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Große Covid-Studie in Würzburg: Wie verbreitet ist das Virus?
Wie verbreitet ist das Coronavirus tatsächlich in der Bevölkerung? Wie viele Würzburger sind bereits immun? An der Uniklinik startet eine groß angelegte repräsentative Studie.
Ein paar Tropfen Blut können helfen, herauszufinden, wie verbreitet das Coronavirus bereits in Würzburg ist. 
Foto: Ulises Ruiz | Ein paar Tropfen Blut können helfen, herauszufinden, wie verbreitet das Coronavirus bereits in Würzburg ist. 
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:14 Uhr

Wie verbreitet ist das Coronavirus in der Würzburger Bevölkerung? Wer ist bereits immun?Und wie verändert sich der Antikörperstatus im Laufe der Zeit? Eine Studie an der Universitätsklinik Würzburg zu Covid-19 soll darüber Aufschluss geben, wie stark das Coronavirus tatsächlich in der Stadt verbreitet ist. Doch nicht nur das. Die Wissenschaftler wollen auch untersuchen, wie sich die Corona-Pandemie - ob mit oder ohne Infektion - auf Körper, Geist und Seele der Würzburger auswirkt. 

23 Milliliter Blut, eine unterschriebene Einverständniserklärung und ein ausgefüllter Fragebogen zu veränderten Lebensgewohnheiten und Auswirkungen von "sozialer Distanzierung" während der Corona-Krise - darum werden die Teilnehmer gebeten. Die erste Untersuchung läuft bis Mitte September. Insgesamt soll es über die nächsten zwei Jahre vier Untersuchungsphasen geben.

Probanden repräsentieren Würzburger Bevölkerung

Das Besondere: Bei den Probanden handelt es sich um Teilnehmer der Würzburger Staab-Studie für Herzinsuffizienz, mit der das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) seit sieben Jahren nach Vorstufen einer Herzinsuffizienz sucht. Mit Unterstützung der Stadt und OB Christian Schuchardt waren die 5000 Probanden im Alter von 30 bis 79 Jahren per Zufallsgenerator ausgewählt worden.

Nun werden sie auch auf das Coronavirus und auf Antikörper untersucht. Laut Projektleiter Dr. Stefan Störk, Oberarzt und Leiter des Departements Klinische Forschung und Epidemiologie am DZHI, steht die Gruppe repräsentativ für die Würzburger Bevölkerung. Das Tolle: Durch die bereits vorliegenden, seit sieben Jahren gesammelten Daten und Erkenntnisse, habe man sehr viele Basisinformationen zum Gesundheitszustand der Probanden. Das, so Störk, mache diese Studie einzigartig.

Prof. Dr. Stefan Störk leitet - gemeinsam mit Prof. Dr. Peter Heuschmann - das Staab-Covid-Programm am Universitätsklinikum Würzburg.
Foto: Ulises Ruiz | Prof. Dr. Stefan Störk leitet - gemeinsam mit Prof. Dr. Peter Heuschmann - das Staab-Covid-Programm am Universitätsklinikum Würzburg.

"Wir wollen herausfinden, welche Risikofaktoren eine Covid-Infektion und die Ausbildung von Antikörpern begünstigen, und welche Konstellationen zu einem schweren Krankheitsverlauf führen", sagt Störk. Dies könne helfen, bestimmte Risikogruppen in der Bevölkerung zu identifizieren und besser zu schützen. "Derzeit haben wir nur ein unscharfes Bild für die Region und wissen nicht genau, wie groß die Bedrohung durch Covid-19 wirklich ist." Außergewöhnlich sei auch, dass sich durch die Dauer der Studie die Krankheitsdynamik erforschen lasse. 

Erste Ergebnisse schon im September erwartet

Die Wichtigkeit dessen hat auch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst erkannt. Es unterstützt das Programm mit 1,5 Millionen Euro. Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) wird zusammen mit der Stadt Würzburg die Schirmherrschaft übernehmen und noch in dieser Woche das Zentrum besuchen. "Das ist für uns eine große Ehre, denn es zeigt die Wertschätzung unserer Arbeit", sagt Störk.   

Nach der Basisuntersuchung der Teilnehmer ist noch ein Rachenabstrich geplant, den jeder Proband zu Hause selbst machen soll. Tag und Zeitpunkt des Abstriches sollen - wenn möglich - bei allen gleich sein - "dann erlaubt der punktuelle Rachenabstrich eine unmittelbare Momentaufnahme der Würzburger Bevölkerung", erklärt Störk.

Dies werde im Verlauf der nächsten zwei Jahre dreimal wiederholt. Die Datensätze werden dabei so erhoben, dass ein direkter Vergleich zwischen anderen Regionen in Deutschland möglich ist, die ähnliche Studien durchführen, zum Beispiel München. Bisher sei die Resonanz der angefragten Würzburger gut, sagen die Projektleiter: "Eine solch wichtige lokale Studie lässt auch ein Gemeinschaftsgefühl unter den Würzburgern entstehen", so  Prof. Dr. Peter U. Heuschmann, Leiter des Instituts für Klinische Epidemiologie.  

Und: Wer an der Studie teilnimmt, hat auch einen persönlichen Nutzen: "Die Teilnehmer erfahren zum Beispiel kostenfrei, ob sie durch Antikörper geschützt sind. Und wiederholte Tests können helfen, eine zweite Welle der Pandemie vorherzusagen und die Region darauf vorzubereiten", sagt Prof. Dr. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums.

Die ersten Ergebnisse zur "Durchseuchung" in Würzburg und zum Anteil in der Bevölkerung, der bereits Antikörper gebildet hat, erwarten die Forscher schon im September. „Auch die detaillierten Beschreibungen der Auswirkungen von sozialer Distanzierung sind wichtige Informationen für die Gesundheitspolitik“, sagt Heuschmann. 

Kohortenstudie zu Covid in Würzburg

Die Staab-Kohortenstudie wird von der Universität und dem Universitätsklinikum Würzburg zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) und dem Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie durchgeführt. Die Probanden - alle bereits Teilnehmer der laufenden Kohortenstudie zu Herzinsuffizienz - werden ab sofort am Uniklinikum auf Covid-Infektionen und SARS-CoV-2 Antikörper getestet.
Die Stadt Würzburg unterstützt die Studie. Gefördert wird die Kohortenstudie des DZHI aus öffentlichen Mitteln des Bundesforschungsministeriums. Das neu dazu gekommene Staab-Covid-Programm wird vom Freistaat Bayern mit 1,5  Millionen Euro mitfinanziert. 
Quelle: kgh
 
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