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Würzburg
Digitale Rentenübersicht kommt: Was bedeutet das für die Versicherten und müssen sie jetzt etwas tun?
Die Rentenübersicht gibt es bald in digitaler Form. Ansprüche aus der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Alterssicherung werden dort gebündelt angezeigt.
Die Rentenübersicht gibt es bald auch digital.
Foto: Getty Images | Die Rentenübersicht gibt es bald auch digital.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 22.12.2023 03:12 Uhr

Derzeit beginnt eine zwölfmonatige Testphase für die neue Digitale Rentenübersicht, das teilt die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV) mit. Ab dem Sommer 2023 können Versicherte über das Online-Portal ihre erworbenen gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorgeansprüche digital abrufen. Deutschland hinkt beim Thema Digitale Rentenübersicht vielen europäischen Nachbarn hinterher. So haben unter anderem Schweden, Dänemark, die Niederlande und Belgien bereits vor Jahren solche Systeme eingeführt. Das dänische Infoportal www.pensionsinfo.dk gibt es bereits seit 1999, das schwedische Pendent minPension.se ging 2004 an den Start.

Wie wird das neue Portal funktionieren? Was bringt es den Versicherten? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was ist die Digitale Rentenübersicht überhaupt?

"Die Digitale Rentenübersicht ist ein Online-Portal mit dem Ziel, Bürgerinnen und Bürgern einen besseren Kenntnisstand über ihre individuellen Altersvorsorge-Ansprüche zu ermöglichen", sagt ein Sprecher der Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV). Das Portal soll dabei helfen, die zukünftige individuelle Situation im Rentenalter besser einschätzen zu können und möglichen Handlungsbedarf für den angestrebten Lebensstandard frühzeitig zu erkennen.

Warum wurde die Digitale Rentenübersicht entwickelt?

Die Digitale Rentenübersicht ist ein zusätzliches Informationsangebot für Bürgerinnen und Bürger. "Ziel ist es, eine verständliche und verlässliche Informationsbasis zu schaffen, die den Kenntnisstand über die individuelle Altersvorsorge verbessert", erklärt der DRV-Sprecher. Zudem können die Informationen als Basis für eine unabhängige Altersvorsorge-Beratung verwendet werden.

Wird es auf Wunsch die Rentenübersicht noch in Papierform geben?

Nein. Die Digitale Rentenübersicht ist ein Zusatzangebot. Der jährliche Versand der Renteninformationen und Standmitteilungen der jeweiligen Anbieter bleibt davon unberührt. Bürgerinnen und Bürger können über das Portal der Digitalen Rentenübersicht den Stand ihrer Altersvorsorge digital anfragen, abrufen und für eine unabhängige Beratung exportieren.

Wie informiert die DRV bisher über die Höhe Ihrer Rente?

Einmal im Jahr bekommt jeder Versicherte ab 27 Jahren, für den seit mindestens fünf Jahren Rentenbeiträge gezahlt wurden, eine "Renteninformation" von der Deutschen Rentenversicherung zugeschickt. In der Renteninformation werden die Höhe einer möglichen Rente wegen voller Erwerbsminderung und die Höhe der künftigen Regelaltersrente nach heutigem Stand mitgeteilt. Für die Berechnung dieser Renten werden die ermittelten Entgeltpunkte mit dem aktuellen Rentenwert vervielfältigt. Doch: In der Renteninformation wird bislang keine Aussage zu einer möglichen anderen Altersrente, wie zur etwa zur Riesterrente oder Betriebsrente getroffen.

Wird in der Digitalen Rentenübersicht die gesamte Altersvorsorge erfasst?

Die digitale Rentenübersicht befindet sich gegenwärtig im Aufbau, so die DRV. Dieser Prozess werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Daher werden gegenwärtig nicht alle Formen der Altersvorsorge erfasst, teilt die Deutsche Rentenversicherung Bund mit. Derzeit werden zum Beispiel die Beamtenversorgung und die berufsständischen Versorgungswerke noch nicht erfasst. "Es ist aber damit zu rechnen, dass nach und nach auch die bisher fehlenden Teile der Altersvorsorge in der Digitalen Rentenübersicht abgebildet werden", so ein DRV-Sprecher.

Was umfasst das Angebot der Digitalen Rentenübersicht nicht?

"Leider werden viele Vermögenswerte nicht erfasst", sagt Prof. Hans-Peter Schwintowski, der Vorsitzender des Vereins Deutsche Renten Information. Dazu gehörten zum Beispiel alle Sparbeträge bei Banken. Auch sämtliche Wertpapierdepots werden nicht erfasst; das Gleiche gilt für Edelmetalle und Immobilien. "Schließlich – und das ist das Hauptproblem der Digitalen Renteninformation - findet keine Hochrechnung der angesammelten Vermögenswerte auf ein mögliches Renteneintrittsalter, zum Beispiel 67 Jahre, statt", erklärt Schwintowski.

