Langsam läuft der Wahlkampf für die Bayerische Landtags- und Bezirkstagswahl im Herbst 2023 an. Am Freitag hat die Würzburger SPD deutlich ihren Anspruch auf einen Sitz im Bayerischen Landtag geltend gemacht. Der Parteivorstand setzt all seine Hoffnung auf den Fraktionsvorsitzenden im Würzburger Stadtrat. Alexander Kolbow will angreifen und dem Grünen Patrick Friedl das Direktmandat streitig machen. Das sagte der 42-Jährige in einem Pressegespräch am Freitag.
Der Vater hat es bis zum Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium geschafft und gilt als Experte in sicherheitspolitischen Fragen. Nun will Walter Kolbows Sohn Politik als Beruf ergreifen und macht bei seiner ersten Vorstellung in der Würzburger SPD-Geschäftsstelle schon mal deutlich: "Es war nie Gesetz, dass die CSU das Direktmandat in Würzburg holt. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass es wieder an die Grünen geht."
Dass seit Georg Rosenthal die Würzburger SPD mit keinem Landtagsabgeordneten mehr in Münchner Maximilianeuem mehr vertreten ist, sei in vielen Bereichen schwierig für die Stadt – "und das ist deutlich zu spüren", stellt der Familienvater fest und setzt damit schon den Schwerpunkt für den anstehenden Wahlkampf: "Umweltpolitik alleine reicht nicht aus, um Würzburg im bayerischen Landtag ordentlich zu vertreten."
Denn, die Stadt stehe vor großen Herausforderungen: Er nennt den Bau der Straba-Linie 6, die Sanierung der Festung Marienberg oder die Entwicklung der Uni-Klinik und der Universität. "Für all das werden Zuschüsse aus München nötig. Und dafür braucht die Stadt eine starke Stimme im Landtag", sagt Kolbow mit ruhiger Stimme, aber formuliert es als deutliche Ansage an die Grünen, die mit Patrick Friedl bei der Landtagswahl 2018 der bis dahin vorherrschenden CSU das Direktmandat abgenommen haben.
Alexander Kolbow hält mit Kritik an Grünen und CSU nicht zurück
"Uns ist Soziales und Kultur näher als den Grünen, die das durch ihre ökologische Brille betrachten", geht Kolbow in die Offensive. Hauptsächlich kritisiert er aber die CSU und lässt kein gutes Haar an ihrem Chef und Ministerpräsidenten Markus Söder. "Beim bezahlbaren Wohnraum hat die Staatsregierung versagt", sagt Kolbow und kritisiert, dass die Vorgabe, 10.000 neue Wohnungen bis 2025 zu bauen, deutlich verfehlt werde. Er fordert auch Korrekturen in der bayerischen Energiepolitik, wie beispielsweise dringend notwendige Stromtrassen.
Sein Herzensanliegen sei es, junge Menschen mehr an der Politik zu beteiligen. Er will sich dafür einsetzen, dass in Bayern schon 16-Jährige wählen dürfen. Bisher sei das nur in vier Bundesländern möglich, sagt er. Und nicht von ungefähr kommt sicher seine Forderung, Beschäftigten in Bayern Bildungsurlaub zu ermöglichen. Denn Kolbow ist im Hauptberuf geschäftsführender Bildungsreferent der Katholischen Arbeitnehmerbewegung.
Im Herbst 2023 werden nicht nur die Abgeordneten des Bayerischen Landtags neu gewählt, auch die Bezirkstage verändern sich. Seit 1998 vertritt Marion Schäfer-Blake die Würzburger SPD im Bezirk Unterfranken. Im nächsten Jahr möchte Lore Koerber-Becker sie ablösen.
Lore Koerber-Becker tritt für die SPD bei der Bezirkstagswahl 2023 an
Die 44-Jährige ist seit gut 20 Jahren Parteimitglied, hat bei den Jusos nicht nur das Streiten um der Sache willen gelernt, sondern auch wie Politik funktioniert. Umsetzen konnte sie das dann zwischen 2014 und 2020 als Stadträtin in Würzburg.
Wer Lore Koerber-Becker näher kennt, der weiß, dass sie nicht nur leidenschaftlicher Basketball-Fan ist, sondern vieles mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt. Im Hof ihres Wohnhauses stehen nicht nur die Fahrräder des Ehemanns und der drei Kinder, da ist auch ein Lastenrad zu sehen. Auto fährt die Kandidatin eher selten.
So kommt es nicht von ungefähr, dass ihr Augenmerk als Vorsitzende des Verkehrsclubs Deutschlands im Kreisverband Mainfranken-Rhön auf Mobilität liegt. Nicht nur um mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln das Ziel zu erreichen, sondern "Mobilität ermöglicht auch gesellschaftliche Teilhabe", sagt sie und sei vor allem für Menschen mit Behinderung wichtig, damit sie nicht nur barrierefrei sondern auch mobil am Alltagsleben teilhaben können.
Ein Blick in die Archive zeigt, dass die CSU troz zweier Würzburger MdLs immer zum Jagen getragen werden musste um etwas für Würzburg zu erreichen. Beispiel gefällig? Gut - bei den Schulkosten haben diverse CSU-Regierungen Würzburg über Jahrzehnte am Nasenring vorgeführt und finanziell ausbluten lassen. Erst der langjährige Druck aus der Opposition hat da etwas bewegt. Und das war bei der Theaterfrage doch genauso, und, und, und. Also bei der nächsten Wahl lieber an die Zukunft denken und die Skandale der Amigos nicht vergessen!
Sonst nichts dahinter.