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Würzburg/Schweinfurt
Deutlich mehr Schüler, aber es fehlen Lehrkräfte: Wie eng es an Unterfrankens Schulen wirklich wird
Der Pflichtunterricht ist gesichert, doch Zusatzstunden entfallen und alle Reserven sind verplant: So starten Unterfrankens Schulen ins neue Schuljahr.
Allein die Zahl der Erstklässler ist in Unterfranken zum neuen Schuljahr um neun Prozent gestiegen (Symbolbild). Noch immer ist die Regierung von Unterfranken auf der Suche nach Lehrkräften.
Foto: Daniel Reinhardt, dpa | Allein die Zahl der Erstklässler ist in Unterfranken zum neuen Schuljahr um neun Prozent gestiegen (Symbolbild). Noch immer ist die Regierung von Unterfranken auf der Suche nach Lehrkräften.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:10 Uhr

Vor dem Start in das neue Schuljahr 2022/23 sucht die Regierung von Unterfranken noch händeringend nach Lehrkräften für Grund-, Mittel- und Förderschulen. Es seien Verträge im Umfang einiger Vollzeitstellen offen, so Sprecher Johannes Hardenacke auf Anfrage.

Immerhin: "So gut wie flächendeckend" habe man den Pflichtunterricht gesichert, Eingriffe in die Stundentafel seien nicht nötig. Aufgrund des Lehrermangels dürfte es allerdings zur Streichung von Zusatzangeboten kommen. Dies können Arbeitsgemeinschaften, Fördergruppen oder zusätzliche Stunden in Sport oder Musik (zum Beispiel Chor) sein. Entschieden werde dies in den Schulen vor Ort. Weil es so eng ist wie nie, werden in Unterfranken alle mobilen Reserven vom ersten Schultag an voll im Unterricht eingesetzt.

Wechsel in den Schuldient auch ohne abgeschlossenes Lehramtsstudium möglich

Laut Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) will man sich in den kommenden Wochen um weiteres Lehrpersonal bemühen. Auch die Regierung von Unterfranken appelliert an mögliche Quereinsteiger zu einem Wechsel in den Schuldienst. Dies ist mittlerweile ohne abgeschlossenes Lehramtsstudium möglich, als Unterstützungslehrkräfte kommen auch Studierende und pensionierte Lehrerinnen und Lehrer in Frage.

Die Personalnot hat verschiedene Ursachen. In den vergangenen Jahren fehlte es an Absolventinnen und Absolventen im Lehramtsstudium, und eingestellte Lehrkräfte arbeiten immer häufiger in Teilzeit. Schwangere Lehrerinnen dürften laut Corona-Infektionsschutzgesetz nicht mehr in die Schule kommen – in Unterfranken sind dies laut Regierung derzeit rund 100 Fälle. Dem gegenüber steigen die Schülerzahlen aktuell an, verstärkt durch Flüchtlingskinder aus der Ukraine: 30.000 sind es in ganz Bayern.

2669 Schüler mehr an Grundschulen, davon mehr als 1000 aus der Ukraine

Nach Jahren stabiler Zahlen verzeichnen die unterfränkischen Grund-, Mittel- und Förderschulen für das neue Schuljahr einen Zuwachs von 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieser ist vor allem auf die Grundschulen zurückzuführen: Hier gibt es ein Plus von 6,2 Prozent bzw. 2669 Schülerinnen und Schüler (darunter 1083 aus der Ukraine). Noch deutlicher ist der Anstieg bei den Erstklässlern mit rund 9 Prozent, etwas geringer fällt er mit 2,8 Prozent bzw. 555 Schülerinnen und Schülern (294 aus der Ukraine) an den Mittelschulen aus.

Mehr Schülerinnen und Schüler – das bedeutet mehr Klassen, die mit Lehrkräften zu besetzen sind. Und tendenziell sind die Klassen etwas größer geworden. Laut Regierung von Unterfranken beträgt die durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse in den Grundschulen nun 21,1 (Vorjahr 20,6) und in Mittelschulen 19,4 (Vorjahr 19,1). Von insgesamt 3159 Klassen werden in 91 Prozent (Vorjahr 93 Prozent) nicht mehr als 25 Schüler unterrichtet.

Mehr Studierende entscheiden sich für Mittel- und Grundschullehramt

Die Verpflichtung von Lehrkräften bleibe eine "immense Herausforderung für Schulämter und Regierung", so Sprecher Hardenacke. 275 Vollzeitkontingente – aufzuteilen auf mehr Stellen – mussten wegen Abgängen in den Ruhestand oder Elternzeit aufgefüllt werden. Doch nur zur Hälfte war dies regulär über Verbeamtungen oder Versetzungen möglich. Die andere Hälfte muss mit befristeten Verträgen gedeckt werden. 

Etwas Hoffnung für die nächsten Jahre macht der Lehrernachwuchs: In diesem Schuljahr treten an den unterfränkischen Seminarschulen deutlich mehr Lehramtsanwärter an: 160 an Grundschulen (Vorjahr 138), 67 an Mittelschulen (Vorjahr 46). 