Was sind die größten Kritikpunkte an der Digitalen Rentenübersicht?

"Die Menschen können zwar erfahren, wie der Stand ihres Vermögens bei Altersvorsorge-Verträgen ist, die mit einer jährlichen Standmitteilung verbunden sind, aber das ist dann auch alles, was sie erfahren", sagt Hans-Peter Schwintowski. Rückschlüsse, insbesondere mit Blick auf die Frage, ob eine Altersvorsorge-Lücke droht und wie groß diese sein könnte, könnten nicht gezogen werden.

Wer kann die Digitale Rentenübersicht schon nutzen?

Welche Versicherten eine Einladung zum Test der Plattform erhalten, teilte die Rentenversicherung nicht mit. Voraussichtlich ab Sommer 2023 soll das Portal allen Bürgerinnen und Bürgern offenstehen, so der Pressesprecher. Ende 2023 startet der Regelbetrieb. "Zunächst ist die Teilnahme an der Digitalen Rentenübersicht für alle Versorgungsträger, die derzeit schon auf der Grundlage einer gesetzlichen Vorschrift sogenannte Standmitteilungen verschicken müssen, freiwillig. Ein Stichtag für eine verpflichtende Anbindung wurde noch nicht festgelegt", sagt der DRV-Sprecher.

Wie funktioniert die Anmeldung?

Die Nutzung des Online-Portals ist freiwillig, kostenlos und von jedem gängigen Internetbrowser aus möglich. Die Adresse des Online-Portals wird demnächst bekannt gegeben.

Wie meldet man sich an und welche Daten sind nötig?

Der Zugang erfolgt mit der ID des Personalausweises. Für eine Zuordnung der eigenen Altersvorsorge-Ansprüche benötigen die Nutzerinnen und Nutzer zudem ihre Steuer-ID. Sie werden für die Anmeldung bzw. Authentifizierung automatisch über den Online-Service der DRV Bund geleitet.

Was kostet die Digitale Rentenübersicht?

Für die Entwicklung und die erste Betriebsphase, also in den Jahren 2021 bis 2023, werden Kosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro entstehen, so der DRV-Sprecher. Für den technischen Betrieb und die damit verbundenen Prozesse wird - nach gegenwärtigem Planungsstand - mit Kosten von 4,5 Millionen Euro jährlich gerechnet. Die Kosten werden vom Bund getragen.

Gibt es Alternativen zur Digitalen Rentenübersicht?

Andreas Hackethal, Finanzprofessor am House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt, hat mit Unterstützung des Landes Hessen und der Europäischen Union ein "Rentencockpit" entwickelt, das man auf sein Handy laden und unter anderem mit der Digitalen Rentenübersicht verbinden können soll, erklärt Schwintowski. Der Verein Deutsche Renten Information unterstütze dieses Vorhaben. "Der Grundgedanke des Rentencockpits ist, alle Vermögenswerte, über die Menschen verfügen, angemessen zu erfassen und unter Berücksichtigung von Wertsteigerungen, Wertverlusten oder auch Zins und Zinseszins auf variierende Endalter hochzurechnen, um danach entscheiden zu können, ob eine Altersvorsorge-Lücke droht und wie groß diese sein könnte", sagt er.

 
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Kommentare
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  • hauptverwaltung@rieneck.bayern.de
    Was bedeutet das für die Versicherten und was müssen sie jetzt tun? Wo steht in diesem Artikel, was man jetzt tun muss?? Wenn es keine Antwort gibt und die Frage aus der Überschrift nicht im Artikel aufgegriffen wird, was soll das dann? Gibt es bei der MainPost Redaktionsverantwortliche? Was machen die?
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  • ralf.zimmermann@mainpost.de
    Es wird im Artikel u.a. geklärt, wie sich Versicherte für die Digitale Rentenübersicht anmelden können.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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  • 1977
    Wieso werde ich das Gefühl nicht los das es wieder ein Millionengrab wird wie die
    Corona App, zugekaufte Luca App, Krankenkassen digitale Patientenakte...
    Regierung und Digitalisierung die vertragen sich nicht. Zumindest in Deutschland.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Eine Rentenenübersicht kann man jetzt doch schon seit Jahren bei der RV abrufen und Authentifizierung mit Person. Hab ich schon mehrmals gemacht.

    Was soll die neue Übersicht mehr als die Bisherige liefern?
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  • waldemarthurn@freenet.de
    Ich kann mir gut vorstellen das Versicherungen diese daten zugespielt werden um den Bürger viele Schlechte Angebote zu machen.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Haben Sie Hinweise das die RV Daten an die Versicherungen weitergeben?
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  • al-holler@t-online.de
    Wohl kaum, des sind doch wieder so unbegründete allgemeine Unterstellungen gegen "die da oben"; sachlich unbegründet und deshalb vernachlässigenswert trotz der zahlreichen Likes...
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