Eigentlich klingt es nach einer guten Idee: Mit speziellen Tests für Kinder unter sechs Jahren können Eltern ihre Sprösslinge zuhause testen und so dazu beitragen, Infektionsausbrüche in den Kitas zu vermeiden. Wie es in einem Anschreiben an die Eltern aus dem Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales heißt, ergänze Bayern seine Teststrategie und ermögliche damit allen Familien zweimal pro Woche eine kostenlose Selbsttestung der Kinder auf freiwilliger Basis. "Wir möchten Ihnen ans Herz legen, dieses kostenlose Angebot wahrzunehmen", heißt es aus dem Ministerium.
Genau das wollten Würzburger Eltern tun und holten sich den Berechtigungsschein für die kostenlosen Tests in den Kitas ab. In der Apotheke allerdings wurden sie enttäuscht: "Die Mitarbeiter konnten mir kaum etwas zu den Tests sagen, wussten auch nicht, ob es sich um einen Nasenabstrich oder beispielsweise einen Spucktest handelt. Es war nichts Spezielles vorrätig", sagt die Mutter eines Kindergartenkindes aus Würzburg und ist frustriert. Zudem wurde ihr Berechtigungsschein gar nicht anerkannt, da der Stempel des Kindergartens und die Unterschrift "nur in Kopie" vorlagen, das Ministerium aber das Original fordere.
Apotheken fühlen sich schlecht informiert
"Leider ist das Ganze sehr kurzfristig an die Apotheken kommuniziert worden. Es wäre schön gewesen, etwas besser vorausplanen zu können", sagt Wolfgang Schiedermair von der Glocken-Apotheke in der Kaiserstraße. Es erinnere ihn ein klein wenig an den vergangenen Winter, als kurzfristig kostenlose FFP2-Masken ausgegeben werden sollten und Apotheken in zeitliche Bredouille kamen.
"Ich musste heute schon einige Kunden mit Berechtigungsschein wegschicken, das ist natürlich nicht schön", sagt er. Zumal ja eine gute Absicht dahinter stehe, nämlich die Kitakinder vor Infektionen zu schützen. Zwar habe der Bayerische Apothekerverband, der gemeinsam mit dem bayerischen Familienministerium die Aktion initiiert hat, Mitte Mai erste Informationen herausgegeben, "doch Details kamen erst vor wenigen Tagen", so Schiedermair.
Das reiche nicht aus, um sich zu organisieren. Er wünsche sich für die Zukunft zudem, dass solch wichtige verschickte Information auch grafisch ins Auge fallen, "damit sie nicht untergeht in der Flut unserer Mails".
"Lolli-Tests" für Kleinkinder
Nun aber sind die Tests bestellt: "Ich hoffe, dass die Lieferung auch wirklich in den nächsten Tagen da ist." Anders als die meisten bisherigen Selbsttests, die über einen Nasenabstrich funktionieren, gebe es für kleine Kinder nun beispielsweise die so genannten Lolli-Tests, die über ein Abstreichen im vorderen Mundbereich funktionieren. Das sei für die Kleinen oft angenehmer. "Aber auch da haben wir erstmal recherchiert, welche wir am besten bestellen", so Schiedermair.
Apotheker Michael Sax, Bezirksvorstand des Bayerischen Apothekerverbands für Unterfranken und Inhaber der Stern-Apotheke in Grombühl, sieht es etwas anders. Die Informationen seien vom Verband rechtzeitig verschickt worden, die Kommunikation sei gut gewesen. "In einer Pandemie ist es eben wichtig, auch schnell zu reagieren, wenn es nötig ist." Er selbst habe die Tests für seine Apotheke vor einigen Tagen bestellt, so Sax. Neben den Tests im vorderen Mundbereich gebe es aber genauso Nasenabstriche, die - sowohl für Erwachsene als auch für Kita-Kinder - zugelassen sind. Diese hätten Apotheken sicherlich auch vorrätig.
Berechtigungsscheine aus den Kitas
Auch in der Hubertus-Apotheke in Bergtheim wollten seit Dienstag bereits einige Eltern die Coronatests für ihre Kinder abholen. Inhaberin Anna-Christina Pfaff hat für sie zwei verschiedene Tests zur Auswahl bestellt. "Wichtig ist, dass diese ab Null Jahren zugelassen sind", erklärt sie. Die Eltern können sich dann entscheiden, ob sie einen sogenannten "Lolli-Test", bei dem ein Stäbchen unter die Zunge gelegt wird, oder einen Abstrichtest für den vorderen Nasenbereich, wollen.
Mit dem vom Kindergarten ausgestellten Berechtigungsschein erhalten die Eltern kostenlos zehn Selbsttest-Kits in den Apotheken. Bei der Einlösung wird ein Teil dieses Scheins von den Apotheken gegengezeichnet. Dieser muss dann wieder im Kindergarten abgegeben werden. Erst dann können die Eltern ab dem 12. Juli wieder einen Bestätigungsschein im Kindergarten für weitere zehn kostenlose Tests-Kits erhalten.
Dass es Überlegungen gibt, solche Kita-Tests anzubieten, habe Pfaff bereits vor einigen Wochen vom Bayerischen Apothekerverband erfahren. Vergangenen Mittwoch wurde es dann konkret. "Das ist schon eine kurze Vorlaufzeit für Apotheken", sagt sie – sieht das jedoch gelassen: "Das ist der Situation geschuldet, man muss flexibel sein."
Der Alltag kehrt zurück
In der Katholischen Kindertagesstätte St. Nikolaus in Eibelstadt habe man die Eltern bereits am Freitag über die Berechtigungsscheine für die Selbsttests informiert, erklärt die Leitung der Einrichtung, Sonja Heinze. Bisher hat jedoch noch keiner der Eltern der 163 betreuten Kinder diese angefragt.
"Das wundert mich", sagt Heinze: "Aber für viele läuft der Alltag wieder normal und bei Kindern ist das Testen auch nicht immer leicht." Die Kita-Leitung ist froh, dass die Erzieherinnen im Kindergarten die Tests nicht durchführen müssen. "Und für uns selbst ist es erst einmal wichtig, dass die Mitarbeiter weiter geimpft werden." Denn während viele auf die Zweitimpfung warten, haben einige der Mitarbeitenden noch nicht einmal die Erstimpfung bekommen.
Und auch wenn der Verwaltungsaufwand groß sei, werden die Berechtigungsscheine nun an alle Eltern verteilt, erklärt die Leitung: "Wir machen dies nun so wie sonst üblich und drücken das allen Eltern in die Hand."
Zu hoffen bleibt, ob diese Testmöglichkeiten auch was bringt…