Durchseuchung ist ein hässliches Wort, das Politiker im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie lieber vermeiden. Genau das passiert aber gegenwärtig in der Region Würzburg in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen fünf und 14 Jahren.
In der Stadt Würzburg stieg die altersspezifische Sieben-Tage-Inzidenz in dieser Gruppe am Freitag auf einen schier unglaublichen Wert von 7381. Das ergibt die Auswertung der vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichten Fallzahlen.
Mit anderen Worten: 7,4 Prozent der Buben und Mädchen dieses Alters aus der Stadt Würzburg, insgesamt 608 Personen, sind dem Gesundheitsamt Würzburg in den vergangenen sieben Tagen als coronainfiziert gemeldet worden. Das ist, mit Stand vom 4. Februar, die zweithöchste altersspezifische Inzidenz bundesweit. Nur der Landkreis Fürstenfeldbruck liegt noch höher. Bei den Kindern unter fünf Jahren nimmt die Stadt hier mit einer Inzidenz von 3681 sogar den Spitzenplatz ein, gefolgt von Fürstenfeldbruck.
Dynamik der Corona-Infektionen hat sich innerhalb von zwei Wochen mehr als verdoppelt
Im Landkreis Würzburg ist die Lage nur wenig entspannter. Hier wurden im Lauf der vergangenen sieben Tage 702 Neuinfektionen unter den Fünf- bis 14-Jährigen registriert. Bezogen auf die 14 545 Kinder und Jugendlichen dieses Alters, die laut amtlicher Statistik im Landkreis leben, entspricht das einer Inzidenz von 4826,4. Sowohl in der Stadt wie im Landkreis hat sich die Infektionsdynamik damit innerhalb von zwei Wochen mehr als verdoppelt.
Das wird auch an der Infektionsrate deutlich. 2191 Corona-Fälle wurden bisher in der Stadt Würzburg insgesamt unter den Fünf- bis 14-Jährigen gezählt. Die Zahl hat sich seit dem 18. Januar verdoppelt. Inzwischen sind 26,6 Prozent der Altersgruppe nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert worden. In Unterfranken liegt der Anteil nur in der Stadt Schweinfurt noch höher, und zwar bei 31,2 Prozent. Im Landkreis Würzburg verläuft die Tendenz ähnlich, wenn auch auf einem etwas niedrigeren Niveau.
In die Statistik gehen auch Fälle mit ein, in denen sich eine Person bereits ein zweites Mal mit dem Corona-Virus angesteckt haben. Wie der Leiter des Gesundheitsamt Würzburg, Dr. Johann Löw, auf Anfrage mitteilt, seien solche Reinfektionen bislang aber nur sehr vereinzelt aufgetreten, in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen noch seltener.
Löw geht auch in den kommenden Wochen noch von weiter steigenden Infektionszahlen in allen Altersgruppen aus. "Eine Teil-Immunisierung aller Bevölkerungsgruppen ist entweder über Infektion oder Impfung zu erwarten", so seine Antwort. Mit anderen Worten ausgedrückt: Nahezu jeder wird in den kommenden Wochen Kontakt mit dem Corona-Virus bekommen. Der Impfschutz entscheidet dann über das Risiko, dadurch zu erkranken.
Die Sorge vor einer Erkrankung drückt sich auch in den wieder leicht steigenden Zahlen der Erstimfpungen aus. So haben nach RKI-Angaben in der dritten und vierten Kalenderwoche des neuen Jahres in Stadt und Landkreis Würzburg 2235 Personen eine erste Impfdosis erhalten, davon 1379 Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Kinderimpfungen.
23,2 Prozent der Kindern haben inzwischen eine erste Impfung. Unter den Erwachsenen gelten inzwischen 89 Prozent als grundimmunisiert, 68 Prozent als geboostert. Bayernweit liegen die Quoten für Erwachsene bei 82,9 bzw. 61 Prozent.
Das Virus bremst die Kinderimpfung aus
Wie die Leiterin des Geschäftsbereichs Gesundheit und Verbraucherschutz im Landratsamt, Nina Opfermann, in dieser Woche im Kreisausschuss berichtete, werde die Impfkampagne bei den Kindern allerdings zunehmend vom Corona-Virus selbst ausgebremst. Gehäuft müssten bereits vereinbarte Impftermine wieder abgesagt werden, weil sich das Kind inzwischen mit dem Virus infiziert hat und deshalb nicht geimpft werden kann, so Opfermann.
Derweil bereitet man in Stadt und Landkreis Würzburg erneut eine Veränderung des staatlichen Impfangebots vor. In den kommenden Wochen sollen zwei neue Impfzentren als Ersatz für die Zentren aufgebaut werden, die sich derzeit im ehemaligen Praktiker-Markt in Lengfeld und in der Margarethenhalle in Margetshöchheim befinden.
Neue Impfzentren sollen bis Jahresende bestehen bleiben
Hintergrund ist die Entscheidung der bayerischen Staatsregierung, mindestens bis zum Jahresende die staatlichen Impfangebote aufrecht zu erhalten, so Opfermann. Weil man die Margarethenhalle nicht so lange blockieren könne , suche man nach einer ungenutzten Immobilie und habe deshalb bereits bei den Landkreisgemeinden angefragt, so Landrat Thomas Eberth.
Eine Standortentscheidung sei noch nicht getroffen worden, teilt eine Sprecherin des Landratsamts mit. Der Hangar auf dem Flugplatz in Giebelstadt, in dem Ende September ein Impfzentrum untergebracht war, falle aber aus, weil er inzwischen anderweitig genutzt werde. Ähnliches teilt auch die Stadt Würzburg mit. Man plane einen innenstadtnahen Standort und einen nahtlosen Übergang zwischen altem und neuem Impfzentrum, so ein Sprecher.
Ich hoffe diese Variante hat kein long covid. Aber long covid kann erst nach 8 Wochen festgestellt werden, solange kennen wir gerade erst das Virus...
Gerade beim impfen wurde auch deutlich, wie schlecht die Datenlage hier ist. Es wird der geimpfte dort zählt dort, wo geimpft wird. Eine Übertragung auf einen anderen Landkreis, falls der geimpfte dort wohnt, gibt die Software des Freistaats Bayern nicht her.
Abgesehen davon sind die Kinder nicht ständig im Klassenzimmer sondern z.B. dicht gedrängt im Schulbus.
Sich zurücklehnen und sagen "das war's" wäre dumm.