Mit Informationsveranstaltungen, die in rein digitaler Form stattfinden, haben die Darstadter jüngst gute Erfahrungen gemacht. Erst Mitte Dezember hatte der Arbeitskreis "Lebenswertes Darstadt" einen Versuchsballon steigen lassen und seinen ersten Online-Bürgerstammtisch veranstaltet, der auf gute Resonanz stieß (wir berichteten). Jetzt wurde das Format leicht abgewandelt und fand als Online-Veranstaltung für Stadtratsmitglieder statt, die über den aktuellen Stand in Sachen Bürgerhaus Darstadt informiert werden sollten. Knapp 20 Teilnehmer schalteten sich am Dienstagabend über ihre Laptops zu.
"Ich freue mich, dass alle Fraktionen vertreten sind", sagte Maria Kräuter, eine der Sprecherinnen des Arbeitskreises, die die Veranstaltung moderierte. Die Darstadter haben inzwischen alles beigetragen, was Bürger zu solch einem Projekt beitragen können. Ihr Nutzungskonzept ist fertig, jetzt ist wieder der Stadtrat am Zug und muss entscheiden, ob die Sanierung zeitnah in Angriff genommen werden kann. Zuletzt hatte der Arbeitskreis das Gremium vor fast genau zwei Jahren über seine Bemühungen informiert, damals noch vor Ort im Bürgerhaus.
Das Projekt wird teuer
Dessen inwendige wie äußere Sanierung ist das Darstadter Impulsprojekt aus dem Gemeindeentwicklungskonzept (GEK). Dass die GEK-Projekte neben den großen Ochsenfurter Vorhaben wie der Sanierung von Rathaus und Kindergarten Maria-Theresien-Heim weiterhin hohe Priorität haben sollen, hatte der Stadtrat sehr zur Freude der Darstadter bekräftigt. Was noch nicht feststeht, ist die Reihenfolge der Umsetzung.
Für den Arbeitskreis ist klar: In Darstadt könnte es eigentlich sofort losgehen, wenn die Finanzierung steht. Die aber wird ein dicker Brocken werden. "Unseres ist das einzige Hochbauprojekt im GEK", sagte Maria Kräuter. Und daher teuer, wenn auch die Möglichkeit einer Förderung besteht. Die Darstadter Bürger haben ein Konzept erarbeitet, wie das Bürgerhaus in Zukunft genutzt werden könnte und welche Sanierungsmaßnahmen dazu erforderlich wären. Eingedenk der zu erwartenden Kosten seien dabei stets pragmatische und praktikable Lösungen bevorzugt worden, so Maria Kräuter.
Enormer Sanierungsstau
Dennoch wird es mit ein paar Schönheitsreparaturen nicht getan sein. Das Bürgerhaus, nach einhelliger Meinung der Darstadter der zentrale Treffpunkt und daher von herausragender Bedeutung für das soziale Leben im Ort, war seit 1975 zwar unter anderem als Vereinsheim durchgehend rege genutzt, aber immer nur notdürftig instand gehalten worden. Mit minimalem Aufwand und minimalen Kosten sei das um 1900 entstandene, ortsbildprägende Gebäude am Leben erhalten worden, so Kräuter. Die Kehrseite der Medaille: ein enormer Sanierungsstau.
Es regnet durchs Dach, eine Ölheizung von nurmehr historischem Wert plagt sich mit der Wärmeerzeugung in nur einem einzigen Raum ab, von Wärmedämmung oder Barrierefreiheit kann gar keine Rede sein, und den Besucher erwartet im Innern eine wenig einladende Atmosphäre mit leicht muffigem Hauch, wie Maria Kräuter sich ausdrückte. Andererseits sind aber auch viele schöne Ausstattungsdetails aus der Bauzeit des Gebäudes noch vorhanden, deren Erhalt lohnenswert erscheint.
In enger Absprache mit den Nutzern hat sich der Arbeitskreis überlegt, was im sanierten Bürgerhaus alles unterkommen soll: Im Erdgeschoss ist eine kleine Kneipe vorgesehen, deren Betrieb, anders als bisher, auch parallel zu anderen Veranstaltungen laufen kann. Für letztere soll ein separater Raum mit Theke geschaffen werden sowie eine Küche, die beide Räume versorgt. Im ersten Obergeschoss stellen sich die Darstadter Räume für die Vereine, Gruppen und Bürger vor, also einen Musik-, einen Vereins- und einen Gymnastikraum. Der Keller soll genutzt werden wie bisher: als Lager für die Vereine und als Jugendraum. Auch die örtliche Feuerwehr soll das Bürgerhaus weiterhin nutzen können.
Barrierefreiheit ist schwierig herzustellen
Im Ober- wie im Erdgeschoss sollen Toiletten zur Verfügung stehen, wobei nur die untere barrierefrei sein wird. Überhaupt sei dieses Thema das schwierigste gewesen, sagte Maria Kräuter. Mit vertretbarem finanziellen Aufwand könne nur das Erdgeschoss barrierefrei erreicht werden, und zwar nach aktuellem Planungsstand über eine Rampe, die zum Spielplatz auf der Rückseite des Gebäudes führen soll, wo dann der Zugang durch den Anbau erfolgt. Ein Aufzug im Inneren wäre hingegen sehr teuer und auch zu wartungsintensiv. Ein Architekt hat an den Planungen bereits mitgewirkt.
Die zuhörenden Stadtratsmitglieder äußerten sich einhellig zustimmend. Iris Eisenmann-Tappe (Grüne) würde angesichts des, wie sie sagte, schönen und wichtigen Projekts lieber klotzen statt kleckern. Siegfried Scheder (CSU), von Beruf Restaurator und in der Materie nicht ganz unbeleckt, warf die Überlegung ein, ob nicht das Obergeschoss weggenommen werden und statt dessen ein als Mehrzweckraum gestaltetes Dachgeschoss geschaffen werden könnte. Damit ließen sich die Kosten ganz erheblich reduzieren. Der Arbeitskreis hofft nun, dass es vom Stadtrat alsbald grünes Licht für das Projekt geben wird.