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Giebelstadt
"Das Individuum spielt keine Rolle": Wer steckt hinter der Glaubensgemeinschaft "Kingdom Impact"?
Eltern werfen den Betreibern des Bauernhofkindergartens Giebelstadt eine Nähe zur Glaubensgemeinschaft "Kingdom Impact" vor. Ist diese Gemeinschaft gefährlich?
'Die Abkehr von einem aufgeklärten hin zu einem biblischen Weltbild' sei ein Kernelement von 'Kingdom Impact', sagt Jürgen Lohmayer, Weltanschauungsbeauftragter der Diözese Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | "Die Abkehr von einem aufgeklärten hin zu einem biblischen Weltbild" sei ein Kernelement von "Kingdom Impact", sagt Jürgen Lohmayer, Weltanschauungsbeauftragter der Diözese Würzburg.
Catharina Hettiger
 und  Lara Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Mehrere Eltern haben in der ersten Hälfte dieses Jahres ihre Kinder aus dem Bauernhofkindergarten Giebelstadt bei Würzburg genommen. Sie werfen den Betreibern der Einrichtung vor, dass sie der umstrittenen Glaubensgemeinschaft "Kingdom Impact" nahestehen und dies nicht transparent gemacht haben. Wer steckt hinter "Kingdom Impact" und was möchten die Mitglieder dieser Gemeinschaft erreichen? Jürgen Lohmayer, Weltanschauungsbeauftragter im Bistum Würzburg, sowie das Referat "Sogenannte Sekten und Psychogruppen" des Bundesverwaltungsamts, einer Informations- und Dokumentationsstelle, liefern eine Einschätzung.

Wer steckt hinter "Kingdom Impact"?

Hinter "Kingdom Impact" (KI) steckt der gemeinnützige Verein "Global Vision e.V." mit Sitz in Pfullendorf-Denkingen in Baden-Württemberg. Der Verein stellt sich auf seiner Webseite kingdomimpact.org als "prophetisch-apostolische Dienst- und Lebensgemeinschaft mit einem internationalen und überkonfessionellen Schulungs- und Trainingsauftrag und Gebetshaus" vor.

Wer hat "Kingdom Impact" gegründet?

Gründerin des 2002 entstandenen "Kingdom Impact" und 1. Vorsitzende des Vereins "Global Vision" ist die 1967 in München geborene Monika Flach. Laut ihrem Lebenslauf auf der KI-Homepage hat sie nach einer Ausbildung zur Krankenschwester verschiedene freikirchlich geprägte Bibelschulen besucht. Mit Aktivitäten "im Bereich des Aufbaus von sogenannten Heilungsräumen, Schulungsdiensten für Missionare und Propheten, apostolischen Trainings und 'Kingdom Impact' kann sie der neucharismatischen Bewegung zugerechnet werden", sagt Jürgen Lohmayer, Weltanschauungsbeauftragter der Diözese Würzburg. Der Fokus von "Kingdom Impact" lag und liegt auf Gemeindegründungen in Europa. 2006 zog Monika Flach mit einem Teil des Teams nach Zürich, 2010 nach Konstanz. 2016 bezog "Kingdom Impact" die heutige Zentrale der Gemeinschaft in Pfullendorf-Denkingen.

Welche Rolle spielt Monika Flach bei "Kingdom Impact"?

Bei neucharismatischen Bewegungen spielen einzelne Führungspersonen eine große Rolle, sagt Lohmayer. Diese würden sich auf ein "göttliches Mandat" berufen und jeweils "mit neuen Themen und Zeitansagen unter ihren Anhängern Wellen der Begeisterung auslösen". Auf der KI-Homepage ist über Monika Flach zu lesen: "Als prophetisch-apostolische Visionärin liebt sie es, Gottes Strategien und Baupläne vom Himmel zu empfangen, umzusetzen und dadurch die Expansion des Königreichs voranzutreiben."

Wie groß ist die Glaubensgemeinschaft?

Das "überkonfessionelle" Kernteam besteht aus rund 45 Deutschen und Schweizern, heißt es auf der Homepage von "Kingdom Impact". "Zusätzlich (…) zählen noch viele weitere Seminarmitarbeiter und Fürbitter zu unserem Mitarbeiter-Team, die regelmäßig in verschiedenen praktischen Bereichen im Schulungszentrum und in Gebet und Anbetung im KI-Gebetshaus dienen." Wie groß die Anhängerschaft insgesamt ist, ist auch Experten nicht bekannt.

Welches Weltbild vertritt "Kingdom Impact"?

