„Sie glauben nicht, wie viele Leute mir gratuliert haben, dass es jetzt mit meiner Halle klappt.“ Das berichtet schmunzelnd Joachim „Jojo“ Schulz, als ihn die Redaktion um ein Statement zur geplanten Multifunktionsarena am Bahnhof bittet. „Seine Halle“ ist diese natürlich nicht, denn Schulz verfolgt ganz andere Pläne.
Der 45-Jährige betreibt seit 2008 erfolgreich die Posthalle am Bahnhof, mit über einer Million Besuchern in den vergangenen neun Jahren ein beliebter Konzert- und Veranstaltungsort. Dessen Ende ist allerdings absehbar, nachdem die neuen Besitzer des Post-Areals, die Bismarckquartier GmbH mit Alexander Weigand und Niko Rotschedl dort Wohnungen, Büros und ein Hotel planen. Deshalb sucht Schulz, der für die SPD im Stadtrat sitzt, Unterstützer für eine neue Veranstaltungshalle an anderer Stelle.
Was passiert ohne Posthalle?
Macht die geplante Multifunktionsarena diese Pläne nun überflüssig? Das verneint Schulz klar und deutlich: „Die Arena ist kein Ersatz für die Posthalle“ Die geplante Multifunktionsarena bediene das Segment ab 3000 Besuchern. Bei einem Wegfall der Spielstätte Posthalle ohne Ersatz gäbe es ein Vakuum für Veranstaltungen mit 200 bis 3000 Besuchern. „Dies kann nicht im Interesse der Stadt und der Bürgerschaft sein“, sagt Schulz.
Denn die „Kultur in allen Facetten“, die in der Posthalle einen breiten Raum einnimmt, könne die neue Halle nicht anbieten. Bestuhlt wird dort mit bis zu 6000 Besuchern kalkuliert, unbestuhlt mit bis zu 7500. Die Posthalle bietet Raum für bis zu 3000 Besucher. Doch nach der Erfahrung von Schulz wird in der Regel weit weniger benötigt bei den rund 120 Konzerten, die er im Jahr dort veranstaltet: „Durchschnittlich haben wir zwischen 600 und 800 Besucher.“
Keine kleineren Konzerte mehr?
Eine Größenordnung, die sich nach seiner Einschätzung in der neuen Arena nicht rechnen würde. „Unter 2500 macht das wohl keinen Sinn.“ Die Folge: Etliche Konzerte und Veranstaltungen würden ohne einen kleineren Veranstaltungsort wie eben eine Posthalle – auch ein möglicher Nachfolgebau soll nach den Vorstellungen von Schulz maximal 3000 Zuschauerplätze haben – in Würzburg nicht mehr stattfinden. Zumal die s.Oliver-Arena nach dem Bau der Multifunktionsarena wieder verstärkt für den Schul- und Breitensport genutzt werden soll. „Eine Stadt mit 37 500 Studenten ist meiner Meinung nach aber auf ein solches Angebot angewiesen.“
Folglich sind für Schulz eine neue Posthalle und die geplante Multifunktionsarena zwei paar Stiefel. Letztere findet er prinzipiell gut. Und auch das damit verbundene Modell einer Stiftung hält er für eine sinnvolle wie praktikable Idee.
Noch viele Fragezeichen
Dennoch sieht Schulz bei dem Großprojekt noch viele Fragezeichen. „Wer zahlt den Rest der Zeche?“, fragt er sich. Denn nach seiner Ansicht ist die Finanzierung nach dem bisherigen Stand der Zusagen noch nicht ganz gesichert. Und unklar sei auch, was passiert, wenn der Bau am Ende teurer werden sollte als jetzt kalkuliert. Außerdem müsse sich das für externe Betreiber „erst mal tragen“. Die Rechnung hänge nicht zuletzt vom sportlichen Erfolg der s.Oliver Würzburg-Basketballer und der Rimparer Wölfe ab, die künftig dort statt in der s.Oliver Arena ihre Spiele austragen sollen. Und Schulz hat Zweifel, ob die Halle, wie geplant, auch als Veranstaltungsort für größere Kongresse angenommen wird.
Mit dem Projekt Multifunktionsarena beschäftigen sich an diesem Dienstag, 10. Oktober, die Stadträte im Umwelt- und Planungsausschuss. Da geht es vor allem um die Bauleitplanung, im Hauptausschuss am Donnerstag um Finanzierungsfragen. Nächste Woche ist die Arena Thema im Gesamtstadtrat.
Die Luft wird dünner
Sieht Schulz, vor allem im Hinblick auf eine finanzielle Förderung der Stadt, mit der neuen Arena eine unliebsame Konkurrenz für sein Posthallen-Projekt? „Ich sehe es sportlich“, sagt er – und fügt hinzu: „Die Luft wird da natürlich dünner.“ Er hat schon einen Posthallen-Förderverein initiiert und dem OB, Stadtratskollegen und Vertretern der Stadtverwaltung sein Projekt „neue Posthalle“ präsentiert. Die Resonanz, sagt er, sei durchaus positiv gewesen. Mehr aber auch nicht. „Positioniert hat sich bislang keiner.“
Dennoch gibt sich der Hallenbetreiber mit 15 Festangestellten gelassen. „Ich mache das gerne und verdiene auch meinen Unterhalt damit, aber ich muss das nicht unbedingt machen. Es ist auch ein Angebot an die Stadt.“
Falls diese es ausschlägt, könnte sich Schulz vorstellen, die neue Multifunktionsarena zu betreiben? „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Möglich wäre dies, aber wichtiger wäre es für die Stadt, keine Lücke bei Raumkapazitäten zwischen 200 und 3000 Besuchern entstehen zu lassen. Das wäre ein schwer zu verkraftender Verlust für die Stadt.“