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Würzburg
Coronavirus in Würzburg: Zwischen Vorsicht und Hysterie
Das Coronavirus ist in Unterfranken angekommen, allein mit sechs Fällen am Donnerstag in Würzburg. Die Behörden arbeiten eng zusammen, auch die Universität ist betroffen.
Pressekonferenz zu den ersten Coronavirus-Fällen in Würzburg am Donnerstag im Landratsamt in Würzburg. Im Bild von links Schulamtsleiter Erwin Pfeuffer, Dr. Johann Löw (Leiter des Gesundheitsamtes), Miriam Meder (Leiterin der Corona-Koordinationsgruppe am Landratsamt), Landrat Eberhard Nuß und Oberbürgermeister Christian Schuchardt. 
Foto: Silvia Gralla | Pressekonferenz zu den ersten Coronavirus-Fällen in Würzburg am Donnerstag im Landratsamt in Würzburg. Im Bild von links Schulamtsleiter Erwin Pfeuffer, Dr.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:33 Uhr

Die ersten Corona-Fälle in Unterfranken kamen nach der deutschlandweiten Ausbreitung nicht überraschend. In Würzburg hatten sich Stadt und Landkreis darauf eingerichtet und am vergangenen Wochenende eigene Koordinierungsgruppen gegründet.

Dass man die Epidemie ernst nimmt, zeigte auch eine kurzfristig anberaumte Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag im Landratsamt: Nicht nur die Leiter von Gesundheitsamt und Schulamt äußerten sich zur aktuellen Lage. Auch Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Landrat Eberhard Nuß waren dabei. Beide mahnten zur Vorsicht und zu präventiven hygienischen Maßnahmen. Beide warnten aber auch vor Hysterie. Dafür gebe es keinen Grund.

Fünf Fälle in Würzburg gehen auf einen Aufenthalt in Italien zurück

Die aktuellen Fälle sind laut Gesundheitsamtsleiter Johann Löw klar einzugrenzen – und auf die Ansteckung einer Person im norditalienischen Risikogebiet zurückzufüren. Insofern habe man die Lage derzeit unter Kontrolle. Dass sich das ändern könnte, ist den Verantwortlichen bewusst. Noch schafft man es personell, alle direkten Kontakte der fünf Infizierten abzutelefonieren. Was aber bei einer Vielzahl von Patienten? Und wie würde man sie isolieren?

Noch am Donnerstag suchte Löw nach einer Lösung für die betroffene Familie: Die Eltern und einer ihrer beiden Söhne haben sich bei einem jungen Paar angesteckt, das nun im Juliusspital (Klinikum Würzburg Mitte) in Quarantäne behandelt wird. Einer dieser beiden Infizierten war am Rosenmontag aus Italien zurückgekehrt. Auch die Familie soll isoliert in einer Klinik versorgt werden.

Kommt es bei weiteren Fällen doch zu einer Kohorten-Isolation, also der Zusammenlegung aller Corona-Patienten in einer bestimmten Klinik oder etwa in einer leerstehenden Kaserne? Da wollten sich Oberbürgermeister und Landrat am Donnerstag noch nicht festlegen. Das Geschehen sei "dynamisch". Man müsse die Lage beobachten, ständig neu bewerten und dann entscheiden, hieß es vor Medienvertretern.

Verbot von Großveranstaltungen noch kein Thema

Das gilt auch für eine mögliche Absage von größeren Veranstaltungen. Noch gebe es keinen Grund, etwa Fußballspiele oder Theatervorstellungen zu kappen. Derzeit reicht das Gesundheitsamt die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts weiter. Sollte sich das Virus aber rasant und unkontrolliert ausbreiten, müsse man an solche Zwangsmaßnahmen denken, so Schuchardt. Auch das Würzburger Frühjahrsvolksfest könnte dann betroffen sein. Aber noch hofft man auf einen weniger schlimmen Verlauf als etwa in Italien, wo bis 3.April alle Großveranstaltungen abgeblasen wurden.  