Laut Theologe Lohmayer hat die Gemeinschaft ihre Wurzeln in der klassischen Pfingstbewegung, knüpft aber auch an charismatische Erneuerungsbewegungen an. Der Heilige Geist spiele eine wichtige Rolle, weshalb der Frömmigkeitsstil gefühlsbetont und an Wundern orientiert sei. Von Seiten des Referats "Sogenannte Sekten und Psychogruppen" im Bundesverwaltungsamt heißt es, die Tendenz der Gemeinschaft gehe zu einer streng evangelikal-charismatischen Ausrichtung, wonach die Bibel als das einzig wahre Wort Gottes gesehen werde.

Ein Kernelement der Bewegung sei "die Abkehr von einem aufgeklärten hin zu einem biblischen Weltbild", sagt Jürgen Lohmayer. Letzteres verlange ein Leben unter der Ordnung Gottes. Humanismus und Individualismus würden daher negativ bewertet.

Wie will "Kingdom Impact" seine Ziele erreichen?

"Kingdom Impact" bietet viele Seminare und Schulungen an und hat eine eigene Online-Akademie, den "Kingdom Campus". So will der Verein Missionare und zukünftige Leiter für das "Königreich Gottes" ausbilden, heißt es von Seiten des Bundesverwaltungsamts. Dabei setze man auf apostolisches Training (das heißt: der Apostel ist direkt von Gott beauftragt, die Botschaft Jesu zu verkünden) und auf prophetisches Training (Training zur geistigen Führerschaft).

Vor der "endzeitlich erwarteten Wiederkunft Christi" gelte es, alle kulturellen und politischen Bereiche zu transformieren, beschreibt Lohmayer die Ziele von "Kingdom Impact". Dies wolle man unter anderem mit dem Konzept der "geistlichen Kriegsführung" erreichen. Darunter zu verstehen sei ein "Gebetskampf", bei dem möglichst rund um die Uhr gebetet werden soll. So will man auf die "übernatürlichen Kräfte" einwirken, die nach Vorstellung von "Kingdom Impact" eine bestimmte Stadt, Region oder Nation beherrschen, und Städte und Regionen für Gott zurückerobern.

Wie tritt die Glaubensgemeinschaft in der Öffentlichkeit auf?

Anhänger von "Kingdom Impact" vertreten ihren Glauben in allen Lebensbereichen – in der Verwandtschaft, am Arbeitsplatz, in Kindergarten und Schule oder in der Kommunalpolitik – und werben sehr offensiv dafür, erklärt Lohmayer.

Wie kann sich diese Art von Glauben auf das Leben eines Anhängers auswirken?

Ein "Gebet der Hingabe" auf der KI-Homepage zeigt, wie der Einzelne zur totalen Selbstaufgabe in allen Lebensbereichen zugunsten von Jesu Christi aufgefordert wird. Dort heißt es unter anderem: Ich unterstelle "mich ganz deinem Willen (…) Egal, was ich arbeite, ich arbeite an dem Königreich Gottes. Zeige mir, Herr, wenn du mich an einen anderen Arbeitsplatz rufen möchtest. Ich möchte dir folgen, wo immer du mich hinschickst."

Auch der Wohnort, die Beziehungen, sogar die Wahl des Ehepartners, die Gedanken und die Mediennutzung werden in diesem Gebet dem Willen Jesu Christi unterstellt: "Jesus, du darfst entscheiden, wen ich heiraten oder als Teil meiner Familie leben soll", heißt es da. Oder auch: "Ich höre nur die Musik und schaue die Videos und nutze die Medien, welche du für mich vorsiehst".

Geht von "Kingdom Impact" eine Gefahr aus?

"Kingdom Impact" sei schwer zu verorten, so die Einschätzung des Bundesverwaltungsamts. Es könne nicht ausgeschlossen werden, "dass sich hier ein konfliktträchtiges Potenzial aufbaut – zumal eine strenge Struktur und Hierarchie zu existieren scheint": Vom Apostel über den Propheten, über den Jünger bis hin zum "normalen Bürger des Königreichs Gottes" gebe es eine Art "Unterordnung", teilt die Informations- und Dokumentationsstelle mit. "Das Individuum spielt keine Rolle".

Dass die religiöse Vorstellungswelt von "Kingdom Impact" insbesondere auch im pädagogischen Bereich – etwa einem Kindergarten –, Anlass unterschiedlicher Konflikte werden kann, sieht auch Jürgen Lohmayer als "naheliegend und nahezu unumgänglich" an.

Handelt es sich bei "Kingdom Impact" um eine Sekte?

Mit "Sekte" wird laut Definition der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) umgangssprachlich meist eine Glaubensgemeinschaft bezeichnet, die sich von einer größeren Gemeinschaft abgespalten hat. Oft glauben die Mitglieder einer Sekte, den besseren oder einzig richtigen Weg zum Heil oder zur Erlösung gefunden zu haben. Sekten gibt es in allen großen Religionen.

