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Region Würzburg
Coronavirus: Gefahr für die Pflegeheime im Landkreis Würzburg?
Ältere Menschen sind durch das Coronavirus besonders gefährdet. Wie gehen die Pflegeheime im Landkreis mit der Gefahr um? Und reichen die Pflegekräfte? Ein Interview.
Unter dem Dach der Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg finden sich sieben Pflegeheime, wie die Seniorenwohnanlage am Hubland.
Foto: Thomas Obermeier | Unter dem Dach der Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg finden sich sieben Pflegeheime, wie die Seniorenwohnanlage am Hubland.
Julia Back
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:38 Uhr

Bis Freitagvormittag waren in Stadt und Landkreis Würzburg 112 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Neun Bewohner eines Würzburger Seniorenheims sind mittlerweile am Virus gestorben, denn ältere Menschen mit Vorerkrankungen gehören zur Risikogruppe und sind besonders gefährdet. Auch das Kommunalunternehmen (KU) des Landkreises betreibt sieben Pflegeheime: am Hubland, in Kürnach, Estenfeld, Bergtheim, Aub, Ochsenfurt sowie Eibelstadt. 

KU-Vorstand und Geschäftsführer der Senioreneinrichtungen, Alexander Schraml, und seine Stellvertreterin Eva von Vietinghoff-Scheel, die auch Geschäftsführerin und Betriebsleiterin der Senioreneinrichtungen ist, erklären im Interview, wie die Bewohner in den Pflegeheimen geschützt werden, warum Angehörige manchmal wütend sind und welchen Stellenwert Pflegekräfte eigentlich haben sollten.

Unter dem Dach des Kommunalunternehmens des Landkreises werden sieben Pflegeheime in Stadt und im Landkreis betrieben. Wie viele Bewohner leben dort insgesamt?

Alexander Schraml: 441 Bewohner leben zum Stand 16. März in unseren Häusern. Die Zahl ändert sich fast täglich wegen der Aufnahme von Kurzzeitpflegebewohnern oder der Abwesenheit auf Grund von Krankenhausaufenthalten.

In Würzburg sind bis Freitagabend neun Bewohner einer Senioreneinrichtung am Coronavirus gestorben. Wie versuchen Sie Ihre Bewohner zu schützen?

Eva von Vietinghoff-Scheel: Es gilt ein strenges Besuchsverbot, Ausnahmen werden nur wenige gemacht. Beispielsweise, wenn ein Bewohner im Sterben liegt oder es ihm ohne den Besuch eines Angehörigen signifikant schlechter geht. Es wurden alle Bestände an Gesichtsmasken, Desinfektionsmitteln und ähnlichem überprüft und rechtzeitig alles nachbestellt. Wir hoffen natürlich auf zügige Lieferungen. Die Mitarbeiter wurden alle noch einmal entsprechend sensibilisiert. Es finden keine Veranstaltungen mehr in den Häusern statt und die Bewohner sollen soweit wie möglich auf ihren Wohngruppen bleiben.

Vor welche Schwierigkeiten stellt Sie das?

Schraml: Die Bestellung von Desinfektionsmitteln und Gesichtsmasken läuft leider nicht so reibungslos, wie wir uns das wünschen. Auch wir merken Lieferengpässe. Unsere Qualitäts- und Hygienebeauftragten sind jedoch in ständigem Kontakt mit unserem Einkauf und auf der Suche nach guten Alternativen, so dass bisher keine Beeinträchtigung der Versorgung der Bewohner gegeben ist.

Auch das Seniorenzentrum Estenfeld gehört zu den sieben Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | Auch das Seniorenzentrum Estenfeld gehört zu den sieben Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg.
Wie sind die Reaktionen von Angehörigen?

Schraml: Einige Angehörige sind leider nicht sehr verständnisvoll in Bezug auf das Besuchsverbot. Die Telefonate kosten viel Zeit und Geduld, dabei werden diese strengen Maßnahmen doch gerade für die älteren Menschen durchgeführt. Zum Glück steigt das Verständnis im Laufe eines Telefonats.

Wie kommen die Bewohner mit dem Besuchsverbot klar?

von Vietinghoff-Scheel: Den Bewohnern geht es trotz des Besuchsverbots gut. Einige Bewohner freuen sich sogar über die Ruhe, die im Haus herrscht.

