Mitte Dezember 2020, in der 51. Kalenderwoche verzeichnet Deutschland den bisherigen Höhepunkt der Corona-Infektionen. Zu jenem Zeitpunkt gibt es noch keinen Impfstoff, die Inzidenz liegt deutschlandweit bei 180. Für den 17. Dezember werden über 30.000 Neuinfektionen gemeldet - für Deutschland die bislang höchste Zahl in der Pandemie. Jetzt, zum Osterfest hin, steigen die Infektionszahlen wieder bedrohlich an. Da lohnt ein Vergleich der Entwicklungen im Dezember und aktuell.
Über 80-Jährige dank Impfung geschützt
Vor Weihnachten waren vor allem die Hochbetagten über 80 Jahren betroffen. Dies führte - mit zwei Wochen Verzögerung - zu Engpässen auf den Intensivstationen. Inzwischen ist die Altersverteilung bei den Neuinfektionen eine ganz andere: Hauptsächlich betroffen sind jetzt Kinder, Jugendliche und die Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen.
Während im Altersgruppen-Vergleich bayernweit Mitte Dezember die Inzidenz bei den Menschen über 80 Jahren mit Abstand an der Spitze lag, ist sie jetzt bei den Hochbetagten am niedrigsten. Konkret waren die Senioren damals acht Mal mehr betroffen als heute. Auch in Unterfranken sind die über 80-Jährige dank der Impfung kaum noch unter den Neuinfektionen vertreten. Spitzenreiter sind dafür jetzt die Kinder von fünf bis neun Jahren, gefolgt von den Jugendlichen und der Altersgruppe der 35-bis 59-Jährigen.
Vor allem die Erwachsenen mittleren Alters bereiten den Medizinern durchaus Sorgen. Denn auch diese Altersgruppe können schwere Verläufe und Langzeiterkrankungen treffen, sagt der Chef der Virologe an der Universitätsklinik Würzburg, Professor Lars Dölken.
Zumal sich in Unterfranken diese Altersgruppe auffällig häufig infiziert: In Rhön-Grabfeld entfiel auf die Gruppe der 35- bis 59-Jährigen in der zehnten Kalenderwoche (zwischen 7. und 12. März) fast die Hälfte aller Neuinfektionen. In Stadt und Landkreis Schweinfurt, im Landkreis Würzburg sowie im Landkreis Main-Spessart waren es um die 40 Prozent. In der Stadt Würzburg hingegen nur 20 Prozent.
Kleinkinder immer häufiger betroffen
Auffallend stark sind in ganz Unterfranken die Kleinkinder betroffen. Im Landkreis Würzburg machen Kinder unter sechs Jahren 21,4 Prozent aller Neuinfektionen aus. Auch in allen anderen Landkreisen ist die jüngste Altersgruppe mit rund zehn Prozent überdurchschnittlich stark vertreten.
Die englische Mutante B.1.1.7 ist insgesamt infektiöser, sagt Virologe Lars Dölken. Das wirke sich messbar auf das Infektionsgeschehen aus. Wenn sich in einer fünfköpfigen Familie bislang vielleicht zwei bis drei Familienmitglieder von einem Virus-Träger aus der eigenen Familie angesteckt hätten, seien es jetzt zumeist alle. Auch in Kitas, Kindergärten und Schulen werde es jetzt viel schwieriger, Infektionen zu vermeiden. Hinzu komme, dass die Verbreitung der Mutation mit der weitgehenden Öffnung von Kitas und Grundschulen einhergegangen sei.
Ein Beleg für die hohe Ansteckungsrate dieser Virus-Variant ist für Dölken die schnelle Ausbreitung innerhalb weniger Wochen. Anfang März, in Kalenderwoche 10, machte sie deutschlandweit bereits 55 Prozent aller Infektionen aus - und lag in einigen unterfränkischen Landkreisen sogar bei um die 70 Prozent.
Das Landratsamt Haßberge teilt auf Nachfrage mit, dass die britische Mutation im Haßbergkreis am 3. März noch bei drei Fällen gelegen hatte. Am 12. März seien es schon 37 gewesen und am 17. März bereits 50 Fälle. Dölken berichtet, er habe neueste Zahlen ausgewertet, wonach bis zu 90 Prozent aller neuen Infektionen in Unterfranken jetzt auf die britische Mutation zurückgehen.
Parallel ist in Unterfranken vereinzelt auch die südafrikanische Variante nachgewiesen worden: ein Fall im Landkreis Haßberge, ein Fall im Landkreis Schweinfurt, fünf Nachweise in der Stadt Schweinfurt.
Virologe rät zu großer Vorsicht
"Wir müssen noch vorsichtiger sein", warnt der Würzburger Virologieprofessor. Schon "ein bisschen Schnupfen oder ein bisschen Halskratzen" sollten Alarmsignale sein, die eigenen Kontakte radikal einzuschränken: "Je höher die Zahlen jetzt noch steigen, desto länger dauert es, bis sie wieder unten sind", so Dölken. Er rät dazu, Selbst- und Schnelltests noch intensiver und flächendeckender anzuwenden. Jede Infektion, die jetzt vermieden werde, helfe, schneller wieder niedrige Inzidenz-Werte zu erreichen.
Das war aber schon alles an positive Inhalt der Nachricht.
Noch paar Monate Disziplin erzwingen oder viele Tote riskieren? Das ist jetzt die Frage an die Regierungen im Land. Ohne Zwang wird es nicht gehen weil das Volk ist teilweise zu blöd.