Verwaist: Die am Donnerstag wegen eines Coronafalls bis Ende kommender Woche geschlossene Leonhard-Frank-Grundschule am Heuchelhof in Würzburg.
Foto: Daniel Biscan | Verwaist: Die am Donnerstag wegen eines Coronafalls bis Ende kommender Woche geschlossene Leonhard-Frank-Grundschule am Heuchelhof in Würzburg.

Stadt und Landkreis Würzburg jedenfalls arbeiten in der Coronabekämpfung eng zusammen. "Das Virus macht ja nicht an der Stadtgrenze Halt", so Landrat Eberhard Nuß. Panik indes sei nicht angebracht, findet auch Gesundheitsexperte Löw: "Man steckt sich nicht bei jeder flüchtigen Begegnung an. Auch der Faktor Zeit spielt eine Rolle." Außerdem gelte es, die vorhandenen Ressourcen für Labortests sinnvoll einzusetzen.

Viele Eltern sind in Sorge um ihre Kinder

Auch in den nun aufgetretenen ersten Fällen in Würzburg haben nur Kontaktpersonen der Kategorie I ein höheres Infektionsrisiko. Nur sie werden konkret abgefragt. Dazu zählen die 23 Klassenkameraden des infizierten Jungen von der Leonhard-Frank-Schule. Zur Kategorie I gehört, wer zum Beispiel 15 Minuten mit einem Infizierten Sprechkontakt oder direkten Kontakt zu Sekreten oder Körperflüssigkeiten hatte.

Auch ohne diese direkten Kontakte sind viele Menschen besorgt. So haben am Donnerstag etliche Eltern im Würzburger Schulamt angerufen und sich nach einem möglichen Schulausfall erkundigt. Schulamtsleiter Erwin Pfeuffer stellte vor der Presse klar: Wenn Eltern wegen der aktuellen Lage in Sorge sind, können sie ihre Kinder einen oder mehrere Tage von der Schule daheim lassen.

Kampf gegen Corona: Gesundheitsdienste wollen Zeit gewinnen

Unterdessen meldete auch die Uni Würzburg am Donnerstagabend einen Coronafall. Betroffen ist ein Dozent, der aktuell nicht in Würzburg ist. Die Beschäftigten der Uni und die Studierenden würden in einem Rundschreiben über den Infektionsfall informiert und darum gebeten, "verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen". 

Im Kampf gegen das Virus wollen die Gesundheitsdienste Zeit gewinnen und eine Doppelbelastung durch die normale Influenza und das neuartige Coronavirus vermeiden. Auch das wärmere Frühjahr könnte wie bei den gewohnten Grippewellen einen positiven Effekt haben. Gesundheitsamtschef Löw hält Vorsichtsmaßnahmen für wichtig und erinnert an die SARS-Epidemie. Auch damals habe man durch die Einschränkungen von Kontakten eine weitere Ausbreitung abgewendet.

Information der Öffentlichkeit erst nach Bestätigung durch Ministerium

Medien und Öffentlichkeit erfahren von bestätigten Corona-Fällen nach einer festgelegten Informationskette: Nach einem positiven Labortest wird zunächst das örtliche Gesundheitsamt verständigt, anschließend die Regierung von Unterfranken und das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Die Regierung informiert das Ministerium. Erst, wenn von dort der konkrete Corona-Fall bestätigt ist, dürfen die Landratsämter wiederum Details bekanntgeben.

Die zehn wichtigsten Gebote zur Hygiene
Wie können wir uns im Alltag vor Erregern wie dem Coronavirus schützen? Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nennt die zehn wichtigsten Hygienetipps:
  • 1. Regelmäßig Hände waschen
  • 2. Hände gründlich waschen, mindestens 30 Sekunden 
  • 3. Hände aus dem Gesicht fernhalten
  • 4. Richtig husten und niesen (wegdrehen, Taschentuch benutzen oder in die Armbeuge husten oder niesen)
  • 5. Im Krankheitsfall Abstand halten
  • 6. Wunden schützen
  • 7. Auf ein sauberes Zuhause achten
  • 8. Lebensmittel hygienisch behandeln
  • 9. Geschirr und Wäsche heiß waschen
  • 10. Regelmäßig lüften
 
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