Einen regelmäßigen Bürgerstammtisch gab es in Darstadt bis zum 12. Dezember 2020 nicht. Aus einem einfachen Grund: Man brauchte ihn nicht. Gelegenheiten, bei denen sich die Darstadter treffen, miteinander reden, über aktuelle Themen diskutieren konnten, gab es in dem kleinen Ochsenfurter Ortsteil zur Genüge. Vor allem im Bürgerhaus, dem zentralen Treffpunkt der Einwohner, kamen die Darstadter regelmäßig zusammen.
Doch mit der Corona-Krise brachen einsame Zeiten an. Das Zusammensitzen in der an den Wochenenden geöffneten Kneipe, bei Festen oder Veranstaltungen, fiel wegen des Lockdowns flach - und fehlte spürbar. Das brachte den Arbeitskreis "Lebenswertes Darstadt" auf eine Idee: einen Online-Bürgerstammtisch, an dem gleich auf Anhieb 15 Personen aus dem nur rund 200 Einwohner zählenden Dorf teilnahmen. "Es wurde deutlich, dass es keine Gelegenheit gibt, in einer größeren Gruppe miteinander in Austausch zu treten", sagt Maria Kräuter, die zu den Sprechern des Arbeitskreises zählt. "Was kann man tun?", fragten sich die Mitglieder und kamen zu dem Schluss: Wenn es einen persönlichen Austausch nicht geben kann, dann halt einen digitalen.
Das Interesse an den digitalen Treffen ist groß
Der Arbeitskreis, eine Unterabteilung des Bürgervereins und seit fast genau drei Jahren aktiv, habe sich von Beginn an für einen transparenten Austausch in der Dorfgemeinschaft eingesetzt, erklärt Kräuter. Brücken zu schlagen, sei das Hauptanliegen des Arbeitskreises. Und so klinkten sich am 12. Dezember etwa 15 Darstadter Bürgerinnen und Bürger per Smartphone oder Laptop in das digitale Treffen ein.
"Die Zusammensetzung war ein wenig anders als bei den Treffen im Bürgerhaus", sagt Maria Kräuter. Für sie selbst gehören digitale Meetings zum Berufsalltag, doch so mancher fremdelt noch ein wenig mit dieser ungewohnten Art der Kommunikation. Dennoch hat Maria Kräuter festgestellt: "Es gibt eine enorme Lernkurve und auch eine enorme Bereitschaft dafür."
Intensive Diskussionen
Eine feste Tagesordnung gab es bei dem Bürgerstammtisch nicht. In einer kurzen Runde stellten sich die Teilnehmer vor, wobei auch die Neubürger begrüßt und auf die Darstadt-Homepage hingewiesen wurden, wo ebenfalls aktuelle lokale Themen zu finden sind. Und Maria Kräuter als Moderatorin der Veranstaltung nutzte die Gelegenheit, den Stand der Planungen für die Sanierung des Bürgerhauses vorzustellen - ein Projekt des Gemeindeentwicklungskonzepts, mit dem sich der Arbeitskreis schon seit längerem intensiv beschäftigt.
Aber auch viele andere Themen wurden angesprochen, wie Maria Kräuter in einer Pressemitteilung zusammengefasst hat. So gab es Neuigkeiten zum Stand der derzeit laufenden Orgelsanierung und zu den Planungen von Gottesdiensten und kirchlichen Aktivitäten unter den geltenden Hygienevorschriften. Intensiv diskutiert wurde über die in Darstadt geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage.
Der Online-Stammtisch soll fortgesetzt werden
Gerade bei diesem Thema habe sich gezeigt, dass trotz der Fülle an vorhandenen Informationen der direkte Austausch durch nichts zu ersetzen sei, sagt Maria Kräuter. In der Diskussion habe so manche Position anders ausgeleuchtet werden können, neue Aspekte seien angesprochen worden. Nach wie vor wünsche sich die Bevölkerung, in die Diskussion stärker eingebunden und besser informiert zu werden, etwa durch einen runden Tisch.
Für den Arbeitskreis war dieser erste Online-Stammtisch eine durchweg positive Erfahrung. Es sei geplant, das digitale Treffen zu wiederholen, sagt Maria Kräuter. Je nach den Einschränkungen oder Lockerungen, die in der Corona-Pandemie noch zu erwarten sind, könne auch eine Mischform zwischen digitalem Austausch und "normalen" Treffen denkbar sein. Ein vierwöchiger Turnus scheint dem Arbeitskreis sinnvoll.
Informiert werden die Darstadter übrigens per E-Mail. Seit Gründung des Arbeitskreises sei kontinuierlich ein E-Mail-Verteiler aufgebaut worden, über den der Arbeitskreis Informationen zu aktuellen Entwicklungen und Terminen verbreite, teilt Maria Kräuter mit. So wurde auch die Einladung zum Online-Bürgerstammtisch samt Link verschickt. Derzeit sind rund 75 Bürgerinnen und Bürger im Verteiler.