Köln. Das Wort Doula kommt aus dem Altgriechischen und heißt so viel wie "Dienerin". Sie steht einer werdenden Mutter vor, während und nach der Geburt emotional und körperlich zur Seite

"Schwangerschaft und Geburt faszinieren mich, seit ich ein Kind bin", sagt die 34-Jährige. Zwischen ihren Ausbildungen zur pädagogischen Fachkraft und Heilerziehungspflegehelferin zog es sie daher zu einem einjährigen Praktikum in eine Frauenklinik in Aschaffenburg, wo sie viel Wissen über die Arbeit im Kreißsaal und rund ums Thema Wochenbett gewinnen konnte. Eine anschließende Ausbildung an der Hebammenschule brach Sterk nach der Probezeit ab. "Man sagte mir, dass ich mir zu viel Zeit für die Frauen nehmen würde und so nie lukrativ in dem Job arbeiten könne."

Stattdessen begann sie eine Ausbildung zur Doula und ist seit Mai 2022 zertifizierte Doula. Als solche hat sie bereits acht Frauen begleitet; bei drei der Geburten war sie selbst dabei. Als Doula sieht Sterk ihre Aufgabe darin, "kontinuierliche Begleitung und Weggefährtin" einer werdenden Mutter zu sein.

Eine der Frauen, die Dorothée Sterk als Doula begleitet hat, ist Leah Jedlitschka. Nach einer Fehlgeburt hatte die 28-Jährige bei ihrer Folgeschwangerschaft "panische Angst vor der zwölften Woche. Ich wollte weder mit anderen darüber reden, noch wusste ich, wie ich das Thema auf der Arbeit anbringe".

"Die Hebamme vermittelt mir Sicherheit, was mein Kind angeht – die Doula hilft mir, zu entspannen und Kraft zu tanken."
Leah Jedlitschka, eine der Mütter, die Dorothée Sterk als Doula begleitet hat

Sterk hilft Jedlitschka, mit ihren Ängsten umzugehen und zeigt ihr unter anderem, was mit dem Rebozo, einem traditionellen handgewebten Tuch, möglich ist: Die Schwangere wird in das Tuch gelegt, die Doula hält sie fest und massiert sie durch die Bewegungen des Tuches. "Ich konnte dabei alles loslassen, auch meine Ängste", sagt Jedlitschka.

Als Doula kennt Dorothée Sterk (rechts) verschiedene Methoden, um die werdende Mutter zu unterstützen. Im Bild gibt sie Leah Jedlitschka mit dem Tuch eine Rebozo-Massage.
Foto: Tina Bologna | Als Doula kennt Dorothée Sterk (rechts) verschiedene Methoden, um die werdende Mutter zu unterstützen. Im Bild gibt sie Leah Jedlitschka mit dem Tuch eine Rebozo-Massage.

Auch in ihrer Folgeschwangerschaft nimmt Leah Jedlitschka die Dienste von Dorothée Sterk in Anspruch. "Ärzte und Hebammen haben den Blick aufs Medizinische, sie schauen, dass es dem Kind gut geht", erklärt Jedlitschka. Eine Doula wiederum stelle die Frau und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt. "Die Hebamme vermittelt mir Sicherheit, was mein Kind angeht – die Doula hilft mir, zu entspannen und Kraft zu tanken."

Die 28-Jährige sieht viele Vorzüge darin, eine Doula an der Seite zu haben: "Toll war die Flexibilität: Wann immer ich Doro angerufen habe, war sie für mich da." Wenn es ihr in der Schwangerschaft psychisch nicht gut ging, habe sie ihr durch Meditation oder Chakrentanz geholfen, ihre Gefühle herauszulassen und darüber zu sprechen. Außerdem habe sie durch Sterk gelernt, sich nicht selbst zu vergessen: "Sie hat mir gezeigt, dass ich immer noch Frau und nicht ausschließlich Mama bin."

Vertrauen zwischen Doula und schwangerer Frau ist Voraussetzung

Wichtig sei, dass zwischen der Doula und der Schwangeren Vertrauen vorhanden sei, "es muss wirklich passen", betont Jedlitschka. Der Austausch mit einer Doula sei nicht mit Gesprächen mit einer Freundin zu vergleichen: "Durch ihre Ausbildung hat eine Doula einen anderen Blickwinkel. Sie sagt ehrlich ihre Meinung, beschönigt nichts – und hat das Handwerkszeug, um einen runterzubringen."

