
Ein halbtot geprügelter griechischer Staatsbürger in München, Hitlergruß in Regensburg - für Günther Beckstein war das Maß voll: "Jede Erscheinungsform des Rechtsextremismus muss intensiv beobachtet und bekämpft werden", sagte der damalige bayerische Innenminister im Jahr 2001 über die Burschenschaft Teutonia Prag. Doch die Studentenverbindung, die ihren Sitz 2009 von Regensburg nach Würzburg verlegte und ihrem Extremismus Ermittlungen zufolge bis heute nachgeht, wird nach wie vor nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Wie kann das sein?
Rückblick: In der Nacht zum 13. Januar 2001 überfallen in München rund 20 Neonazis einen Griechen und schlagen ihn krankenhausreif. "Wie der leitende Oberstaatsanwalt mitteilte, brachte ein Mitglied der Regensburger Burschenschaft Teutonia den 19-jährigen mutmaßlichen Haupttäter mit einem Auto in das Haus der Münchner Studentenverbindung Danubia", antwortet wenig später die Bundesregierung auf eine Anfrage im Bundestag.
Am 24. Februar 2001 attackieren Neonazis einen Taxifahrer in Regensburg. Dem bayerischen Verfassungsschutzbericht zufolge geriet der Mann "mit seinen Fahrgästen, unter denen sich ein NPD-Mitglied mit Kontakten zur Regensburger Burschenschaft Teutonia befand, in Streit, nachdem sie beim Verlassen des Taxis den Hitlergruß gezeigt und 'Heil Hitler' gerufen hatten".
Innenminister Beckstein 2001 zur Teutonia: Rechtsextremismus intensiv bekämpfen
Am 14. Juni 2001 warnt der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) in einer Pressemitteilung: "Akteure aus dem Bereich des organisierten Rechtsextremismus suchten und fanden zuletzt auch Anschluss bei der Prager Burschenschaft Teutonia zu Regensburg."
Am 24. Juli 2001 veröffentlicht die Bundesregierung von SPD-Kanzler Gerhard Schröder nach einer Bundestagsanfrage eine ausführliche Stellungnahme zu den Burschenschaften Danubia und Teutonia. Auf die Frage, ob die Teutonia Prag als rechtsextrem eingestuft wird, verweist die rot-grüne Bundesregierung auf die Zuständigkeit des bayerischen Verfassungsschutzes und schreibt: "Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz bereits im April 2000 bei den Ländern angeregt hat, der Frage 'Rechtsextremismus in Burschenschaften' näher nachzugehen."
Am 6. September 2001 teilt das Innenministerium in München mit: "Erstmals Burschenschaft im bayerischen Verfassungsschutzbericht". Beobachtet werde die Burschenschaft Danubia. Zur Teutonia Prag sagt Innenminister Beckstein laut Mitteilung, "dass dort noch erhebliche Widerstände gegen Beziehungen zum Rechtsextremismus bestehen". Er hoffe, "dass diese Kräfte erfolgreich sein werden".
Im zugehörigen Verfassungsschutzbericht 2001 taucht die Teutonia nur am Rande auf. In den folgenden Jahren ist die Teutonia im Verfassungsschutzbericht nicht mehr erwähnt.
Verfassungsschutz 2020 zur Würzburger Teutonia: Kein Anhaltspunkt für Extremismus
Im Jahr 2009 verlegt die Teutonia Prag ihren Sitz von Regensburg nach Würzburg. Im Jahr 2014 hält Felix Menzel, Schlüsselfigur der rechtsextremen Identitären Bewegung (IB), bei der Burschenschaft einen Vortrag über die "Neuordnung des Asylwesens". Kurz darauf beginnen in Würzburg die ausufernden Wügida-Proteste, die schließlich vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Im Jahr 2020 beschweren sich Anwohner über "Sieg Heil"-Rufe auf dem Gelände der Teutonia. Der Staatsschutz wird aktiv, stellt seine Ermittlungen jedoch ein, weil keine Verantwortlichen ermittelt werden konnten. Auf Anfrage der Redaktion teilt der Verfassungsschutz damals mit: "Hinsichtlich der Burschenschaft Teutonia Prag zu Würzburg liegen derzeit keine hinreichend gewichtigen tatsächlichen Anhaltspunkte für extremistische Bestrebungen vor." Die Aktivitäten der Verbindung würden aber "genau im Hinblick auf mögliche Bezüge zur rechtsextremistischen Szene verfolgt".
Verfassungsschutz 2023 zur Würzburger Teutonia: Weiterhin kein Beobachtungsobjekt
Im November 2023 durchsucht der Staatsschutz wegen des Verdachts auf Volksverhetzung das Anwesen der Teutonia in Würzburg. Laut Staatsanwaltschaft beschlagnahmen die Ermittler Waffen und einen Gästebuch-Eintrag mit dem Spruch "Sieg Heil". Das Nachrichtenportal T-Online veröffentlicht ein Video, das einen Burschenschafter beim Zeigen von Hitlergrüßen auf dem Verbindungsgelände zeigen soll.
Auf eine aktuelle Anfrage der Redaktion beim Verfassungsschutz heißt es dazu: "Bei der Burschenschaft Teutonia Prag zu Würzburg handelt es sich derzeit nicht um ein Beobachtungsobjekt des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz. Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz verfolgt die Entwicklungen rund um die besagte Burschenschaft jedoch genau und bezieht neu bekanntwerdende mögliche Bezüge zum Rechtsextremismus in seine Bewertung mit ein."
Aber warum wird die Würzburger Teutonia nicht beobachtet? Dazu antwortet das Landesamt für Verfassungsschutz: "Die Schwelle zur Beobachtung unterliegt unterschiedlichsten Faktoren, immer auf Grundlage des Bayerischen Verfassungsschutzgesetzes, und können an dieser Stelle nicht ausgeführt werden. Wir bitten um Verständnis."
Der Bayerische Verfassungsschutz
Update:
Seit Dezember 2023 wird die Aktivitas (aktive Mitgliedschaft) der Burschenschaft "Teutonia Prag zu Würzburg" wegen extremistischer Bestrebungen vom Verfassungsschutz beobachtet.
“Ob Links- oder Rechtsterrorismus – da sehe ich keinen Unterschied”
“Doch, doch”, ruft das Känguru, “die einen zünden Ausländer an, die anderen Autos. Und Autos sind schlimmer, denn es hätte meines sein können. Ausländer besitze ich keine.”
Können Sie welche nennen?
Ich kann Ihnen versichern, dass alles "Linke" und was ein ordentlicher Beamter mit sowas assoziiert, die ganze Aufmerksamkeit der Strafverfolgung bekommt. Es bleibt halt oft nicht viel hängen außer Bagatelldelikten.