
Es ist ein kühler Sonntagnachmittag und zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner eines Wohnblocks im Würzburger Stadtteil Grombühl sind in Aufruhr. Rund ein Dutzend Personen haben sich vor der Wohnung von Karl-Heinz Klein, den sie dort alle "Kalle" nennen, versammelt. "Kommen Sie schnell, dem läuft die Scheiße aus dem Klo", hatte Nachbarin Anita M. (Name auf Wunsch der Mieterin geändert) dem Reporter kurz zuvor aufgebracht am Telefon entgegengerufen.
Über den Wohnkomplex des umstrittenen Immobilien-Unternehmens Dawonia war in den vergangenen Wochen mehrfach berichtet worden. Weil das Treppenhaus vollkommen verdreckt war, weil dort seit Jahren offenbar nicht ausreichend geputzt wurde und weil dort Müllsäcke mit Windeln gelagert wurden. Und weil der von Schmutz und aufdringlichen Fliegenschwärmen durchseuchte und von Sperrmüll blockierte Müllraum vollkommen verwahrlost war.
Dawonia will "möglichst sauberes Wohnumfeld" in Würzburg bieten
Die Dawonia hatte nach der Berichterstattung Veränderung angekündigt. Neue Putzmaßnahmen sollten laut Dawonia-Sprecherin Maren Holtermann für "ein möglichst sauberes Wohnumfeld" sorgen. Daran glauben die Bewohnerinnen und Bewohner des Blocks jedoch schon lange nicht mehr, wie viele von ihnen der Redaktion gegenüber sagen.

Der Geruch in der Wohnung von Mieter Karl-Heinz Klein ist beim Besuch durch die Redaktion am Sonntagnachmittag extrem unangenehm. Im Bad liegen bräunlich verfärbte Lumpen und Rückstände einer undefinierbaren brauen Masse herum. Ein summendes Gerät ist mit einem Schlauch an ein Rohr in der Wand angeschlossen und pumpt daraus Flüssigkeit ab. "Das geht seit sechs Wochen so", sagt der 60-jährige Mieter Klein über das Ausmaß seiner Misere. "Es hat mit einem Gurgeln angefangen und wurde immer schlimmer."
Klein sitzt wegen einer Krankheit im Rollstuhl, er ist pflegebedürftig und wohnt daher im Erdgeschoss. Die Dawonia, so Klein, habe auf seine Beschwerden zunächst kaum reagiert. Dann sei die Situation eskaliert, die Masse aus dem Abfluss habe seine Wohnung überschwemmt, sei in sein Krankenzimmer geflossen und habe dort Möbel beschädigt. Daraufhin, so Klein, sei endlich ein Rohrreinigungsunternehmen gekommen und habe versucht, das tiefenverstopfte Abflusssystem zu reinigen. Dabei seien Windeln, Binden und Unterhosen in seinem Badezimmer gelandet.
Bewohner des Würzburger Wohnblocks sind unzufrieden mit Dawonia
Mieterin Elif Kraus (25) wohnt über der Wohnung von Karl-Heinz Klein. Ihr Badezimmer ist offenbar an dieselbe Abwasserleitung angeschlossen. Auch bei ihr, so Kraus, sei der Gestank seit Wochen kaum erträglich: "Wir können nur noch lüften." Sie selbst habe sich viele Male bei der Dawonia über die Probleme im Wohnkomplex beschwert: "Wir schreiben denen alle ständig." Als hilfreich habe sie die Dawonia jedoch nicht erlebt, sagt Kraus. "Für uns interessiert sich keiner."

Weil das Problem in seinem Badezimmer seit Wochen nicht repariert werde, war Karl-Heinz Klein nach eigener Aussage über Wochen gezwungen, bei einer Nachbarin auf Toilette zu gehen. Das Problem dabei: Das Badezimmer ist nicht behindertengerecht. Aus diesem Grund wünsche er sich von der Dawonia die zwischenzeitliche Unterbringung in einer behindertengerechten Unterkunft, sagt Klein. Die Redaktion hat die Dawonia um Stellungnahme zur aktuellen Situation gebeten.
Dawonia: Umfang des Schadens erst mit Verzögerung bekannt geworden
Dawonia-Sprecherin Maren Holtermann schreibt :"Selbstverständlich ist uns das Zurverfügungstellen eines einwandfreien Wohnraums für unsere Mieter ein wichtiges Anliegen und die Umstände vor Ort sind in dieser Form nicht zumutbar." Die Dawonia habe von dem Schaden, "insbesondere auch in seinem Umfang" erst "mit einer gewissen Verzögerung" erfahren.
Mieter Klein habe, so Holtermann weiter, inzwischen den Schlüssel "für eine Ersatzwohnung auf der gleichen Etage (...) erhalten und wir arbeiten unter Hochdruck daran, die Abwasserthematik in seiner bisherigen Wohnung zu lösen". Nachbarin Anita M. hat sich in der Zwischenzeit erneut bei der Redaktion gemeldet und bestätigt, dass Mieter Karl-Heinz Klein inzwischen Zugang zu einer funktionierenden Toilette bekommen habe. Bewohnbar sei die Wohnung jedoch nicht – insbesondere auch deshalb, weil dort keine behindertengerechten Vorrichtungen verfügbar seien. Klein selbst war für die Redaktion nicht zu erreichen.
Kein normal denkender Mensch stopft Damenbinden, Unterhosen, Pampers, Küchenabfälle usw. ins WC. Und dann soll der Hausbesitzer schuld sein, der den Dreck beseitigen und auch noch Mietminderung hinnehmen muss? Nach dem Verursacherprinzip werden die Kosten der Kanalreinigung auf die Mieter umgelegt. Dies geschieht i.d.R. sowieso über die Nebenkostenabrechnung.
Klar, zunächst ist wohl die Ursache für das Problem bei den Herrschaften zu suchen, die die Rohre verstopft haben.
Allerdings ist der Vermieter für die ordnungsgemäße Funktion der von ihm vermieteten Wohnung zuständig und es war ja wohl nicht der betroffene Mieter, der das Chaos verursacht hat. Die Dawonia gibt eine ganz miserable Performance und meint wohl, sich bei sozial schwachen Mietern einiges leisten zu können, was woanders nicht möglich wäre.