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Corona: Was sich eine Lehrerin fürs neue Schuljahr wünscht
Ein von Corona geprägtes Schul- und Kitajahr geht zu Ende. Wie sehen eine Lehrerin und eine Erzieherin die vergangenen Monate - und was wünschen sie sich für den Neustart?
Die Maske als Alltagsgegenstand für Schüler: Auch wenn an den Schulen in Bayern ab Herbst 2020 wieder Regelbetrieb herrschen soll - vom früheren Schulalltag ist dieser noch weit entfernt. 
Foto: Marijan Murat | Die Maske als Alltagsgegenstand für Schüler: Auch wenn an den Schulen in Bayern ab Herbst 2020 wieder Regelbetrieb herrschen soll - vom früheren Schulalltag ist dieser noch weit entfernt. 
Catharina Hettiger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:13 Uhr

Voller Elan ist Grundschullehrerin Susanne Gese mit ihren Erstklässlern in Waldbrunn ins Schuljahr 2019/2020 gestartet – bis im März alle jäh vom Coronavirus ausgebremst wurden. Im Gespräch erzählt sie, warum sie den Regelbetrieb an der Schule gleichzeitig herbeisehnt und fürchtet, und warum sie nicht mit Erziehern tauschen möchte.

Frage: Frau Gese, wie geht es Ihnen beim Gedanken an den Schulstart im September?

Susanne Gese: Ich habe ein bisschen Angst davor. Ich unterrichte in einem sehr kleinen Klassenzimmer, der Puffer zwischen Pult und Schülern ist gering, und die Kinder sitzen eng beieinander. Mein Mann gehört zur Risikogruppe, ich will auf keinen Fall Corona mit nach Hause bringen. Bisher hat im Klassenzimmer den ganzen Tag Durchzug geherrscht – wenn es kälter wird, können wir nicht mehr so viel lüften. Doch wie können wir die Aerosole dann rausjagen? Ich denke, es nützt nichts, wenn wir nach jeder Stunde die Fenster aufreißen.

Die Maske als Alltagsgegenstand für Schüler: Auch wenn an den Schulen in Bayern ab Herbst 2020 wieder Regelbetrieb herrschen soll - vom früheren Schulalltag ist dieser noch weit entfernt.
Foto: Mascha Brichta | Die Maske als Alltagsgegenstand für Schüler: Auch wenn an den Schulen in Bayern ab Herbst 2020 wieder Regelbetrieb herrschen soll - vom früheren Schulalltag ist dieser noch weit entfernt.
Würden Sie sich sicherer fühlen, wenn der Unterricht in Kleingruppen beibehalten würde?

Gese: Ich möchte das neue Schuljahr mit allen Kindern beginnen. Es ist nicht schön, eine halbe Klasse zu unterrichten, die Stimmung fehlt. Erstklässler brauchen ihre Gemeinschaft. In den vergangenen Wochen saßen sie brav an ihrem Platz, und wir haben Frontalunterricht gehalten. Wir dürfen keine Partner- oder Gruppenarbeit machen; die Kinder dürfen nicht singen und nicht im Klassenzimmer herumhüpfen. Sobald ich jemandem helfen will, muss ich meine Maske aufsetzen, und das Kind auch. Das stört den Tagesfluss und macht die Situation verkrampft und distanziert. Wenn dich dann noch ein Erstklässler drücken will, und du musst ihn mit „Halt‘ bitte Abstand“ abwehren – furchtbar. Die Schüler schaffen das alles ganz gut, aber vielleicht wird etwas bleiben.

Wie schützen Sie sich im Unterricht?

Gese: Im Unterricht habe ich ein Visier, das ich aber kaum aufsetze. Ich trage eine Maske, wenn ich durchs Klassenzimmer gehe und etwas austeile. An der Tafel oder am Pult ist die Maske keine Pflicht. Die Kinder tragen während des Unterrichts keine Maske – nur, wenn sie zu mir kommen oder wir ins Freie gehen. Auf dem Pausenhof spielen sie mit Maske.

Fänden Sie zusätzlichen Schutz wünschenswert?

Gese: Nein. Alles weitere wäre ein zusätzliches Hemmnis. Wir arbeiten mit Menschen, da ist Kontakt wichtig. Ich möchte nicht zurück ins Homeoffice. Eine Testung zwischendurch wäre gut – gerade, wenn die Schnupfen- und Hustenzeit losgeht.

Susanne Gese (58) ist Lehrerin einer ersten Klasse an der Grundschule Eisingen-Waldbrunn und seit 1993 im Schuldienst. 
Foto: Catharina Hettiger | Susanne Gese (58) ist Lehrerin einer ersten Klasse an der Grundschule Eisingen-Waldbrunn und seit 1993 im Schuldienst. 
Gab es Kollegen, die von Anfang an gesagt haben, dass sie zuhause bleiben möchten?

Gese: Ja, ein knappes Drittel der Kollegen hat aufgrund einer Vorerkrankung weder in der Notbetreuung gearbeitet, noch Präsenzunterricht gehalten.

Was sind die Voraussetzungen für Homeoffice?

Gese: Bei Lehrkräften über 60 Jahren hat anfangs die mündliche Aussage gereicht, dass sie von zuhause aus arbeiten möchten. Inzwischen müssen sie sich schriftlich der Schulleitung erklären, brauchen aber weiterhin kein Attest. Alle unter 60 mussten von Anfang an ein ärztliches Attest vorlegen.

Bei den Erziehern mussten auch die über 60-Jährigen für Homeoffice von Anfang an ein ärztliches Attest vorlegen. Gewerkschaften wie ver.di beschweren sich, dass in der Corona-Krise die Sorgen von Erziehern nicht ernst genommen werden. Sind Lehrer gegenüber Erziehern privilegiert?

Gese: Ich denke oft an die Erzieher – und möchte nicht in ihrer Lage sein. Die Kleinen können sich ja gar nicht an Abstandsregeln halten. Dass in Sachen Arbeitnehmerschutz mit zweierlei Maß gemessen wird, ist nicht gerecht und mir unverständlich. Es ist ein gesellschaftliches Problem, dass das Ansehen der Erzieher geringer ist als das der Lehrer. Erzieher müssten höher besoldet werden. Und was Corona angeht, sollten sie genauso geschützt werden wie Lehrer.

Ihr Wunsch für die kommenden Monate?

Gese: Ein normaler Schulbetrieb – und ein Impfstoff gegen Corona.

 
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Kommentare
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  • J. S.
    Genau so, wie Frau Gese es beschreibt ist es... in kitas sind ALLE Kinder da, Öffnungszeiten min von 7-16 Uhr, Mindestabstand gibt es nicht, aber es wird auf die Bedürfnisse der Lehrer geschaut und Erzieher arbeiten "normal", unter Anbetracht der Hygieneregeln, wie vor corona weiter.
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  • M. B.
    Mit dem Unterschied, dass Kinder bis 10 nicht ganz so infektiös sein sollen.....in die Schule gehen halt aber auch mal Schüler Ü10 ....
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  • J. S.
    Na dann müssten ja auch Kitas und Grundschulen wegen corona kaum noch geschlossen werden... mal schaun was die Zukunft bringt
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