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Ochsenfurt
Die Welt ein kleines bisschen besser machen
Zwei Ochsenfurter zeigen soziales Engagement: Klaus Meyer engagiert sich in Nepal, Burkard Freitag hat in Tansania ein Ausbildungszentrum aufgebaut.
Vor dem Ochsenfurter Rathaus zeigen Burkard Freitag (links) und Klaus Meyer Flagge für die Länder, in denen sie sich seit fast 20 Jahren sozial engagieren.
Foto: Uschi Merten | Vor dem Ochsenfurter Rathaus zeigen Burkard Freitag (links) und Klaus Meyer Flagge für die Länder, in denen sie sich seit fast 20 Jahren sozial engagieren.
Uschi Merten
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:34 Uhr

Zufälle passieren, und sie können ein Leben verändern. So ging es dem Hopferstädter Burkard Freitag. Er ist gelernter Schlosser und arbeitet im Bauhof der Stadt Ochsenfurt. Schon lange hatte er sich sozial beim Ruricher Hilfswerk OST e.V. engagiert und als LKW-Fahrer Hilfstransporte verschiedene Länder in Osteuropa gebracht. 

Nach Afrika wollte er eigentlich nie. Doch dann bekam "sein Verein" 1999 einen Lastwagen für Afrika geschenkt. Es wurde ein Fahrer gesucht, der ihn erst nach Rotterdam fahren sollte, und dann von der tansanischen Hafenstadt Daressalam 1200 Kilometer ins Landesinnere nach Kemmodo am Viktoriasee. Burkard Freitag hat sich bereit erklärt, diesen "Job" zu übernehmen.

Von Afrika nicht mehr losgekommen

Mit der Überführung dieses Lastwagen begann für 'Sassi' sein enormes Engagement in Tansania.
Foto: Burkard Freitag | Mit der Überführung dieses Lastwagen begann für "Sassi" sein enormes Engagement in Tansania.

Seit dieser Zeit hat ihn Afrika nicht mehr losgelassen. Er besuchte die Familie Häußlein aus seinem Heimatdorf Hopferstadt, die in Tansania in einem Kinderdorf tätig war und sah sofort, was dort dringend gebraucht wurde: Wasser!  Und so begann "Sassi", wie Burkard Freitag genannt wird, im Jahr 2006 Brunnenbohrungen zu organisieren und zu leiten.

Klaus Meyer bereiste vor fast 20 Jahren zusammen mit seinem Sommerhäuser Freund Karl Zimmermann zum ersten Mal Nepal. Er war beeindruckt von der Landschaft, aber vor allem von den Menschen. Er sah aber auch deren schlechte Lebensbedingungen und überlegte, wie er helfen könnte. Sicher war er sich, dass dies nachhaltig nur durch eine bessere Schulbildung der Kindern möglich ist.

Die Schule in Basandol im Katmandutal gab es schon damals. Fünf Lehrkräfte unterrichteten dort 60 Schülerinnen und Schüler. Mit der Unterstützung von Klaus Meyer und den Spendengeldern, die er zu Hause gesammelt hat, konnte sie erweitert werden. Inzwischen können 350 Schüler die Schule bis zur 12. Klasse besuchen und am Ende ihr Abitur ablegen. Unterrichtet werden sie von 24 hauptamtlichen Lehrkräften

Mittagessen für 1,50 Euro im Monat

Klaus Meyer in einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern "seiner" Schule in Basandol/Nepal.
Foto: Klaus Meyer | Klaus Meyer in einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern "seiner" Schule in Basandol/Nepal.

Auch die Schule selbst hat sich verändert. Es wurden neue Gebäude errichtet, Sozialräume entstanden, die Schulbibliothek wurde erneuert. Es gibt einen Computerraum mit Internetanschluss und einen Schulbus, der die Kinder zur Schule bringt. Besonders stolz ist Klaus Meyer auf den Mittagstisch. Die Küche gibt es seit einiger Zeit, und seit zwei Jahren ist eine Köchin beschäftigt. Die Schulkinder können dort essen. Die Eltern bezahlen dafür monatlich nur 200 Rupis, umgerechnet 1,50 Euro. Daher ist es ihnen wichtig, dass ihre Kinder die Schule regelmäßig besuchen.

Es wurde auch eine Krankenschwester eingestellt, die sich um die Hygiene kümmert und darauf achtet, dass die Kinder nicht krank werden. Eine Trinkwasseraufbereitungsanlage ist erfolgreich in Betrieb gegangen.

