
Von "Umerziehung" und "übergriffiger" Entscheidung war die Rede: Weil die Veranstalter des Würzburger Hafensommers entschieden hatten, in diesem Jahr zum ersten Mal nur vegetarische Speisen anzubieten, protestierten CSU und FDP gegen Umerziehung und Ideologie. Die Debatte kochte hoch und sorgte bundesweit für Schlagzeilen. In einem interfraktionellen Antrag von CSU, FDP/Bürgerforum und Freien Wählern wurde dies als "übergriffig im Hinblick auf die persönliche Lebensführung" bezeichnet. Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) hatte unterzeichnet und an der Formulierung mitgewirkt.
In der kommenden Stadtratssitzung am 25. Mai sollte das Thema behandelt werden. Doch am frühen Donnerstagabend verkündete die Stadt Würzburg in einem Pressestatement überraschend, dass es beim Hafensommer neben vegetarischen Angeboten nun auch regionale Biobratwurst geben wird. Wie kam es zu der plötzlichen Entscheidung?
Kulturreferent: "Wir haben kein Interesse, dass anstatt über Musik nur über Würste gesprochen wird"
Achim Könneke weiß sofort Bescheid, um welches Thema es geht, als diese Redaktion ihn am Freitagvormittag am Handy erreicht. Schließlich stand er als Würzburgs Kulturreferent im Mittelpunkt des Feuers. Seit der Berichterstattung dieser Redaktion über den Bratwurst-Streit bekam er zahlreiche Interviewanfragen aus der gesamten Republik, unter anderem erschien ein Gespräch mit ihm auf spiegel.de. Der Fachbereich Kultur ist Veranstalter des jährlich stattfindenden Hafensommers.
"Der Oberbürgermeister und ich pflegen normalerweise ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis", erklärt er im Gespräch. Ihm sei sehr wichtig klarzumachen, dass die Entscheidung über das Catering keine politische sei, sondern eine auf Arbeitsebene. "Das war von Anfang an unsere Intention und so ist es auch gelaufen, es war keine Direktive von mir oder jemand anderen – weder am Anfang, noch jetzt." Mehrfach betont er diese Aussage. Man hole sich Angebote ein und bestellt schließlich, genauso laufe es auch bei der Musik und so habe er das auch beim Hafensommer gemacht.
"Wir haben kein Interesse, dass anstatt über Musik, nur über Würste gesprochen wird. So haben wir uns mit Catering und dem Fachbereich Kultur entschlossen, dass es auch eine Wurst geben wird. Der OB und ich finden das prima."
Der Würzburger Hafensommer findet in diesem Jahr vom 21. Juli bis 6. August im Alten Hafen statt. An 17 Veranstaltungstagen werden Musikerinnen und Musiker aus verschiedenen Genres auf der schwimmenden Bühne auftreten. Heuer sind unter anderem die deutsche Pop-Band Sportfreunde Stiller, der Soul-Sänger Flo Mega oder Alli Neumann, die derzeit in der VOX-Sendung "Sing meinen Song" im TV zu sehen ist, zu Gast.
Dennoch würde ich gerne vielen hier und an anderer Stelle vorgetragenen Argumenten etwas entgegenhalten:
1. Es ginge nur um die Musik und Essen könne man auch woanders, im Vorfeld/Umland.
Das ist sicher richtig, aber dann bräuchte es doch überhaupt kein "Catering", ob vegetarisch/Fisch/Fleisch?
Alles könnte man doch vorher essen.
Wenn man aber doch der Meinung ist, es bräuchte eine Essensbereitstellung für das Event, dann sticht dieses Argument eben nicht.
2. Sicher erwarte ich in einem Theater auch keine Bratwürste.
Aber das ist doch kein Theater.
Und selbst im Theater gibt es doch auch ein "kulinarisches" Angebot in den Pausen.
Und da gäbe es doch vermutlich die gleiche Diskussion, wenn im Theater als Pausensnacks nur noch vegetarisches Gebäck angeboten würde.
Insgesamt wie gesagt alles sehr unglücklich verlaufen und vermeidbar.
Nichts für ungut!
Nur so lässt sich erklären, das etwas verboten wird, was sowieso keiner braucht, ähnlich einem Pferdekutschenverbot in Würzburgs Innenstadt zur Reduzierung des Individualverkehrs.
Bratwurst war gar nicht verboten, es sollte nur keine Bratwurst angeboten werden, wie schon letztes Jahr wegen mangelnder Nachfrage.
Jetzt könnte es aber sein, dass die mangelnde Nachfrage eine Fehlannahme war, es wurde der Verbrauch vielleicht nur nicht verbucht, um die Besucher nicht zu lange vom Konzert abzuhalten, oder so ähnlich