Der Bericht über die anstehenden Haushaltsberatungen im Ochsenfurter Stadtrat hat unter den Mitgliedern des Arbeitskreises "Lebenswertes Darstadt" leichte Unruhe ausgelöst. In einer Sitzung des Haushaltsausschusses war angekündigt worden, dass Großprojekte wie etwa die Rathaussanierung wohl Vorrang vor kleineren Maßnahmen haben werden. Könnte damit das Anliegen der Darstadter, ihr Bürgerhaus zu sanieren, ins Hintertreffen geraten? Um ihre Pläne den Stadträten im Einzelnen zu erläutern und um Klarheit über das weitere Vorgehen zu gewinnen, hatte der Arbeitskreis zu einem Treffen ins Bürgerhaus eingeladen.
Die Sanierung des Bürgerhauses ist die Maßnahme, die aus dem Gemeindeentwicklungskonzept (GEK) für Darstadt als Impulsprojekt hervorgegangen war. Im Rahmen des GEK hatten in den Stadtteilen die jeweiligen, aus interessierten Bürgern zusammengesetzten Arbeitskreise die Schwerpunkte herausgearbeitet, die ihren Stadtteil zukunftsfähig machen sollen. Der Bauausschuss hatte in seiner jüngsten Sitzung das GEK mit den bedeutendsten Vorhaben aus den jeweiligen Ortsteilen beschlossen. Der Stadtrat muss noch zustimmen.
Dass sich in Darstadt sämtliche Bemühungen auf das Bürgerhaus konzentrieren sollen, war in dem kleinen Ort schnell klar gewesen. Unter den Einwohnern herrsche diesbezüglich große Einigkeit, sagte Maria Kräuter, eine der Sprecherinnen des Arbeitskreises. "Über alle Gruppierungen hinweg stehen alle dahinter." Denn dort spiele sich das Gemeindeleben zum großen Teil ab. "Wir wollen nicht nur einfach ein Gebäude schön machen, sondern das Herzstück für das gesamte Dorfleben erhalten", so Kräuter. Sowohl alteingesessene als auch Neubürger kämen dort zusammen.
Was in dem altehrwürdigen Gebäude alles stattfindet, hat der Arbeitskreis in einem sorgfältig ausgearbeiteten und gebundenen Heft zusammengefasst. Das Haus, um 1900 unter anderem als Schule und Rathaus für den Ort erbaut, bietet Platz für Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen der Vereine, für Veranstaltungen der Kirchengemeinde, Bürgersprechstunden, Kaffee- und Spielenachmittage, Weihnachtsfeiern, private Feiern, Stammtische und Feuerwehrschulungen, um nur einige der Nutzungen zu nennen. Außerdem wird der einzige gut beheizbare Raum an den Wochenenden regelmäßig als Wirtschaft betrieben.
All dies spiele sich aber mehr oder weniger in einem Provisorium ab, hieß es. Das Bürgerhaus schiebt einen gewaltigen Sanierungsstau vor sich her. Beim Rundgang durch das Gebäude zeigt sich, dass einzig die Toiletten ein zeitgemäßes Erscheinungsbild haben. Alles andere ist alt. Das größte bauliche Problem stellt das Dach dar, das an einigen Stellen Wasser durchlässt. Indessen hat es auch Vorteile, dass das Haus lange Zeit unverändert blieb. Viel von der ursprünglichen Substanz und Dekoration ist noch erhalten.
Katrin Fisahn wies auf die an Jugendstil erinnernden Ornamente hin, die sich an Türgriffen und Geländern finden. Auch die schönen alten Holzfußböden gibt es noch. Diese Dinge wollen die Darstadter bei einer Sanierung möglichst erhalten. Aufs Altenteil gehört ihrer Meinung nach jedoch die betagte Ölheizung, die durch eine Zentralheizung ersetzt werden soll.
2019 soll der finanzielle Horizont ermittelt werden
Überhaupt hat der Arbeitskreis seine Ideen für eine Sanierung schon sehr detailliert ausgearbeitet. Dass diese Ideen sich am - auch finanziell - Machbaren und Pragmatischen orientieren und nicht nach utopischen Wunschvorstellungen streben, gefällt Bürgermeister Peter Juks. Er betonte, dass die GEK-Projekte nicht in der Schublade versauern sollen. Allerdings solle das Jahr 2019 erst einmal dazu genutzt werden, den finanziellen Horizont für alle, je nach Stadtteil sehr unterschiedlich gelagerten Impulsprojekte zu ermitteln. Danach sollen die Projekte, so wie sie machbar seien, angegangen werden.
Teil der Überlegungen zur Sanierung war auch die Frage gewesen, wie die Bedürfnisse der örtlichen Feuerwehr berücksichtigt werden können. Ausgehend von der Annahme, dass im sanierten Bürgerhaus auch für sie Nutzungsmöglichkeiten vorhanden sein sollen, hatten die Wehrleute auf ein vollwertiges Gerätehaus verzichtet und sich mit einer größeren Garage für die Fahrzeuge mit Sanitärtrakt zufrieden gegeben. Für ihre Schulungen wollen sie das Bürgerhaus nutzen. Diese Planung stehe für ihn fest, bestätigte Juks.
Eine kleine Kneipe im Erdgeschoss
Eine weitere Idee des Arbeitskreises ist eine Aufteilung zwischen Veranstaltungsraum und "kleiner Kneipe" im Erdgeschoss. Derzeit ist beides in dem großen Gastraum noch vereint. Dazu soll eine vollwertige Küche eingerichtet werden. Im Obergeschoss könnten ein neuer Musikraum und ein durch verschiedene Gruppen nutzbarer Gymnastikraum entstehen. Der schon jetzt im Keller vorhandene Jugendraum soll dort bleiben; außerdem wäre dort Platz für die Lagerräume der Feuerwehr.
Auch zum Thema Barrierefreiheit hat sich der Arbeitskreis Gedanken gemacht. Diese ist nicht leicht zu bewerkstelligen, da sowohl außen als auch innen hohe und steile Treppen das Haus erschließen. Um überhaupt hinein zu gelangen, wäre auf der Rückseite, wo sich der Spielplatz befindet, eine Rampe möglich.