Normalerweise fließt das Starkbier, wenn sich die Landkreis-CSU in der Kürnacher Höllberghalle trifft. Dieses Mal floß der Schweiß. Heiß war es im "Tempel der schwarzen Fröhlichkeit", wie Manfred Ländner die Mehrzweckhalle in seiner Gemeinde gerne bezeichnet, wenn er als Quirinius auf der Bühne über Politik frotzelt – und die Halle immer gut gefüllt ist. Freitagabend hielt sich Ländner aber zurück. Die Bühne gehörte Thomas Eberth, dem jungen Kürnacher Bürgermeister. Und dem amtierenden Landrat.
Landrat Nuß zählt seine Erfolge auf
Eberhard Nuß nutzte die CSU-Nominierungsversammlung, in der es galt, einen Nachfolger für ihn zu finden, um ausführlich über seine Arbeit der letzten zwölf Jahre zu berichten. Gut eine Stunde sprach er – und erwähnte nur Positives. In Schulen, Kreisstraßen, den öffentlichen Personennahverkehr und in Radwege hat der Kreistag unter seiner Ägide immens viel Geld investiert. Allein in die Bildung, "das höchste Gebot", flossen mehr als 61 Millionen Euro, führte Nuß aus. 60 Kilometer neue Radwege wurden seit 2009 gebaut. Mittlerweile umfasse das Netz mehr als 600 Kilometer.
Die Förderung des Schwimmunterrichts habe für ihn einen hohen Stellenwert, ebenso die wohnortnahe Pflege älterer Menschen, die Unterstützung Ehrenamtlicher und – eines seiner Schwerpunkt- und Lieblingsthemen – die Verbunderweiterung des öffentlichen Nahverkehrs. Auch die Main-Klinik und die Bereitschaftspraxis in Ochsenfurt, über deren Zukunft im Moment das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, haben eine große Bedeutung. Nuß steht zur Sanierung der Klinik und will die Bereitschaftspraxis erhalten, weil sie "ein wichtiger Mosikstein für die Menschen im südlichen Landkreis ist". Aber auch ein gesundes Betriebsklima im Landratsamt sei ihm wichtig. Mit Blick auf das Job-Center, wo auch schon einmal Mitarbeiter bedroht wurden, sagte Nuß: "Wir müssen alles tun, damit unsere Beschäftigten nicht mit Ängsten ins Amt gehen."
Darüber, dass über Jahre hinweg in einer Abteilung des Landratsamtes ein Klima der Angst herrschte, sprach Nuß nicht. Durch ein anonymes Schreiben war bekannt geworden, dass in einer Abteilung seiner Behörde ein Vorgesetzer Psychospielchen mit seinen Mitarbeitern machen konnte. Diese beschwerten sich immer wieder über ihren Chef, unternommen wurde aber nichts. Nur zu Beginn seines Berichtes ging Nuß auf die aktuellen Vorwürfe ein: "Das Leben hat immer ein Auf und Ab. Im Augenblick bin ich in einer eher schwierigen Situation, die aufgearbeitet wird. Keine Frage."
Eberth will den Landkreis weiterentwickeln
Ungeachtet dessen standen seine Parteifreunde am Ende seines Berichts alle hinter ihm. Zwölf Jahre Landrat Nuß quittierten sie mit stehenden Ovationen und lang anhaltendem Beifall. "Ein Landrat darf eines nicht sein, sprachlos", sagte Nuß, verdrückte eine Träne und fügte hinzu: "Heute bin ich es." Waldemar Brohm, stellvertretender Landrat und Bürgermeister in Margetshöchheim, sprach von einer "Zäsur". Nuß habe den Landkreis weiterentwickelt und grüne Politik gemacht, als sie noch gar nicht en vogue war.
Danach schlug Eberhard Nuß den Delegierten aus den CSU-Ortsverbänden im Landkreis Würzburg Thomas Eberth vor. Der 44-Jährige soll am 15. März 2020 bei der Kommunalwahl auf dem Wahlzettel stehen und zum Landrat gewählt werden.
Locker und lässig zu 98,8 Prozent
Eberth hatte lange gezögert. Zu gerne ist er Bürgermeister in Kürnach. Dann aber, fast ein bisschen wie vor dem Traualtar, sagte er dreimal deutlich "Ja." Ein "Ja, das wohl überlegt ist", sagte er. "Und ich gestehe, es ist mir anfangs auch nicht leicht gefallen." Auch, weil Eberhard Nuß "riesige Fußabdrücke hinterlässt und es nicht einfach sein wird, diese auszufüllen". Doch – und da ist sich Eberth sicher: "Auch ich kann den Menschen im Landkreis weiterhin die Chance geben, sich positiv zu entwickeln."
- Thomas Eberth: "Ich will künftig nicht nur den Kürnachern dienen"
Locker stand der junge Kommunalpolitiker im elften Jahr seiner Bürgermeister-Amtszeit am Rednerpult. Er betonte seine kommunalpolitische Erfahrung, erzählte von seiner Familie, von seinen beiden Kindern und seiner Frau. Nur kurz riss er an, was er als Landrat verändern will. Wegen der Hitze wollte er den Delegierten Ausführliches ersparen.
Dann das Ergebnis: 169 Delegierte gaben ihre Stimmen ab, eine wertete die Wahlleitung als ungültig. Eberth bekam 166 Stimmen - das sind 98,8 Prozent. "Ein Super-Ergebnis", sagte der Landratskandidat und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Viele klopften ihm auf die Schulter und sagten dasselbe.
auch Grüne haben gezeigt, dass sie Filz können.
Zuviel Filz hat sich in den CSU Jahren dort angesammelt.