"Nach kurzer, schwerer Krankheit" ist der bekannte Würzburger Pfarrer Werner Schindelin am 15. September im Alter von 89 Jahren gestorben, berichtet das evangelische Sonntagsblatt. Seelsorger, Menschenfreund, geschickter Verhandlungspartner: Schindelin hat Zeit seines Lebens viele Rollen ausgefüllt.
Das wohl größte Werk des gebürtigen Münchners ist der 1969 von ihm mitgegründete Verein für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung am Heuchelhof, für den er sich bis zuletzt einsetzte. Schnell entwickelte sich der Verein zu einem der größten Förderzentren Bayerns.
Doch auch sein Engagement in anderen Institutionen prägten Schindelin. Als Schlüsselerlebnis beschrieb er einst ein Zusammentreffen im König-Ludwig-Haus: "Eines Tages war ein Mädchen in die Klinik eingeliefert worden, das gelähmt war und eine schwere Spastik aufwies. Aus ihrem Mund lief dauernd Speichel. Ich konnte es schlecht ertragen und habe mich weggewendet. In diesem Augenblick hatte ich den Gedanken: Was hätte Jesus an meiner Stelle getan? Also drehte ich mich wieder um und lachte sie an. Da lachte sie auch, mit dem ganzen Körper! Und ich sah ihre Schönheit."
Diese wichtige Botschaft hatte der Würzburger Pfarrer verbreitet
Vielen Würzburgerinnen und Würzburgern wird Schindelin auch als Religionslehrer am Mozart-Gymnasium, als Gemeindepfarrer in der Gartenstadt Keesburg und durch seine Arbeit für die Evangelische Bürgerstiftung in Erinnerung bleiben.
"Pfarrer Werner Schindelin hat sich bis ins hohe Alter ohne Rast und Ruh für die Schwächsten in unserer Gesellschaft stark gemacht", würdigt Oberbürgermeister Christian Schuchardt Schindelins Lebensleistung in einer Pressemitteilung. "Werner Schindelin war ein großer Menschenfreund und ein geschickter Verhandlungspartner", erinnert sich Sozialreferentin Hülya Düber.
Für sein Engagement wurde Schindelin 2013 mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Stadt Würzburg verlieh ihm 2005 die Behr-Medaille. Mit Ehrungen konnte Schindelin Berichten zufolge nie sonderlich viel anfangen. Stattdessen gab er den Menschen um ihn herum bereits im Jahr 2014 einen Rat mit an die Hand: "Liebe Gott und die Nächsten wie dich selbst. Das reicht eigentlich zum Seligwerden."
Ergänzung: Schindelin war als Seelsorger in Würzburger Lukaskirche aktiv
Udo Feldinger, SPD-Stadtrat in Würzburg, hat sich im Namen des Kirchenvorstandes St. Paul Heidingsfeld bei der Redaktion gemeldet und folgende Ergänzung mitgeteilt: "Pfarrer Schindelin war seit 34 Jahren als emeritierter Pfarrer und als treuer Wegbegleiter und Seelsorger in der Lukaskirche im Steinbachtal tätig. Die Lukaskirche wurde im März 1982 der Kirchengemeinde St. Paul zugeordnet. Pfarrer Schindelin unterstützte den 'Lebendigen Adventskalender', eine in der Vorweihnachtszeit bei verschiedenen Familien täglich stattfindende Zusammenkunft, und seit der Corona-Zeit die Andachten für Gebetsanliegen im Steinbachtal. Mit dem Freundeskreis 'Soziales Netz im Steinbachtal und Heidingsfeld' akquirierte er Spenden für viele soziale Projekte.