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Würzburg / Dettelbach
Wie sich unterfränkische Wirte auf Öffnungen vorbereiten
Schrittweise dürfen Wirte in Bayern in den kommenden Wochen aufmachen. Das schafft eine Perspektive. Doch es gibt auch Kritik an diesen Maßnahmen. Das sagen die Betroffenen.
Besonders hart betroffen von der Krise ist die Gastronomie: Auch in Würzburg organisierten Wirte in Würzburg eine 'Stille Demonstration' mit leeren Stühlen am Oberen Markt.
Foto: Silvia Gralla | Besonders hart betroffen von der Krise ist die Gastronomie: Auch in Würzburg organisierten Wirte in Würzburg eine "Stille Demonstration" mit leeren Stühlen am Oberen Markt.
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:28 Uhr

Für viele bayerische Gastronomen gibt es seit Dienstag einen kleinen Silberstreif am Horizont. Bei einer Pressekonferenz präsentierte Ministerpräsident Markus Söder seine Pläne für die kommenden Wochen. Demnach dürfen Biergärten und Außenbereiche von Restaurants von Montag, 18. Mai, an wieder öffnen, jedoch nur bis 20 Uhr. In der Woche darauf ist es Speiselokale dann auch erlaubt, drinnen Gäste zu empfangen, und zwar bis 22 Uhr.

Trotz Fahrplan gibt es Unsicherheiten bei den Gastwirten

Neben den eingeschränkten Öffnungszeiten müssen sich die Wirte dabei an weitere strenge Auflagen halten. Dazu zählen unter anderem eine Begrenzung der Gästezahl, die Desinfektion von Tischen und Abstandsregeln. Köche und Kellner müssen eine Maske tragen. Auch für Gäste gilt eine Maskenpflicht, solange sie nicht an ihrem Tisch sitzen. Hotels dürfen am Pfingstsamstag, 30. Mai, wieder öffnen – allerdings ohne Schwimmbäder, Saunen und Wellnessbereiche.

"Wir sind froh darüber, dass die Staatsregierung unserer Forderung nachgekommen ist und wir einen Fahrplan bekommen, mit dem wir uns auf die langsame Wiedereröffnung einstellen können", sagt Michael Schwägerl, unterfränkischer Geschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands. Für Unsicherheit bei den Wirten sorge derzeit noch die Frage, welche Hygiene-Anforderungen sie im Detail erfüllen müssen, berichtet Schwägerl. Klare Leitlinien vom Freistaat gebe es bis jetzt noch nicht; das könne sich aber schon kommende Woche ändern. "Trotzdem sollte sich jeder Betrieb individuell überlegen, wie er die Sicherheit seiner Gäste gewährleisten kann."

Ist die Öffnung am Pfingstsamstag zu spät für Hotels?

Als "Schritt in die richtige Richtung" bezeichnet Thomas Dauenhauer, Inhaber des Akzent Hotels Franziskaner in Dettelbach (Lkr. Kitzingen) die Ankündigungen Söders. Diese gäben ihm neuen Mut. Allerdings hätte sich der Hotelier erhofft, dass er schon zwei Wochen früher wieder Touristen aufnehmen darf. "Das ist extrem knapp. Wer an Pfingsten wegfahren will, möchte nicht erst am Samstag los."

Die aktuelle Situation sei "katastrophal" für seinen Betrieb, so Dauenhauer. "Wir sind mitten in der Hauptsaison und haben seit acht Wochen geschlossen. Jetzt müssen wir das Geld verdienen, dass wir brauchen, um über den Winter zu kommen." Nun hofft Dauenhauer, dass die Öffnung der Gastronomie auch von den Gästen angenommen wird und ihre Bedenken nicht überwiegen. 

Für Kneipen ist keine Verbesserung in Sicht 

Dass er seinem Personal nun eine Perspektive geben kann, wie es weiter geht, freut Kurt Schubert, Betreiber des Würzburger Ratskellers. Unglücklich ist er jedoch darüber, dass die Außengastromie vorerst noch früh am Abend schließen muss: "Im Sommer geht es erst um 20 Uhr richtig los." Darüber hinaus seien noch viele Fragen offen. Daher wünscht sich der Wirt von staatlicher Seite, dass die Erwartungen an die Gastwirte "klipp und klar" kommuniziert werden.

