Es wäre nicht Pfarrer Werner Schindelin, wenn er nicht bei jedem Gespräch auch an Menschen denken würde, denen – weil es ihnen nicht gut geht – irgendwie geholfen werden könnte oder sollte. Behinderte, Arme, Einsame, Alte. Manchmal habe er sich schon gefragt, warum ausgerechnet er so viel Not sehe. Diese Frage scheint fast ein wenig scherzhaft, denn die Antwort ist ganz einfach: Er schaut nicht weg. Im Gegenteil: Wenn er die Not spürt, sieht er erst recht hin, und immer überlegt er, sucht nach einer Lösung. Und meistens findet er sie. Kein Wunder also, dass der (noch) 78-Jährige in diesen Tagen das Bundesverdienstkreuz erhielt. Stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner händigte es dem agilen evangelischen Pfarrer in der Staatskanzlei in München aus.
Dabei bleibt er am Boden, und es passt zu ihm, dass er viele andere Auszeichnungen erst gar nicht erwähnt. Dass diese nun in den Medien genannt wird, ist für ihn nur deshalb wichtig, „weil ich mir einen Schub für die PSA erhoffe“, sagt er: Spenden wären willkommen. PSA, das ist die Pädagogisch individuelle soziale Assistenz, will sagen: Sozialpädagogen und entsprechend Ausgebildete begleiten junge Menschen aus schwierigen Verhältnissen, die sonst nie eine Chance auf ein gelungenes Leben hätten, ganz individuell. 18 Klienten sind es zurzeit. Für mehr ist kein Geld da.
Dies ist nur ein klitzekleiner Einblick in Schindelins Wirken, der neben seiner Familie mit fünf Kindern und deren Nachwuchs sowieso „2000 Kinder“ nennt. Da sind ja noch die vielen hundert aus dem von ihm initiierten Körperbehindertenzentrum, die erwachsenen Behinderten in den von ihm gegründeten Firmen, Wohnungen und Wohnheimen, all die Kirchgänger und die, die sich in ihrer Not an ihn wenden – ach, das sind doch mehr als 2000!
Leidenschaftlich spricht er auch von Arbeitslosen, die freiwillig Senioren begleiten, sich sogar um Demente kümmern „und aufpassen, damit die keinen Unfug machen“. Dabei gehe es um Begleitung, Unterhaltung und Hilfe, weniger um Pflege der betroffenen alten Leute. Da sieht Schindelin beiden Seiten gedient. Hier entstehe eigentlich schon ein Teilzeitberuf, der Langzeitarbeitslosen wieder Perspektiven geben könne.
Im Laufe der Jahre, so Schindelin, habe er gelernt, „dass Glaube ganz einfach ist: Liebe Gott und die Nächsten – wie dich selbst. Das reicht eigentlich zum Seligwerden.“
Spenden nimmt Werner Schindelin gern im Ehrenamtlichen Sozialverein entgegen: Konto 22 9 21 bei der Sparkasse Mainfranken (BLZ 790 500 00).