Für viele bayerische Gastronomen gibt es seit Dienstag einen kleinen Silberstreif am Horizont. Bei einer Pressekonferenz präsentierte Ministerpräsident Markus Söder seine Pläne für die kommenden Wochen. Demnach dürfen Biergärten und Außenbereiche von Restaurants von Montag, 18. Mai, an wieder öffnen, jedoch nur bis 20 Uhr. In der Woche darauf ist es Speiselokale dann auch erlaubt, drinnen Gäste zu empfangen, und zwar bis 22 Uhr.
Trotz Fahrplan gibt es Unsicherheiten bei den Gastwirten
Neben den eingeschränkten Öffnungszeiten müssen sich die Wirte dabei an weitere strenge Auflagen halten. Dazu zählen unter anderem eine Begrenzung der Gästezahl, die Desinfektion von Tischen und Abstandsregeln. Köche und Kellner müssen eine Maske tragen. Auch für Gäste gilt eine Maskenpflicht, solange sie nicht an ihrem Tisch sitzen. Hotels dürfen am Pfingstsamstag, 30. Mai, wieder öffnen – allerdings ohne Schwimmbäder, Saunen und Wellnessbereiche.
"Wir sind froh darüber, dass die Staatsregierung unserer Forderung nachgekommen ist und wir einen Fahrplan bekommen, mit dem wir uns auf die langsame Wiedereröffnung einstellen können", sagt Michael Schwägerl, unterfränkischer Geschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands. Für Unsicherheit bei den Wirten sorge derzeit noch die Frage, welche Hygiene-Anforderungen sie im Detail erfüllen müssen, berichtet Schwägerl. Klare Leitlinien vom Freistaat gebe es bis jetzt noch nicht; das könne sich aber schon kommende Woche ändern. "Trotzdem sollte sich jeder Betrieb individuell überlegen, wie er die Sicherheit seiner Gäste gewährleisten kann."
Ist die Öffnung am Pfingstsamstag zu spät für Hotels?
Als "Schritt in die richtige Richtung" bezeichnet Thomas Dauenhauer, Inhaber des Akzent Hotels Franziskaner in Dettelbach (Lkr. Kitzingen) die Ankündigungen Söders. Diese gäben ihm neuen Mut. Allerdings hätte sich der Hotelier erhofft, dass er schon zwei Wochen früher wieder Touristen aufnehmen darf. "Das ist extrem knapp. Wer an Pfingsten wegfahren will, möchte nicht erst am Samstag los."
Die aktuelle Situation sei "katastrophal" für seinen Betrieb, so Dauenhauer. "Wir sind mitten in der Hauptsaison und haben seit acht Wochen geschlossen. Jetzt müssen wir das Geld verdienen, dass wir brauchen, um über den Winter zu kommen." Nun hofft Dauenhauer, dass die Öffnung der Gastronomie auch von den Gästen angenommen wird und ihre Bedenken nicht überwiegen.
Für Kneipen ist keine Verbesserung in Sicht
Dass er seinem Personal nun eine Perspektive geben kann, wie es weiter geht, freut Kurt Schubert, Betreiber des Würzburger Ratskellers. Unglücklich ist er jedoch darüber, dass die Außengastromie vorerst noch früh am Abend schließen muss: "Im Sommer geht es erst um 20 Uhr richtig los." Darüber hinaus seien noch viele Fragen offen. Daher wünscht sich der Wirt von staatlicher Seite, dass die Erwartungen an die Gastwirte "klipp und klar" kommuniziert werden.
Keine Verbesserung ist in Sicht für Stefan Mußmächer, Betreiber der Kneipen "Hoffnung" und "Rock-a-Hula" in der Sanderstraße in Würzburg. Zwar habe Letztere eine kleine Terrasse – doch bei strengen Abstandsregeln könnten darauf nur vier bis sechs Personen sitzen. Und das würde sich nicht lohnen, meint Mußmächer. Ohnehin findet der Wirt, dass Bars und Clubs derzeit stiefmütterlich von der Politik behandelt werden. Da sie oft keine Speisen anbieten, profitieren sich auch nicht von der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie – diese betrifft nämlich keine Getränke. Und wann Kneipen wieder aufmachen? Frühestens im Herbst, meint Mußmächer.
Lohnt es sich überhaupt zu öffnen?
"Wir wissen nicht einmal, was wir umsetzen müssen. Mit solchen Angaben kann keiner arbeiten", beklagt Sebastian Stahl, Inhaber der Fränkischen Weinstube Ehrbar in Frickenhausen (Lkr. Würzburg). Ob Stahl seinen Betrieb unter diesen Voraussetzungen überhaupt wieder aufnehmen will, weiß er noch nicht. Wenn er beispielsweise nur 25 Gäste in seine Wirtschaft lassen dürfte, würde er ein Minusgeschäft machen. "Ich möchte auf keinen Gast verzichten. Aber man muss da Geschäftsmann sein und darf nicht nach Emotionen handeln."
Jeder Gastronom müsse für sich selbst entscheiden, ob er das Risiko eingeht, so Stahl. Eine große Rolle spielen aus seiner Sicht die baulichen Gegebenheiten der Gaststätten. "Wir haben drei verschachtelte Stuben. Da gibt es keine Möglichkeit, Tische weiter auseinander zu stellen."