Keine Verbesserung ist in Sicht für Stefan Mußmächer, Betreiber der Kneipen  "Hoffnung" und "Rock-a-Hula" in der Sanderstraße in Würzburg. Zwar habe Letztere eine kleine Terrasse – doch bei strengen Abstandsregeln könnten darauf nur vier bis sechs Personen sitzen. Und das würde sich nicht lohnen, meint Mußmächer. Ohnehin findet der Wirt, dass Bars und Clubs derzeit stiefmütterlich von der Politik behandelt werden. Da sie oft keine Speisen anbieten, profitieren sich auch nicht von der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie – diese betrifft nämlich keine Getränke. Und wann Kneipen wieder aufmachen? Frühestens im Herbst, meint Mußmächer. 

Lohnt es sich überhaupt zu öffnen?

"Wir wissen nicht einmal, was wir umsetzen müssen. Mit solchen Angaben kann keiner arbeiten", beklagt Sebastian Stahl, Inhaber der Fränkischen Weinstube Ehrbar in Frickenhausen (Lkr. Würzburg). Ob Stahl seinen Betrieb unter diesen Voraussetzungen überhaupt wieder aufnehmen will, weiß er noch nicht. Wenn er beispielsweise nur 25 Gäste in seine Wirtschaft lassen dürfte, würde er ein Minusgeschäft machen. "Ich möchte auf keinen Gast verzichten. Aber man muss da Geschäftsmann sein und darf nicht nach Emotionen handeln."

Jeder Gastronom müsse für sich selbst entscheiden, ob er das Risiko eingeht, so Stahl. Eine große Rolle spielen aus seiner Sicht die baulichen Gegebenheiten der Gaststätten. "Wir haben drei verschachtelte Stuben. Da gibt es keine Möglichkeit, Tische weiter auseinander zu stellen." 

 
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Kommentare
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  • info@softrie.de
    Übrigens auch ich kenne Wirte und einige drehen via Facebook durch und teilen Verschwörungsseiten, rechte Blogs etc. Ich meide deshalb diese Lokale.
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  • christian.klippel@sw-anzeiger.de
    Wer nichts wird wird Wirt. Aha. Nun, ich habe im Freundeskreis Wirtsleute, die mit viel Fleiß, Herzblut, Können und auch eigenen Rücklagen das erschaffen haben was so viele Wirtshaus- und Bar-Besuchende so schätzen. Gutes Essen, nette Stimmung, Getränke in vielen Variationen. Ich sehe bei Fallzahlen um die Nulllinie herum keinen Grund, diese Bayerische Tradition ohne vernünftige Gesamtbetrachtung vor sich hin dümpeln zu lassen. Es würden sich mit Sicherheit Regeln finden und einhalten lassen, ohne dass deshalb gleich Horrorszenarien entstehen.
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  • info@softrie.de
    Ich habe hier auch keine Vorschläge seitens der Gastronomie gesehen. Immer nur einhacken. Dass die Lage in Würzburg stabil ist, steht auf einem anderen Blatt. Wäre sie das, wenn man keinen Shutdown hätte? Sie können mir da genauso wenig eine Antwort geben, wie ich ihnen. Ja, auch die Wissenschaftler wissen das noch nicht, das ist also alles so effektiv wie Kartenlegerin Anja bei Gong anzurufen.
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  • info@softrie.de
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • schuema@web.de
    Manchmal hilft Nachdenken, bevor man was schreibt. Wer keine Ahnung vom Business hat und womöglich noch Staatsknete bezieht sollte ganz ruhig sein. Diese Maßnahmen der Regierung sind nur Augenwischerei um nicht sagen zu müssen: "Sorry wir haben uns geirrt. Der Shutdown war nicht nötig. Das Ganze wäre auch ohne besser geworden." Jetzt tut man so als ob es diese und jene Maßnahme bedürfte um Ansteckungen zu vermeiden. B...s....! Warum konnten die Leute 6 Wochen lang in Supermärkten ohne Maske einkaufen und sich im Supermarkt tottreten und das obwohl angeblich die Hochzeit der Infektionen war?
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  • info@softrie.de
    Wo waren Sie am 13. März? Warum haben Sie das damals nicht geschrieben? Vielleicht weil sie - wie alle anderen - keine Ahnung hatten. Sich jetzt hinzustellen und den Altklugen zu spielen, ist eine billige Masche.
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  • info@softrie.de
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar: In dem Fall stellte der Kommentar eine Meinungsäußerung, keine Wiedergabe von Fakten dar, die hätten belegt werden müssen.
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  • p.woetzel@mail.de
    Bitte informieren sich sich über das Präventions-Paradox.
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  • rft@rudolf-thomas.de
    Die Regelung von der Staatsregierung für die Gastronomie ist so unsinnig, wie vor einigen Tagen die Öffnung von Geschäften bis 800 qm.
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