Auch heute noch bohrt 'Sassi' Brunnen in Tansania, um Trinkwasser für die Region bereitzustellen. Dies war die jüngste Bohrung, die er erst vor wenigen Tagen erfolgreich durchgeführt hatte.
Foto: Burkard Freitag | Auch heute noch bohrt "Sassi" Brunnen in Tansania, um Trinkwasser für die Region bereitzustellen. Dies war die jüngste Bohrung, die er erst vor wenigen Tagen erfolgreich durchgeführt hatte.

Irgendwann stellte Burkard Freitag fest, dass der Zugang zu sauberem Trinkwasser zwar wichtig ist, er jedoch mehr für die Menschen machen möchte, um ihnen auch eine berufliche Perspektive aufzuzeigen. So gründete er ein Ausbildungszentrum in Mlandizi, in dem Jugendliche eine duale Ausbildung in verschiedenen Berufen erhalten. Wenn die Auszubildenden von weiter herkommen, dann können sie dort für einen kleinen Betrag auch übernachten und werden verpflegt.

"Ich brauche Menschen vor Ort, auf die ich mich verlassen kann."
Burkard Freitag über sein Tansania-Projekt

Wie zuvor schon bei seinen Brunnenprojekten ging "Sassi" Klinken putzen bei Firmen und privaten Spendern, um Baumaterialien, gebrauchte Maschinen, die er teils erst wieder instandsetzen musste, und vieles mehr, was beim Aufbau der Schule hilfreich sein könnte, einzusammeln. Etliche Container randvoll mit Hilfsgütern hat er seitdem über den Verein OST, der auch der offizielle Träger des Ausbildungszentrums ist, nach Tansania geschickt, und seinen Jahresurlaub dafür geopfert, um beim Aufbau selbst dabei zu sein. Zweimal im Jahr ist er in Afrika unterwegs.

Die Kinder in Basandol sind begeistert vom Unterricht in Naturwissenschaften.
Foto: Klaus Meyer | Die Kinder in Basandol sind begeistert vom Unterricht in Naturwissenschaften.

Dass die Gemeinschaftsidee von afrikanischen Partnern mit getragen wird, ist für "Sassi" dabei besonders wichtig. "Die Schule braucht Struktur und Führung, damit die Jugendlichen eine fundierte Ausbildung erhalten" erklärt er. "Dafür brauche ich Menschen vor Ort, auf die ich mich verlassen kann". Die Azubis besuchen die Schule zwei Jahre lang und sind dann staatlich anerkannte Facharbeiter.

Auf dem Arbeitsmarkt begehrt.

Ende Oktober 2018 haben die ersten Schreiner, Elektriker und Näherinnen ihre Ausbildung beendet und arbeiten in ihren Berufen. Zukünftig sollen auch noch Kfz-Mechaniker, Maurer und Schlosser ausgebildet werden. Weil es für die Absolventen ein leichtes ist, einen Job zu finden, ist die Nachfrage nach den Ausbildungsplätzen sehr groß.

'Sassi' mit den Azubis in seinem Ausbildungszentrum. Dieses wird nur durch Spendengelder unterstützt. Auch viele Ochsenfurter Firmen helfen mit. Die Azubis freuten sich über die gesponserten T-Shirts von einer Firma aus Gaukönigshofen, die das Wir-Gefühl stärken.
Foto: Burkard Freitag | "Sassi" mit den Azubis in seinem Ausbildungszentrum. Dieses wird nur durch Spendengelder unterstützt. Auch viele Ochsenfurter Firmen helfen mit.

Zurzeit ist "Sassi" wieder in Tansania. Er will, genauso wie Klaus Meyer, regelmäßig überprüfen, wie die Spendengelder verwendet werden, und wie die Schule sich entwickelt. Vor etwa sechs Jahren trafen die beiden sozial engagierten Ochsenfurter aufeinander und verstanden sich auf Anhieb. Dass Bildung der Schlüssel zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensverhältnisse in den armen Regionen der Welt ist, darüber sind sie sich einig. Und darüber, dass sie Impulse setzen wollen, um diese Welt wenigstens im Kleinen zum Besseren zu verändern.

Christliche Grundhaltung

Bezeichnend für beide ist ihre christliche Grundhaltung, aus der heraus sie sich sozial engagieren. Burkard Freitag ist Katholik, Klaus Meyer engagiert sich in der evangelischen Kirche. Und so haben sie gemeinsam beschlossen, am Sonntag, 7. April um 18 Uhr gemeinsam ein Benefizkonzert mit dem Gospelchor "Troubadour" in der Christuskirche in Ochsenfurt zu veranstalten. Der Eintritt ist frei, jedoch würden sie sich über Spenden für ihre Projekte freuen. 

Klaus Meyer mit den Lehrkräften, die hauptamtlich an der Schule in Nepal tätig sind.
Foto: Klaus Meyer | Klaus Meyer mit den Lehrkräften, die hauptamtlich an der Schule in Nepal tätig sind.
 
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