Es ist kühl an diesem Freitagvormittag in Würzburg. Wind zieht, die Sonne verbirgt sich hinter der Wolkendecke. Kein Wetter für ein ausgiebiges Gespräch im Freien. Robert Hämmelmann, Bundestagskandidat der Partei "dieBasis", will sich trotzdem draußen treffen. Weil in Würzburger Cafés "3G" gilt und er dafür kein Verständnis hat: "Ich bin immer mehr zum Schluss gekommen, dass hier etwas nicht stimmen kann." Viele Corona-Regeln machten einfach keinen Sinn.

Die Basisdemokratische Partei Deutschland (dieBasis) wurde 2020 aus dem Umfeld der "Querdenker"-Proteste gegen die Corona-Maßnahmen gegründet und strebt laut Wahlprogramm die "Aufhebung aller auf Zwang beruhenden Maßnahmen" an, weil diese Grundrechte unverhältnismäßig einschränkten – eine Behauptung, die Rechtsexperten mehrfach widerlegt haben.

Hämmelmann ist Sachverständiger der Handwerkskammer in Würzburg

Robert Hämmelmann ist nach eigener Aussage Basis-Mitglied der ersten Stunde. Aktive Politik ist Neuland für den Metallbauer, der in Heidingsfeld einen eigenen Betrieb leitet. Erfahren ist er jedoch im Metallbau: Hämmelmann ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger.

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Laut Handwerkskammer Unterfranken können nur Handwerkerinnen und Handwerker offizielle Sachverständige werden, "die persönlich integer sind und fachlich richtige sowie unparteiische und glaubhafte Sachverständigenleistungen gewährleisten. Deshalb werden nur Fachleute öffentlich bestellt, die ihre persönliche Eignung und besondere Sachkunde nachgewiesen haben."

Metallbau ist Hämmelmanns Leidenschaft. "Es ist Herzblut", sagt er, wenn man ihn zu seinem Fachgebiet befragt. Wenn er von Spezialtransporten, speziell angefertigter Schutzausrüstung für Industriekletterer und Sonderanfertigungen für Künstler spricht, beginnt er zu strahlen.

Pionier bei Photovoltaik und Elektromobilität – kostenlose Elektroladestation

Freude hat der 57-Jährige auch in den Augen, wenn man ihn auf sein soziales Engagement anspricht. Vor zehn Jahren hat er einen verunglückten und querschnittsgelähmten jungen Handwerker in seinen Betrieb aufgenommen und ihm ein neues Leben ermöglicht, im Internet gibt es einen Bericht davon. Kürzlich habe er zudem einen Azubi mit Autismus zum Abschluss verholfen, sagt Hämmelmann. Sein Betrieb sei bei den Würzburger Sozialwerken bekannt dafür, die schwierigen Fälle zu übernehmen.

Der Würzburger geht gerne unausgetretene Wege. So wie vor 20 Jahren, als er eine Photovoltaikanlage in seinem Betrieb errichtete. Oder 2015, als er eine der ersten privaten Elektroladesäulen in Würzburg aufstellte. Die Säule ist öffentlich zugänglich – und nach Angaben des Handwerkers kostenlos nutzbar. Elektromobilität ist eines von Hämmelmanns Wahlkampfthemen. "Man muss mit Beispiel vorangehen."

Als Kandidat von "dieBasis" ist Hämmelmanns Kernthema jedoch die Corona-Pandemie. Die Partei hat nach eigenen Angaben rund 25 000 Mitglieder. Gegründet wurde sie ursprünglich von "Querdenker"-Persönlichkeiten wie Bodo Schiffmann, der im Jahr 2020 Falschmeldungen über angeblich an der Maskenpflicht gestorbene Schulkinder in Schweinfurt verbreitet hatte. Was verbindet einen renommierten Würzburger Handwerker, der sich als Sachverständiger in Streitfällen auf überprüfbare Fakten verlässt, mit dieser Partei?

Unbelegte Behauptung: "Corona ist ein ganz normaler Grippevirus"

"Ich vermisse den öffentlichen Disput", sagt Hämmelmann. Das Coronavirus sei "ein ganz normaler Influenza- ein Grippevirus", von dem keine übermäßige Gefahr ausgehe. Auch machten viele Corona-Regeln für ihn keinen Sinn. Etwa, dass die Verwendung von Arbeitsmasken in Betrieben strikten gesundheitsschützenden Beschränkungen unterliege, FFP2-Masken in der Pandemie jedoch inflationär verwendet werden müssten.

Experten mit abweichenden Meinungen kämen im medialen Diskurs kaum zu Wort. Etwa Kary Mullis, Erfinder des PCR-Tests, der sich gegen dessen Verwendung bei Viruserkrankungen ausgesprochen habe – eine Aussage, deren Existenz nicht belegt und deren Inhalt mehrfach widerlegt wurde.

Hier finde eine Unterdrückung unliebsamer Ansichten durch Medien statt. Diese seien "das Grundübel durch Manipulation der Massen durch Meinungsbildung und einseitige Berichterstattung", heißt es auf Hämmelmanns Kandidatenprofil im Internet. Ist das die Aussage eines gefestigten "Querdenkers", der überall eine Verschwörung wittert? "Ich würde das heute so nicht mehr sagen und muss mich dafür entschuldigen", zeigt sich Hämmelmann geknickt. Im Gespräch mit Gleichgesinnten ließe man sich vorschnell zu solchen Aussagen hinreißen.

Mehr direkte Demokratie soll Maßnahmen verhindern und Wirtschaft retten

Distanz sucht er auch zum Basis-Spitzenkandidaten Reiner Fuellmich, der Medienberichten zufolge behauptet hat, die Bundesregierung plane in der Pandemie "Schlimmeres" als den Holocaust und wolle "eine Art KZ" für Nichtgeimpfte errichten – Aussagen, die viele als antisemitisch interpretieren. "Das ist heftig", sagt Hämmelmann. Auch für Störaktionen von Basis-Parteimitgliedern im Bundestag, die dort unerlaubterweise gefilmt hatten, hat der Würzburger kein Verständnis: "Ich achte den Bundestag."

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Warum dann das Engagement bei der "Basis"? "Das Maß aller Dinge wird die Wirtschaft sein", sagt Hämmelmann. "Noch einen Lockdown wird die deutsche Wirtschaft nicht verkraften." Nur direkte politische Bürgerbeteiligung, wie sie seine Partei fordert, könne neue Corona-Maßnahmen und den Ruin der Wirtschaft zuverlässig verhindern. Ähnliche Ansätze sehe er nur bei der AfD, deren wirtschaftsliberale Standpunkte er schätze, auch wenn er deren teils extremistische Positionen ablehne.

"Ich wünsche mir für das Volk in Deutschland mehr Mitarbeit", fasst Hämmelmann seine Pläne für den Bundestag zusammen. Außerdem brauche es öffentlichen Diskurs, in dem alle Standpunkte gleichberechtigt zu Wort kämen. "Mir liegt daran, wieder Gemeinsamkeiten zu finden in Deutschland."