"Am liebsten ist mir, wenn eine Frau schon während des Kinderwunsches zu mir kommt", sagt Sterk. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass der Weg zum Wunschkind holprig sein kann. Mehrere Sternenkinder sowie die Erfahrung von Gewalt unter der Geburt haben Sterk für viele, teils immer noch tabubehaftete Themen sensibilisiert.

"Jede dritte Frau erlebt Gewalt unter der Geburt", sagt Sterk. Sie bietet daher als Doula auch Gespräche an, um die Geburt aufzuarbeiten. Schwangerschaft und Geburt seien eine extrem sensible Zeit, "man kann sich ermächtigt fühlen, oder eben nicht". Ihr ist es wichtig, die Selbstbestimmung der Frau zu fördern und sie dabei zu unterstützen, den Geburtsort und das Setting frei zu wählen.

"Frauen dürfen wieder mehr in ihre Intuition zurückgeführt werden", meint Sterk. Diese würde ihnen oft aberkannt. Sie möchte Frauen vermitteln, welche Fähigkeiten sie haben, "in uns wächst Leben – wir tragen die geballte Urkraft in uns!", sagt sie mit Nachdruck.

"Manche Eltern investieren 2000 Euro in einen Kinderwagen, aber was ist wirklich relevant?"
Doula Dorothée Sterk über die Bedeutung und den Wert ihrer Arbeit

Zeit für die werdende Mutter zu haben, hält Sterk bei ihrer Tätigkeit als Doula für essenziell. "Ich will keine Fließbandarbeit", betont sie. Konkret heißt das: Während ihrer Begleitung erfährt die Frau, dass ihr jemand wirklich zuhört und ihre Ängste und Sorgen ernst nimmt. Auch den werdenden Vater bezieht Dorothée Sterk als Doula mit ein – wenn er es will. "Manche sind Feuer und Flamme, andere wiederum gar nicht", so ihre Erfahrung.

Eine Doula begleitet eine werdende Mutter vor, während und nach der Geburt, stärkt ihr den Rücken und steht für ihre Anliegen ein.
Foto: Tina Bologna | Eine Doula begleitet eine werdende Mutter vor, während und nach der Geburt, stärkt ihr den Rücken und steht für ihre Anliegen ein.

Die Kosten für eine Doula trägt die Frau selbst: Anders als bei einer Hebamme werden diese nicht von der Krankenkasse übernommen. Dorothée Sterk bietet ihre Dienste als Doula in Paketen zu Preisen zwischen 500 und 1200 Euro an: Darin enthalten sind unter anderem Vorgespräche während der Schwangerschaft, die Begleitung während der Geburt, Besuche im Wochenbett und die Möglichkeit, sie zu kontaktieren, wann immer es nötig ist.

"Manche Eltern investieren 2000 Euro in einen Kinderwagen, aber was ist wirklich relevant?", so Sterk. "Wenn man weiß, wie wichtig und wertvoll die Arbeit einer Doula ist, würden es sich mehr Menschen leisten", ist Leah Jedlitschka überzeugt. Vielen sei das Konzept der Doula aber noch nicht geläufig.

Doulas ersetzen nicht die Arbeit von Hebammen

Als medizinisches Personal gilt eine Doula nicht. "Ich kann, wenn ich in der Klinik bei der Geburt dabei bin, für die Bedürfnisse und Anliegen der Frau einstehen und ihr Halt geben – das Zepter haben aber die Ärzte und Hebammen in der Hand", sagt Sterk. "Ich ersetze nicht die Arbeit einer Hebamme".

Das Verhältnis zwischen Hebammen und Doulas erlebt Sterk immer wieder als zwiegespalten. "Die meisten werden Hebamme, weil sie für die Frauen da sein wollen – und nicht, weil sie verheizt werden wollen, wie es aktuell vielerorts passiert", ist Sterk überzeugt. Daher würden ihr auch immer wieder Aussagen wie "Du machst all das, was ich gern machen würde" begegnen.

"Ich brenne für meine Arbeit", sagt Dorothée Sterk. "Frauen in ihre Kompetenzen bringen zu dürfen, das bin ich, das füllt mich aus."

Wer Dorothée Sterk kontaktieren möchte, kann dies über Instagram (instagram@main.spessart.doula) oder per E-Mail (main.spessert.doula@gmail.com) tun.

 
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