Seit Tagen steigen die Inzidenzzahlen in Stadt und Landkreis Würzburg wieder leicht. Johann Löw, der Leiter des Gesundheitsamts, beobachtet die Entwicklung genau, sieht aber darin noch kein Alarmsignal. Ein positives Zeichen: Weder die Pfingstreisesaison noch die Rückkehr der Schulen zum Präsenzunterricht haben bislang zu einem signifikanten Anstieg der Fallzahlen geführt, so Löw in einer Pressekonferenz des Landratsamts.
Seit dem ersten Schultag nach den Pfingstferien seien von den rund 20 000 Schülern in Stadt und Landkreis neun per Selbsttest positiv auf das Coronavirus getestet worden. In drei Fällen wurde das Ergebnis durch einen PCR-Test bestätigt, drei Tests erwiesen sich als "falsch positiv", in den übrigen drei Fällen stand das Ergebnis des PCR-Tests am Donnerstag noch aus, so die Pressestelle des Landratsamts. Ein abschließendes Bild lasse sich erst nach Ende der ersten Schulwoche machen, wenn alle Schüler gemäß den staatlichen Vorgaben mindestens zweimal auf das Virus getestet wurden. "Entscheidend ist, was nächste Woche passiert", so Johann Löw.
Wie laufen die Tests an Schulen?
Auch die anfängliche Skepsis den Schultests gegenüber sei inzwischen verflogen, meint die Leiterin des medizinischen Geschäftsbereichs am Landratsamt, Miriam Meder. "Wir sehen da im Moment eine große Nachfrage und den Wunsch eher sogar mehr Tests zu bekommen als geplant", so Meder.
Insgesamt seien seit Einführung der Testpflicht an Schulen in Stadt und Landkreis mit Stand vom Dienstag 36 Infektionen nachgewiesen worden, so der Leiter des Gesundheitsamts. Am aktuellen Infektionsgeschehen sind Kinder und Jugendliche kaum beteiligt. Unter den insgesamt 53 Neuinfizierten, die das Robert-Koch-Institut für die vergangenen Tage in Stadt und Landkreis meldet, sind nur vier jünger als 15 Jahre.
Welche Rolle spielen Virusvarianten?
Sehr gut funktionieren angesichts der niedrigen Infektionszahlen die Kontaktverfolgung und die Isolierung von Infizierten und deren Kontaktpersonen, so Johann Löw weiter. Das mag ein wesentlicher Grund dafür sein, weshalb es trotz der inzwischen vorherrschenden britischen Virusvariante B1.1.7 kaum noch zu Infektionsclustern kommt. 70 Prozent der Fälle führen gegenwärtig auf diese besonders ansteckende Mutante zurück, so Löw. In Stadt und Landkreis angekommen sind inzwischen auch die Virusvarianten B1.351 (südafrikanisch) und B1.617 (indisch), und zwar in 15 bzw. acht Fällen. Die brasilianische Virusvariante sei bislang nicht nachgewiesen worden.
Entscheidend für den Rückgang der Infektionszahlen sei das Zusammenwirken von steigenden Impfzahlen und Testmanagement, meint Landrat Thomas Eberth. "Natürlich könnten und wollten wir mehr impfen, wenn genug Impfstoff vorhanden wäre", so Eberth. Deshalb bleibe es weiter wichtig, Vorsicht walten zu lassen. "Es sollte unser Ziel sein, weiterhin verantwortungsvoll mit Lockerungen umzugehen, um diese nicht wieder zurücknehmen zu müssen."
Johann Löw appelliert an nicht vollständig Geimpfte, das kostenlose Testangebot auch nach Aufhebung der Testpflicht in Gastronomie und Einzelhandel weiterhin regelmäßig in Anspruch zu nehmen. "Nur so lassen sich Infektionsketten frühzeitig erkennen und unterbrechen", so Löw. 44 solcher Teststellen gibt es zurzeit im Stadtgebiet, 49 im Landkreis. Neben Apotheken, Arztpraxen, Gemeinden und Hilfsorganisationen sind darunter insgesamt 29 Schnelltest-Stellen von sogenannten weiteren Leistungserbringern.
Wie werden Schnelltest-Stellen kontrolliert?
Um die Qualität der Tests zu garantieren, würden diese Teststellen bereits seit Beginn des Testprogramms sowohl offen als auch verdeckt überprüft, sagt Miriam Meder. Rund 40 solcher verdeckter Kontrollen hätten inzwischen stichprobenhaft stattgefunden. Drei der Teststellen seien geschlossen worden, weil keine Beauftragung des Gesundheitsamts vorlag. Weitere acht Teststellen seien aufgrund verschiedener Mängel beanstandet worden. Fünf davon hätten entsprechend nachgebessert, die übrigen drei haben selbst geschlossen.
Wie sich die Infektionszahlen in den kommenden Wochen entwickeln werden, will der Leiter des Gesundheitsamts nicht einschätzen. "Die entscheidenden Fragen sind, was mit den Virusvarianten passiert und wie sich die Lockerung der Kontaktbeschränkungen auswirkt", so Johann Löw. Für eine Entwarnung sei es jedenfalls noch zu früh.