Wer zu Beginn der Landesgartenschau (LGS) am Donnerstagmorgen eine Menschentraube an den Kassen erwartet hatte wie an den Tagen zuvor, als die Dauerkarteninhaber diese personalisieren ließen, der hatte sich getäuscht. Aber immerhin: Es kamen auch schon um 9 Uhr Besucher auf das Gelände. Die Macher der LGS hatten im Vorfeld und bis zuletzt alles getan, um ihnen sozusagen den grünen Teppich auszurollen. „Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, die Blumen blühen, es kribbelt“, beschrieb die Chefin der Öffentlichkeitsarbeit der LGS, Carmen van Musscher, die allgemeine Stimmung.
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Rund um das Gelände waren noch am frühen Morgen gefühlt alle Kehrmaschinen der Stadt auf den Straßen unterwegs. In den Willkommensgärten putzte eine Gruppe von Gärtnern noch die Beete aus. Auf der Zufahrt wurden letzte Arbeiten abgeschlossen. Und als kurz nach der Eröffnung einer der frühen Besucher klagte, die Zufahrt zu den Parkplätzen sei sehr schwierig, sprintete LGS-Geschäftsführer Klaus Heuberger persönlich los, um das Problem zu lösen.
Denn sie waren dann doch pünktlich gekommen, die ersten beiden Besucher der Bayerischen Landesgartenschau 2018 in Würzburgs neuem Stadtteil Hubland. Begrüßt wurden sie von Carmen van Musscher mit einem der extra für die LGS aufgelegten Gartenschau-Bocksbeutel.
„Jetzt sind wir gespannt, wie es aussieht“
Es waren Eva und Gerhard Belz aus dem Würzburger Stadtteil Lengfeld. Sie waren mit dem Fahrrad gekommen und freuten sich sichtlich über die Begrüßung. „Eigentlich dachten wir, es sei mehr los“, sagten sie, den edlen Tropfen in der Hand. „Wir haben die Vorbereitungen ja miterlebt, jetzt sind wir gespannt, wie es aussieht.“
Nun ja, wer muss auch gleich am ersten Tag sozusagen die Tür mit aufsperren, wenn er 179 Tage Zeit hat, das 28 Hektar große frühere Gelände der Leighton Barracks der US-Armee zu erkunden, das ein Heer von Arbeitern und Helfern monatelang in einen großen Landschaftspark verwandelt hat? Aber nach den ersten Besuchern kamen sie doch, die Neugierigen, die es gar nicht mehr gehalten hatte.
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Die Würzburgerin Martina Voll und ihr Begleiter zum Beispiel, die Dauerkarten ihr Eigen nennen. „Wir wollen die Schau möglichst oft genießen“, sagte sie. „Wir sind sehr oft auf Gartenschauen, und jetzt haben wir eine vor Ort, das wollen wir ausnutzen und gleich Infos und Eindrücke sammeln.“
Auch Christina Huber aus Schweinfurt wollte mit bei den Ersten sein, erzählte sie. „Umschauen, Eindrücke sammeln und gleich online stellen“, so lautete ihr Plan.
Rund 150 Kilometer Anreise
Karl Sennert war aus Kitzingen gekommen. „Ich habe gedacht, gleich früh kriegen wir noch einen Parkplatz, aber das war mühsam und eine Odyssee wegen der Arbeiten an der Zufahrt. Aber wir haben einen gefunden“, berichtete er. „Wir wollen das hier mit der kleinen Gartenschau vergleichen, die ja 2011 in Kitzingen war.“
Eine noch weitere Anreise hatte Pia Neubauer aus dem rund 150 Kilometer entfernten Kronach in Oberfranken, die ebenfalls schon kurz nach der LGS-Öffnung den Eingang am Belvedere passierte.
„Wir hatten ja 2002 die Landesgartenschau in Kronach, da wollte ich jetzt mal sehen, wie das hier geworden ist“, berichtete sie. „Ich werde mir auf jeden Fall die Halle mit der Blumenschau ansehen“, kündigte sie an.
Ein Frühstück in der Sonne
Da gibt es auch etwas zu sehen. Begrünte Wände zum Beispiel oder ein mehrere Meter hohes Mobile aus Tulpen in großen Glaswasen, die an Reagenzgläser erinnern. „Wow“, entfuhr es spontan einer Betrachterin angesichts solch floraler Schöpfungen. Draußen machten es sich derweil die Männer und Frauen vom Gartenbauverein Büchold (Lkr. Main-Spessart) vor der Hütte des Landesverbandes der Gartenbauvereine an einem Biertisch gemütlich und nutzten die Gelegenheit zu einem Frühstück in der Sonne.
Auf der Festwiese vor der Blumenhalle lagen schlaffe Hüllen von Heißluftballons neben ihren Körben, sie waren aber „nur“ als Schauobjekte vor Ort, für eine Fahrt mit ihnen wäre es am Donnerstagvormittag zu windig gewesen; am Nachmittag konnten die Besucher sie aber in voller Größe erleben. Daneben stand ein abenteuerlich anmutendes Gebilde, eine Art Holzbalken mit Sitz und Flügeln.
„Der Gleiter wurde 1938 konstruiert, der hier wurde Anfang der 1990er Jahre nach alten Plänen gebaut“, erklärte ein Mann mit grauen Knickerbockern, Weste, Bart und Schiebermütze. Es war Georg Kapraun vom Oldtimer Segelflugclub Wasserkuppe/Rhön. Er wird sich noch bis Sonntag mit diesem Gebilde aus Holz, Spannseilen und Leinwand am Hubland bis zu fünfmal am Tag mittels eines Gummiseilstarts für kurze Strecken in die Lüfte erheben und für einen der ersten Höhepunkte der Landesgartenschau sorgen.
Höhepunkt am Nachmittag
Den Höhepunkt am Nachmittag bildete die offizielle Eröffnung durch den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder auf der großen Veranstaltungsbühne, moderiert von Eberhard Schellenberger vom Bayerischen Rundfunk und musikalisch untermalt von „CucaraChaCha“. Auch auf der Bühne waren vor gut 1500 interessierten Zuschauern Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Landrat Eberhard Nuß, der Vorsitzende der Bayerischen Landesgartenschau GmbH Roland Albert sowie die Generalkonsulin der US-Botschaft Deutschlands Jennifer D. Gavito.
Im Anschluss „fiel“ noch die offizielle LGS-Fahne mit vier Fallschirmspringern vom Himmel, und auch der Start des historischen Gleiters fand das Interesse vieler Schaulustiger. Nicht nur deswegen hatte sich das Gelände mittlerweile gefüllt; am frühen Nachmittag konnte Carmen van Musscher bereits von rund 1500 Besuchern berichten. Vor allem in den Wissensgärten herrschte buntes Treiben. Alles in allem ein guter Start für die Schau, der Lust auf die nächsten 178 Tage macht.