zurück
WÜRZBURG
Das Ende der Posthalle naht
So könnte die Vision einer neuen Konzerthalle umgesetzt werden.
Foto: Zeichnung: Gärtner Architekten | So könnte die Vision einer neuen Konzerthalle umgesetzt werden.
Ernst Jerg
Ernst Jerg
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:23 Uhr

Was passiert mit dem Kreativzentrum Posthalle, wenn die Würzburger Beethoven-Gruppe um Niko Rotschedl und Alexander Weigand das Postareal am Bahnhof neu gestalten? „Wir müssen gehen“, sagt Betreiber Joachim Schulz. Die Zeit läuft: „Wir planen mit noch knapp vier Jahren für eine neue Lösung.“

Wäre denn ein Kauf der Posthalle eine Option? „Das haben wir versucht“, sagt Schulz. „Der neue Eigentümer hat andere Pläne, denen wir nicht im Wege stehen wollen.“

Wie berichtet, wollen die Investoren das Areal entwickeln mit Wohnungen, Hotel, Büros und Nahversorgung. Und dafür brauchen sie wohl die ganze Fläche von rund 33 500 Quadratmetern.

Es ist ein gewaltiges Areal am Bahnhof mit dem Posthochhaus und der großen Halle. In dem Komplex sind etwa 30 Kreativbüros untergebracht, rund 40 Bands proben dort, ein echtes Ideen-Zentrum, wie Schulz versichert. Unter anderem befindet sich dort auch eine 3D-Minigolf-Anlage und der Jugendclub Immerhin.

Der Posthallenbetreiber spricht für seinen Bereich von einer Erfolgsgeschichte. Seit 2008 gibt es dort schon Konzerte. „Einfach war es nie. Ich musste mich immer wieder durchsetzen und teilweise neu erfinden.“ Nach einer Insolvenz startete Schulz mit einer anderen Betreibergesellschaft neu durch.

Das war vor vier Jahren. Sein Unternehmen hatte damals zwei Angestellte. Heute sind es 15 Mitarbeiter bei einem verdoppelten Umsatz. Kamen vor vier Jahren noch 70 000 Musikfans jährlich, sind es heute 160 000. „Wir haben uns zum Live-Club, zur Konzert- und Stadthalle entwickelt“, sagt Schulz, der auch für die SPD im Stadtrat sitzt. Tagungen, Firmenevents, Abiturbälle, Flohmärkte und sogar Messen heben die Zahl der Veranstaltungen zusätzlich zu den Konzerten auf etwa 200 im Jahr.

Fotoserie

Auch die Beethovengruppe sucht nach einem möglichen Standort für die Veranstaltungshalle und hatte selbst mehrere Orte bewertet, alles Flächen für Neubauten. „Wir sind flexibel und offen für alle Ideen und Vorschläge, möchten aber eine Vision anbieten, von der wir glauben, dass sie die bestmögliche ist“, sagt Schulz. Und so hat er gemeinsam mit seinem Bruder Hans Schulz, der ebenfalls Geschäftsführer in der Posthalle GmbH ist, Freiflächen und Industriebrachen im Stadtgebiet abgeklappert.

Und sie haben eine spannende Vision, wie und vor allem wo es weitergehen könnte. Zentral muss der neue Standort sein, ohne Immissionsprobleme. Und dann lässt Schulz seine Vision frei: „Der einzige Standort, wo wir diese Faktoren gebündelt haben, wäre neben der Friedensbrücke flussabwärts noch vor den Mainwiesen.

Jetzt ist da eine Freifläche mit Asphalt und Böschung. In der Zukunft könnte dort eine neue Veranstaltungshalle für 3000 Besucher entstehen. Die s.Oliver-Arena bliebe weiter für große Sportveranstaltungen und Events bis 5000 Besucher. Sollte eine neue Multifunktionsarena gebaut werden, sieht Schulz sein Projekt als Ergänzung an.

Taugt auch als Markthalle: Für den Fashion Flohmarkt werden die Kleider sauber aufgehängt.
Foto: Thomas Obermeier | Taugt auch als Markthalle: Für den Fashion Flohmarkt werden die Kleider sauber aufgehängt.

Er hat schon eigene Vorstellungen von Architekten umsetzen lassen. Es gibt schon Skizzen von einer Halle direkt am Main, auf Stelzen, mit einer zusätzlichen Kulturbühne für maximal 600 Besucher.

Unter der Halle parken die Autos, viele Musikfans kommen mit der Straßenbahn. Im ersten Stock steht die Hauptbühne, im zweiten eine Empore und es gäbe Ausstellungsräume. Mit dabei wäre eine Gastro-Einheit mit Biergarten und eine kleine Außenbühne für einen sonntäglichen Jazzfrühschoppen beispielsweise.

Treffpunkt der Fußballfans zum Public Viewing beim EM-Spiel Deutschland - Italien.
Foto: Silvia Gralla | Treffpunkt der Fußballfans zum Public Viewing beim EM-Spiel Deutschland - Italien.

Schulz kann sich für das Projekt viele Synergie-Effekte vorstellen: für das Africa Festival, für das Umsonst & Draussen-Festival oder sogar für die Mainfrankenmesse. Während der Zeit könnte die Stadt mit ihrem Messeangebot in der Halle einziehen.

Schulz hat die Vision bereits in der Stadtverwaltung und bei den Stadtratsfraktionen vorgestellt. Und das Feedback war durchaus positiv. Es ging nach seinen Aussagen erst einmal um die Idee und einen daraus entstehenden kreativen Prozess.

Sollten seine Zukunftsvisionen eines neuen Kultur- und Veranstaltungszentrums wahr werden, plant er mit 25 Arbeitsplätzen.

Bliebe noch das Problem einer Finanzierung. Die Kosten können laut Schulz noch nicht genau beziffert werden. Sie liegen aber auf jeden Fall im zweistelligen Millionenbereich. „Wir brauchen erst vorab eine politische Willensbekundung, um den nächsten Schritt der Planungen anzugehen.“

Der Veranstalter ist optimistisch: „Zuerst braucht es die Vision, dann den Weg. Wir trauen uns noch einiges zu und freuen uns auf die Herausforderungen.“

(huGO-ID: 21948615) Würzburg, Posthalle, Africa Festival, Nacy Vieira FOTO ObermeierJede Menge Konzerte finden in der Posthalle statt: Hier das spektakuläre Feuerwerk bei „Stahlzeit“.
Foto: Ulises Ruiz | (huGO-ID: 21948615) Würzburg, Posthalle, Africa Festival, Nacy Vieira FOTO ObermeierJede Menge Konzerte finden in der Posthalle statt: Hier das spektakuläre Feuerwerk bei „Stahlzeit“.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Ernst Jerg
Joachim Schulz
Optimismus
SPD
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top