Kritiker der Corona-Maßnahmen haben den PCR-Test als angeblichen Schwachpunkt entdeckt. Zu häufig würde er falsche Positiv-Ergebnisse bringen. In einem immer gleichlautenden Brief, den Leserinnen und Leser auch an diese Redaktion geschickt haben, heißt es unter anderem, "ohne PCR-Test gäbe es keine Pandemie". Auch der Entwickler des SARS-Cov2-Infektionstests, der Virologe Prof. Christian Drosten von der Charité in Berlin, reagierte inzwischen auf die Kritik an dem Test.
Wie funktioniert der Test?
PCR steht für "Polymerase Chain Reaction", auf deutsch: Polymerase-Kettenreaktion. Prof. Lars Dölken, Leiter des Lehrstuhls für Virologie und der Virusdiagnostik an der Universität Würzburg, erklärt: "PCR-Tests sind für alle uns bekannten Viren etabliert. Jedes Virus hat ein einzigartiges Genom (Erbgut), das sich in seiner Zusammensetzung von anderen Viren unterscheidet. Dadurch kann man sich Bruchstücke dieser sogenannten Sequenz aussuchen, die sonst nirgendwo in der Natur, das heißt auch nicht in unserem eigenen Erbgut, vorkommen. Aus Erfahrung von vielen anderen Virusinfektionen wissen wir, dass diese Tests extrem präzise Ergebnisse liefern." Um diese Erbgut-Bruchstücke nachweisen zu können, werden sie in mehreren Zyklen kopiert und dabei jedes Mal verdoppelt.
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Was sagen die Kritiker?
Ansatzpunkt der Kritik ist vor allem die Verdoppelung der nachgewiesenen Erbgut-Spuren. Die Würzburger Biologin Prof. Ulrike Kämmerer, die sich mehrfach skeptisch zu den Corona-Maßnahmen geäußert hat, hat für ihre Doktorarbeit über PCR-Tests geforscht. Es sei eine extrem empfindliche Methode, mit der man im übertragenen Sinn die "berühmte Nadel im Heuhaufen entdecken und so oft vervielfältigen könne, bis der Nadelhaufen im Heuhaufen problemlos sichtbar wird". Darin sieht sie das Hauptproblem bei Massentests. Würden die Erbgut-Spuren zu oft kopiert, reiche es aus, wenn mal ein Virusgenom "im Rachen vorbeigeflogen" sei, um einen positiven Befund zu liefern. Deshalb müsste die Anzahl der Verdoppelungen nach festen Kriterien begrenzt werden, damit ein positives PCR-Ergebnis auch mit einer relevanten Virusmenge - und damit einer Infektion - einhergehe.
Was sagt der Entwickler des Tests?
In seinem NDR-Podcast hat sich der Entwickler des Tests, der Virologe Prof. Christian Drosten, mit diesen Vorwürfen auseinandergesetzt. Danach halte er es durchaus für sinnvoll, dass man bei der Anzahl der Verdoppelungen eine Art Obergrenze festlege. Da bei der Auswertung der Tests aber auch die Größe der entnommenen Probe und die Austattung der Labore eine Rolle spielen würden, müssten auch hier Standards definiert werden. Sonst könnte es nämlich passieren, dass tatsächlich positive Proben nicht erkannt würden.
Wie hat sich der PCR-Test in der Praxis bewährt?
Grundsätzlich könne es bei jedem Labor-Test Fehler geben, sagt der Würzburger Virologe Prof. Lars Dölken. In der Virusdiagnostik an seinem Institut in Würzburg seien über den Sommer zirka 500 Tests pro Tag durchgeführt worden. An vielen Tagen habe es kein einziges positives Testergebnis gegeben. Bei einer angenommenen Fehlerquote von einem Prozent hätte man aber zirka fünf positive Ergebnisse pro Tag haben müssen. Es gebe keine 100 prozentige Sicherheit, sagt Dölken weiter. Sowohl bei der Abnahme als auch bei Kontaminationen im Labor könnten Probleme entstehen. Dies würde sicherlich auch einige der als Reinfektionen bezeichneten Fälle insbesondere aus der Zeit von März und April erklären.
Wie kann man die Testergebnisse noch sicherer machen?
In der Virusdiagnostik der Universität Würzburg werde jeder neu aufgetretene SARS-CoV-2-Nachweis in einem zweiten PCR-Test überprüft, so Dölken. "Die Spezifität der SARS-CoV-2-PCR läge bei über 99,9%, was einer Fehlerquote an Falsch-Positiv-Ergebnissen von deutlich unter einem Promille entspricht", sagt Dölken.
Wann schlägt der Test überhaupt an?
Bei einer Infektion könne der PCR-Test schon ein bis zwei Tage vor den ersten Symptomen anschlagen, wenn man überhaupt Symptome entwickele, so Dölken. Umgekehrt könne nach einer Erkrankung der Test aber noch für mehrere Tage positiv sein, obwohl man dann schon nicht mehr infektiös sei. "Nehmen wir als Beispiel die Personen, die Präsident Trump chauffiert haben als er eigentlich noch im Krankenhaus war. Hätte man diese am nächsten Tag mittels PCR-Test getestet, so wären sie negativ, selbst wenn sie sich infiziert hätten. In ihrem Körper hätte sich nach einem Tag einfach noch nicht genug Virus für einen positiven PCR-Nachweis befunden."
" Leicht Positiv entsteht "
"PCR, Antigen, AntikörperVor- und Nachteile der verschiedenen Coronatests
Es gibt derzeit sehr viele Tests auf SARS-CoV-2. Manche sind sehr empfindlich und schlagen möglicherweise auch dann an, wenn Patienten gar nicht mehr ansteckend sind. Sie müssen dann trotzdem in Isolation bleiben. Neue Varianten sind schneller, aber auch ungenauer. Ein Überblick.
Von Volkart Wildermuth"
Hier der Link zum vollständigen Beitrag:
https://www.deutschlandfunk.de/pcr-antigen-antikoerper-vor-und-nachteile-der-verschiedenen.676.de.html?dram:article_id=483722