"Brückenklassen": Ukrainische Kinder sollen schnell Deutsch lernen

Eine große Aufgabe ist weiterhin die Integration von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Neben spezieller Sprachförderung werden an den unterfränkischen Grund- und Mittelschulen in diesem Schuljahr 47 Deutschklassen eingerichtet.

Flüchtlingskinder aus der Ukraine sollen in der Grundschule in die normalen Klassen aufgenommen werden. Bei guten Deutschkenntnissen können sie dies auch ab der fünften Klasse – für die meisten aber wurden nun "Brückenklassen" unabhängig von der Schulart gebildet, allein in Unterfranken sind es 45. Hier steht der Spracherwerb mit Deutsch als Zweitsprache im Mittelpunkt.

Die Regierung von Unterfranken ist für Grund- und Mittelschulen, berufliche Schulen und Förderschulen in ganz Unterfranken zuständig. Zu den Aufgaben gehören unter anderem Personaleinsatz und -verwaltung, Schulorganisation und -entwicklung sowie die Lehrerfortbildung. 

Die Lage an den unterfränkischen Gymnasien und Realschulen ist deutlich entspannter

Gymnasien und Realschulen werden dagegen vom Kultusministerium über Ministerialbeauftragte (MB) in den einzelnen Regierungsbezirken gesteuert. In den 48 unterfränkischen Gymnasien und 45 Realschulen ist die Situation zum Schuljahresbeginn deutlich entspannter als in Grund- und Mittelschulen.

Der Pflichtunterricht sei gesichert, heißt es aus den beiden MB-Büros, es gebe genügend Lehrkräfte. Personalausfälle würden innerhalb der Schulen aufgefangen. Schwierig sei es teilweise nur in den experimentellen Fächern wie Physik oder auch Kunstunterricht, sagt Monika Zeyer-Müller, Ministerialbeauftragte für die Gymnasien. "Aber nirgendwo fällt Unterricht aus." Hinweise, dass in größerem Stil Neigungsgruppen oder Wahlfächer gestrichen würden, habe sie nicht.

 
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    Wenn sich eine vollausgebildete Mittelschullehrkraft (mit 2. Staatsexamen) aktuell der Regierung von Unterfranken für eine Vollzeit-Beamtenstelle angeboten hat und abgelehnt wird, dann kann der Bedarf nicht so groß sein. Oder man setzt aus Kostengründen darauf, dass die vollausgebildeten Lehrkräfte ins preisgünstige Angestelltenverhältnis wechseln. Auf diese Weise spart das Ministerium Jahr für Jahr immense Beträge ein. Und Jahr für Jahr wechseln die fertigen Lehrkräfte aus der Region nach Baden-Württemberg, Hessen oder Thüringen und werden dort Beamte.
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  • E. S.
    Ja, ja, aber immer wieder schön brav die Schwarzen wählen.
    Wann wacht das bayerische, auch fränkische, Volk endlich auf.
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  • E. S.
    Wenn schon die Politik nicht fähig ist (siehe Kommentar von "reniteni") das zu regeln.
    Warum werden nicht mal die Schülerzahlen pro Klasse erhöht?
    Zu meiner Schulzeit waren es nicht 19, 20 oder 21 sondern das doppelte!
    42 war die Klassenstärke zu meiner Realschulzeit, aber trotzdem waren wir nach der Schulzeit nicht dumm geblieben.
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  • P. M.
    Zu unserer Zeit hatte auch nicht jeder zweite Schüler ADHS und die Lehrkräfte waren nicht nach jeder Stunde reif für die Klapse.
    Bei mir in der Pestalozzi gab es noch den "Onkel OTTO" ein spanisches Röhrchen 😎
    ..... und nein ich bin nicht für Brügelstrafe 🙏
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  • M. B.
    Sollen sich die Schüler stapeln? 42 passen in kein aktuelles Klassenzimmer...
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  • R. H.
    Rechnen sechs
    so gestaltet sich seit Jahren die Berechnung der Erstklässler und dementsprechend der benötigten Lehrer. Man weiß dies schon 6 Jahre vorher (vielleicht mal die Geburtenstatistik) ansehen. Dann die zu pensionierenden Lehrer und die Ausfälle durch Tod und Krankheit (Erfahrungswerte aus der Vergangenheit) sowie geschätzte Schwangerschaften dazurechnen plus eine Reserve, dann sollte es funktionieren. Minister Piazolo und andere Verantwortliche stellen die Misere immer noch als Erfolg dar, wie fast überall in gehobenen Positionen, man möchte fast versucht sein, denen noch einen Bonus zukommen zu lassen! Die Wirklichkeit schaut leider anders aus. Ich habe schon ganz am Anfang meiner Schulzeit (vor 55 Jahren) gelernt, dass Deutschland ein rohstoffarmes Land ist, und darum die Bildung um so wichtiger ist.
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