Es gibt Minister in Bayern, die müssen noch angekündigt werden, weil sie neu sind im Kabinett. Still und leise kommt der Chef der Staatskanzlei in die Höllberghalle, dem "Tempel der schwarzen Brüderlichkeit". So leise, dass er von den wartenden Fotografen erst gar nicht wahrgenommen wird. Erst als CSU-Kreisvorsitzender Thomas Eberth den Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien lautstark im Foyer ankündigt, beginnt das Blitzlichtgewitter. Dann geht alles ganz schnell: Bekannte Kommunalpolitiker und solche, die es noch werden wollen, stellen sich hinter Florian Herrmann fürs Gruppenbild, das Goldene Buch liegt bereit, Autogrammkarten werden gereicht, Hände geschüttelt. Dann stimmt die Körnier Dorfmusik das Frankenlied an und der Oberbayer zieht mit Gefolge ein.
Herrmann will den Abend fehlerfrei überstehen
Nach der Dreiländerhalle in Passau dürfte die Höllberghalle in Kürnach die zweitgrößte Starkbier-Arena in Bayern sein. Gut 1000 CSU-Anhänger sind am Freitagabend gekommen, um Herrmann poltern und frotzeln zu hören. Poltik und gute Laune - das ist der Sinn des Starkbieranstiches. Zuvor aber kommt die Bewährungsprobe. Zapfhahn und Holzschlegel liegen bereit. Daran sind schon einige in Kürnach gescheitert. Josef Miller, der ehemalige Landschaftsminister und Innenminister Joachim Herrmann ließen das Bier sprudeln, statt in die Maßkrüge laufen. Von der Riesen-Sauerei erzählen sie in Kürnach heute noch. Thomas Eberth hält sicherheitshalber das Luftventil oben im Fass fest, als Herrmann ausholt. Zaghaft trifft er drei Mal den Hahn, dann ist o'zapft. Ein kleiner Schluck, durchatmen.
Fehlerfrei will er den Abend überstehen, sagt Herrmann nach einem oberbayrischen Marsch dann am Rednerpult. Fehlerfrei einmarschiert ist er schon, das Fass hat er zwar unsicher, aber fehlerfrei angestochen, jetzt muss er nur noch das Publikum auf seine Seite bringen. Die Kürnacher wollen unterhalten werden. Trockene Politik passt nicht zum Starkbier. Herrmann schießt sich erst einmal auf die Grünen ein. Dass diese jetzt einen Polizeikongress veranstalten, "das ist so, als wenn die Gärtner zum Ziegenbockkongress einladen", sagt er und appelliert ans Publikum: "Lassen Sie sich nicht täuschen."
Eine launige Rede will Herrmann halten und befürchtet, dass es nach der "Humorlosigkeit" der letzten Tage über Kramp-Karrenbauers Witze zur Toiletten für das dritte Geschlecht, keine launige Rede wird. Mal sehen. Herrmann strengt sich an. Er will mit dem Diesel nach Hamburg fahren, dort in einem Veganerrestaurant im Indianerkostüm ein Zigeunerschnitzel bestellen, sagt er - und die Halle tobt. Mit dieser Zote stellt er sich gegen den "linken Mainstream", gegen eine "dogmatische Denkweise" und wehrt sich gegen die "Gesinnungs-al-Quaida, die im Internet unterwegs ist" und eine Diskussionskultur gefährde.
Ernsthafte Töne über den Brexit
Dann wird er ernsthaft und spricht über Europa - über Zusammenhalt, Wohlstand und Frieden. Und über den Brexit, den er für einen "historischen Fehler" hält. "Denn er nährt die Hoffnung bei den Spaltern, bei den Putins, bei den Chinesen, bei den Trumps dieser Welt." Im Hinblick auf die Europawahl am 26. Mai dieses Jahres sagt Herrmann: "Wir sind Papst. Jetzt haben wir die Chance, dass wir Kommissionspräsident werden", spielt er auf die Absichten Manfred Webers an, dem Chef der Europäischen Volkspartei.
Die Resonanz des Starkbier-Publikums in Kürnach ist wie immer deutlich. Verhaltener Applaus. "Es gab schon schlechtere Redner", sagt einer. "Es gab aber auch schon bessere." Der Mann weiß, dass jetzt gleich Landtagsabgeordneter Manfred Ländner seinen Auftritt hat. Als Quirinius von Quirnaha, als Statthalter von Kürnach, wird dieser, begleitet von zwei Fackelträgern in Mönchskutte, einziehen und wiebereits in den letzten Jahren für die richtige Stimmung sorgen.
Wie Manfred Ländner die erste Hälfte seines Lebens überstanden hat
Ländner breitet die Arme aus. Wie ein Messias steht er da und freut sich, dass er trotz "glyphosatverseuchtem Bier, gesundheitsschädlichem Kaffee, Martinszügen, Mohrenköpfen und Zigeunerschnitzel" und "nur mit zwei Toiletten in der Schule für Buben und Mädchen" die erste Hälfte seines Lebens geschafft hat. Er wurde im November 60 - und hat obwohl er "nur alle drei Tage" die Unterwäsche gewechselt hat, überlebt. Jetzt warnt er weise, ganz in der Manier des Kürnacher Statthalters, vor der nächsten Rezession. "Vielleicht merken wir dann, dass Hamster keine Steuern und Mopsfledermäuse keine Rentenbeiträge zahlen", frotzelt er. Und das Starkbier läuft, und das Publikum tobt.
Da war Herr Ländner aber schon im Hygienewahn.
Etwas früher haben die Männer die (selbe) lange Unterhose ca. von Oktober bis März angehabt.
Und nochwas @arcus: Starkbier ist nur was für richtige Männer! Trinken Sie ruhig ihr Maß Spezi mit den Grünen
Schöne Fastenzeit noch....