Haben Sie genug Pflegekräfte in dieser Krisensituation?

von Vietinghoff-Scheel: Wir merken natürlich die Krankheits- insbesondere Grippewelle auch unabhängig von Corona. Dazu kommen vielleicht noch Mitarbeiter, die außerhalb unserer Pflegeheime in Kontakt mit Corona-Patienten waren und unter Umständen zu Hause bleiben müssen. Und in Einzelfällen kommt auch noch das Betreuungsproblem mit den Kindern dazu. Zur Zeit sind aber alle Schichten in unseren Häusern besetzt und wir hoffen, dass dies so bleibt.

Gab es schon Coronafälle in den Pflegeheimen im Landkreis?

Schraml: Wir haben in unseren Pflegeheimen keinen Coronafall und versuchen, unsere Bewohner so gut wie möglich weiter zu schützen. Unsere Mitarbeiter sind sensibilisiert und sehr vorsichtig, sie leisten momentan noch mehr als sowieso schon.

Wie werden Ihre Mitarbeiter in dieser Ausnahmesituation geschützt?

Schraml: Es gelten die erforderlichen Hygienemaßnahmen, ein Pflegeheim ist ja schon grundsätzlich sehr gut auf Infektionen, wie zum Beispiel das Norovirus, vorbereitet. Die Qualitätsmanagementbeauftragten verfolgen zudem die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts und wir profitieren natürlich auch vom Know-How unserer Main-Klinik Ochsenfurt.

Stellen Sie gerade wieder eine steigende Wertschätzung für Pflegekräfte fest?

von Vietinghoff-Scheel: Bei einigen Angehörigen hört man die Dankbarkeit heraus, bei einigen leider immer noch nicht. Ob es zu einer steigenden Wertschätzung führt, können wir noch nicht sagen. Es wäre auf jeden Fall sehr schön. Unsere Pflegekräfte leisten Tag für Tag so wertvolle Arbeit, das kann nicht genug angesehen und honoriert werden.

Wie kann die Politik in Zukunft tätig werden, um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegen zu wirken?
Alexander Schraml und Eva von Vietinghof-Scheel führen seit April 2020 gemeinsam das Kommunalunternehmen.
Foto: Kommunalunternehmen | Alexander Schraml und Eva von Vietinghof-Scheel führen seit April 2020 gemeinsam das Kommunalunternehmen.

Schraml: Es sollte immer herausgestellt werden, dass es sich um tolle Berufe handelt! Die Bürokratie sollte nicht weiter zunehmen und die Politik sollte mehr in den Dialog mit der Pflege treten, welche Vorgaben sinnvoll sind und welche nicht. Es gibt leider immer noch Vorgaben, die keinen Sinn ergeben und die Arbeit erschweren und nicht erleichtern.

Ist solch eine Ausnahmesituation vielleicht sogar eine Chance für den Wandel?

von Vietinghoff-Scheel: Unabhängig von einer Ausnahmesituation sollte allen bewusst sein, dass Pflegekräfte gebraucht werden und die gesamte Gesellschaft den Pflegekräften Dankbarkeit und Wertschätzung entgegenbringen sollte. Leider sind viele Menschen nicht so dankbar, wie es eigentlich wünschenswert wäre. Dabei bringt Dankbarkeit so viel! Vor allem auch Zufriedenheit bei einem selbst.

Kommunalunternehmen des Landkreises
Das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg (KU) ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts und wurde im Februar 1998 vom Landkreis Würzburg gegründet. Seine Zuständigkeit umfasst im Wesentlichen die Bereiche Gesundheit und Pflege sowie Ver- und Entsorgung (ÖPNV, Abfall, Wasser und Abwasser). Darüber hinaus werden Dienstleistungen für den Landkreis Würzburg und dessen Gemeinden erbracht. Mit über 1000 Beschäftigten ist das KU einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Würzburg.
Unter dem Dach der Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg finden sich sieben Pflegeheime, wie das Seniorenzentrum in Bergtheim (Archivfoto).
Foto: Irene Konrad | Unter dem Dach der Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg finden sich sieben Pflegeheime, wie das Seniorenzentrum in Bergtheim (Archivfoto).
 
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  • KarinStratmann66@web.de
    Stichwort Angehörige: ich kann nur hoffen, daß die Einrichtungsleitungen gleich reagiert haben, als das Besuchsverbot in Kraft trat, und eine Person abgestellt haben, die die unzähligen Telefonate entgegennimmt, um die Angehörigen zu beruhigen.
    Geht gar nicht, pflegen, auf Infektionsschutz achten und zwischendurch ans Telefon gehen. Sollte das nicht der Fall sein, dann müßten die Behören durchgreifen. Und zwar pronto!
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