
Seit Mitte März sind die Lautsprecher still. Keine Discokugel dreht sich mehr, kein Drink geht über die Bartheke. Die Clubszene trifft die Corona-Krise ganz besonders hart. Sind es doch die Discotheken, die mit als erstes schließen mussten und wohl erst als letztes wieder aufmachen dürfen. Der Bundesverband deutscher Discotheken und Tanzbetriebe (BDT) fasst die Problematik zusammen. Die Corona-Pandemie treffe die Discothekenbranche mit voller Wucht. Ihre Zukunft sei ungewiss. "Clubbetreibern und Discothekenunternehmern geht die Luft aus", warnt Hans-Bernd Pikkemaat, Präsident des BDT, und ruft die Politik zum Handeln auf. Wie sehen Würzburger Clubbetreiber die Lage?
Betreiber fühlt sich vom Staat im Stich gelassen
Andreas Eder vom Zauberberg sieht schwarz für eine baldige Öffnung der Clubs. "Zu viel Nähe, zu viel Kontakt. Das ist ja quasi das Geschäftsmodell eines Clubs", sagt er. Seit der Schließung am 11. März verzeichnet der Club keinerlei Umsätze mehr, seitdem überlebt er von eigenen Reserven. Vom Staat fühlt sich Eder im Stich gelassen. Von der vor sechs Wochen beantragten Corona-Soforthilfe hat er noch keinen Cent gesehen, geschweige denn eine Aussicht darauf bekommen. Alle Festangestellten seien in Kurzarbeit - aber auch hier seien bisher noch keine Gelder geflossen."Wir hoffen weiter, da wir als unmittelbar betroffener Betrieb dringend auf diese Unterstützung angewiesen sind."

Er wünscht sich von der Politik klare Perspektiven für die Clubszene. Klare Konzepte zur Unterstützung würden helfen. Betreibern könne man beispielsweise mit steuerlichen Erleichterung helfen, schlägt er vor. Außerdem wünscht er sich Soforthilfe, die wirklich gezahlt wird, eine finanzielle Unterstützung bis wieder geöffnet werden darf und eine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent.
DJ-Sets zum Spendengenerien
Die bayrische Clubkultur in dieser schweren Zeit unterstützen, möchte das Projekt "Save Bavarian Club Culture". Es ist Teil des #UnitedWeStream-Projektes, also eines Live-Streaming-Angebotes von Kulturschaffenden in Zeiten von Corona mit dem Ziel, Solidarität und kulturelle Angebote sicherzustellen. Dabei werden DJ-Sets direkt aus des bayrischen Clubs ins Wohnzimmer gestreamt. Die gesammelten Spenden sind für die Rettung der Discos gedacht.
Um weiter auf dem Schirm zu bleiben, streamt auch das Kurt&Komisch in der Sanderstraße unter dem Namen "Klub-TV" regelmäßig Live DJ-Sets. Mit einem emotionalen Post auf dessen Facebook-Seite machen die Betreiber darauf aufmerksam. "Da wir uns immer als einen Ort verstanden haben, der Leute zusammenbringt, die schönen Seiten des Lebens noch schöner macht und KünstlerInnen, unserer Mitarbeiterschaft und natürlich all unseren Gästen ein Zuhause sein soll, ist es nur konsequent, genau das auch jetzt zu versuchen. Wir wollen euch schöne Momente bescheren", steht da geschrieben. "Vielleicht schaffen wir das ja, indem wir euch einen Hauch Lieblingsklub ins Wohnzimmer bringen, unseren DJs weiterhin eine bescheidene Bühne bieten und wir uns dann für einen Moment gemeinsam einsam auf bessere Zeiten freuen."
Jeder Cent der hierbei an Spenden ankommt, trage dazu bei, die laufenden Kosten etwas abzufedern, so die Betreiber. Man könne entweder klassisch spenden, Verzehrgutscheine kaufen oder ein Soli-Ticket für die erste Feier nach der Krise kaufen.
Soforthilfe konnte Fixkosten eines Monats decken
"Natürlich hilft es die Kundenbindung zu erhalten und im Gespräch zu bleiben", sagt Frank Knüpfing, Geschäftsführer der beiden Würzburger Clubs Odeon und Airport, zu Projekten wie "United We Stream". Finanziell habe dies jedoch keinerlei Effekt. Knüpfing hat wegen der Krise alle Minijobber abmelden müssen, das waren bei beiden Clubs insgesamt um die 100 Personen, "größtenteils Studenten die natürlich auch vom Trinkgeld gelebt haben". Die Festangestellten und Azubis sind aktuell in Kurzarbeit.

Im Gegensatz zu Andreas Eder vom Zauberberg habe er jedoch Soforthilfe erhalten und konnte so die Fixkosten im ersten Monat decken. Jedoch: "Es ist natürlich kein Vergleich oder Ersatz der Umsatzeinbußen, die wir verzeichnen." Da die Soforthilfe nicht an der Größe des Clubs, sondern an der Mitarbeiterzahl geknüpft ist, sei hier keine ausreichende Versorgung gewährleistet. Bis Ende des Jahres werde es also ein harter Kampf, meint Knüpfing, gerade auch für die kleineren Unternehmen in der Branche.
Sein Vorschlag: Die Stadt Würzburg solle hier mit ins Gespräch gehen. Er kritisiert den fehlenden Informationsaustausch. Für die Zukunft sollte ein Paket erarbeitet werden, welches den Clubs erlaube, eine positive Perspektive zu erhalten. "Würzburg als Stadt der Studenten hat hier besondere Herausforderungen."
Fragt mal die Betreiber und sonstigen Selbstständigen persönlich.
Lasst euch die Fixkosten mal zeigen! Oder schaut mal selbst nach, was alleine GEMA im Monat kostet.
Wer nicht das Glück hat sein Geschäft in den eigenen vier Wänden betreiben zu können hat oft nicht viel Spielraum. Und wenn dann gar kein Umsatz vorhanden ist sind auch die Rücklagen sehr schnell aufgebraucht.
Schreibt doch mal, wie lange ihr nur von eurem Ersparten eure monatlichen Fixkosten decken könnt.
Miete, Versicherungen, KFZ usw.
Auf der anderen Seite bin ich erschüttert, wie wenig Rücklagen immer wieder Betriebe bilden. Aber dann gibt's halt ein Club sterben, die Halbwärtszeit einer Discothek beträgt ohnehin nur zehn Jahre, ständig wechseln die Betreiber.
Ich finde es schade, dass immer nur gejammert und nach dem Staat geschreit wird. Im Übrigen sind beide Gesprächsteilnehmer GmbHs, das heißt, sie können in die Insolvenz gehen und nach der Krise wohl auch wieder regulär öffnen, wenn das Insolvenzverfahren abgeschlossen ist. Gibt ja wohl keinen Grund, dass die Zukunft der Clubs dauerhaft gefährdet ist.
Selbständigkeit ist immer mit mehr Risiko verbunden.
Der Staat kann nicht allen helfen.
Ein Club ist nicht so wichtig.
Jahrelang die fette Kohle gemacht und die Anwohner um den Schlaf gebracht.
Und seitdem Clubs und Kneipen zu sind haben die Nächte der Anwohner wieder ihren Namen verdient. Es ist endlich ruhig genug zum entspannten schlafen.