Einstufungen von religiösen Gruppierungen als "Sekte" könnten von staatlicher Seite aus grundsätzlich nicht erfolgen, heißt es aus dem Bundesverwaltungsamt. Der Grund: Dem Begriff "Sekte" liege keine allgemein gültige bzw. einheitliche Definition zugrunde. "Ob eine Gruppierung als problematisch oder gar gefährlich anzusehen ist, muss immer aufgrund bestimmter Verhaltensweisen gegenüber den Mitgliedern oder Außenstehenden individuell beurteilt werden."

 
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Kommentare
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  • Katharina Joachimsthaler
    Das Alte Testament ist die Wurzel, das Neue Testament baut darauf auf. Um bei Bildern zu bleiben, ich sehe das so: Ich esse nicht die Wurzel des Baumes sondern dessen Früchte.
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  • Wolfgang Schöller
    Wir brauchen Menschen, die Werte vorleben. Schön, wenn die Bibel dabei Grundlage ist: (Vorsicht, Satire):
    - kein Verzehr von Schalentieren, also Garnelen, Krabben, Shrimps (Dtn 14,10: Alles, was keine Flossen und keine Schuppen hat, dürft ihr nicht essen. Es soll euch als unrein gelten.)
    - Geschlechtsverkehr des Schwagers mit der Witwe seines Bruders, falls die Ehe kinderlos war, um dem Bruder Nachkommen zu zeugen (Dtn 25,5-10; ich kenne allerdings keine Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes unbedingt Sex mit dem Schwager will )
    und besonders Dtn 21,18-21, Steinigung ungehorsamer Kinder (Völlig neuer Umgang mit sich festklebenden Klimaaktivisten). Satire Ende.
    Es ist bedauerlich, dass biblizistische Gruppen oft vergessen, dass Gott die Fähigkeit des Denkens dem Menschen geschenkt hat, damit der seinen Verstand auch benutzt. Dass es nicht einfach ist Ambivalenzen, Uneindeutigkeiten und Zweifel auszuhalten ist eine Herausforderung an die Reife des Menschen, an der er wachsen kann.
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  • Barbara Fersch
    Bringt man seine Kinder eigentlich in den Kindergarten um ihnen die Bibel oder sonstige Schriften beizubringen?? Was ist das denn für ein Schwachsinn?? Die Kinder sollen in Gemeinschaft mit anderen Kindern lernen, ihr soziales Umfeld zu stärken, Spass mit andern Kindern zu haben.
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  • Martin Dobat
    Liebe Frau Fersch, ich persönlich bin sehr froh, dass ich als kleiner Junge in der Kinderstunde, die biblischen Geschichten kennengelernt habe. Lieber Gruß, Martin Dobat
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  • Martin Dobat
    Sehr geehrter Herr Lohmeyer, Sie beschreiben genau das, woran große Teile der kath.Kirche nicht mehr glauben. Ja die Kirchen haben sich mit der "Welt" angefreundet - haben ihre Salzfunktion verloren. Die Bibel sagt: "...Wer nun der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein" (Jak.4,4).
    L.G. Martin Dobat
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  • Hermann Roppelt
    Herr Lohmeyer, wenn Sie Kingdom Impact als Sekte hinstellen, weil sie sich an der Bibel orientieren und ihr Leben Jesus Christus unterstellen, was ist denn dann Lehre und Auftrag der katholischen Kirche?
    Sein Leben der Führung des Hl. Geistes anzuvertrauen, soll völlige Aufgabe des Individuums sein?
    Sich an die Bibel zu orientieren, soll ein mittelalterliches Weltbild beinhalten?
    Durch Christus entfaltet sich überhaupt wahres Menschsein und komme zur Erkenntnis, wer ich bin.
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  • Peter Koch
    Kingdom Impact orientiert sich hauptsächlich am Alten Testament. Das ist tatsächlich nicht mittelalterlich sondern vorchristlich.
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  • Martin Dobat
    Das alte Testament und das neue Testament gehören untrennbar zusammen, und sind beide Gottes Wort! Sehr wertvoll
    L.G. Martin Dobat
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  • Peter Koch
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Hermann Roppelt
    Kingdom Impact kommt aus dem pfingstlich-charismatischen Umfeld. Da liegt die Betonung auf dem Hl. Geist, und das ist neutestamentlich.
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  • Peter Koch
    Die Sektenführerin beruft sich aber ständig auf verschiedene Propheten und Prophetinnen aus dem alten Testament.
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