Kann das Coronavirus im Sommer 2021 besiegt werden, wenn sich genügend Bürger impfen lassen? Professor Lars Dölken, Leiter des Instituts für Virologie und Immunbiologie an der Universität Würzburg, ist skeptisch. Der Grund: Die Impfstoffe sind für Kinder und Jugendliche gar nicht zugelassen. Der Würzburger Virologe warnt vor allem, sich in falscher Sicherheit zu wiegen. Die Annahme, wenn sich nur genügend Menschen in Deutschland impfen lassen, schützt die so genannnte Herdenimmunität auch alle Ungeimpften, sei falsch. Das Konzept der Herdenimmunität sei zwar grundsätzlich richtig, leider gebe es aber in Deutschland nicht nur eine "Herde", sagt Dölken.
Impfung für Kinder weder möglich noch geplant
Bei hohen Impfungsraten in Altenheimen seien dort durch die ausgebildete Immunität dann auch diejenigen Bewohner geschützt, bei denen die Impfung vielleicht nicht ausreichend gewirkt habe. Anders sehe es in der Gesamtbevölkerung aus, sagt Dölken. Der jetzt eingesetzte Impfstoff von Biontech sei nur für Jugendliche ab 16 Jahren zugelassen, der Impfstoff von Moderna sei ab 18 Jahren zugelassen. Eine Impfung von Kindern sei bisher also weder möglich noch geplant und würde umfangreiche Studien erfordern.
Da Kinder in der Regel nur leicht erkranken, würden sie selbst von einer Impfung wahrscheinlich auch kaum profitieren, sagt der Virologe: "Weitergeben können sie das Virus, wie wir inzwischen wissen, aber durchaus." Es gebe also die große "Herde" der nicht impfbaren Kinder und Jugendlichen zwischen 0 und 15 Jahren – mehr als zwölf Millionen in Deutschland.
"Im Herbst nach den Sommerferien werden wir mit Sicherheit eine dritte Corona-Saison bekommen", prognostiziert Dölken. Sind dann Schulen, Kindergärten und KiTas geöffnet, werde es hier sehr viele Infektionen geben. Für die Kinder und Jugendlichen selbst sei dann kein großes Problem zu erwarten, sagt der Virologe. Doch ein Kontakt mit dem Virus lasse sich für ungeimpfte Erwachsene dann praktisch nicht mehr vermeiden. Denn selbst bei einer sehr hohen Impfquote werde die Rate der Immunität in der Gesamtbevölkerung nicht ausreichend hoch sein.
Herdenimmunität erst in einigen Jahren?
"Es kann einfach keine wirklich schützende Herdenimmunität geben, bis ein Großteil der Kinder und Jugendlichen die Infektion mindestens einmal hatte", sagt Dölken. Das könne aber noch mehrere Jahre dauern.
Hinzu komme die Möglichkeit von Mutationen wie jetzt vor allem in Großbritannien: "Diese Mutante soll 70 Prozent infektiöser sein als das bisherige Virus." Wenn bislang ein Infizierter ohne Kontaktbeschränkungen im Durchschnitt drei andere Personen ansteckt, wären es bei dem mutierten britischen Virus fünf Personen. Ein großer Unterschied, sagt der Virologe. Denn hochgerechnet gebe es bei dieser Mutante innerhalb eines Monats mehr als zehn mal so viele Infizierte. "Zum Glück kommt die englische Mutante bei uns bisher wohl noch sehr selten vor", sagt Dölken. Erste Untersuchungen der Uni Würzburg hätten noch keinen Fall zutage gefördert. "Im Herbst könnte das anders aussehen."
Es würden bei dieser Corona-Saison zwar vermutlich weniger Menschen am Virus sterben, weil dann die besonders gefährdeten alten Menschen fast alle geimpft seien. Die Krankenhäuser und Intensivstationen seien dann aber voll belegt mit jüngeren Patienten, die an Covid-19 erkranken und von denen viele Folgeschäden zu erwarten hätten.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt gesagt, er rechne damit, dass Deutschland bei der Corona-Pandemie im Herbst 2021 "aus dem Gröbsten raus" sei - zumindest, wenn möglichst viele Menschen das Angebot zum Impfen annehmen würden. Der Würzburger Virologe ist weit weniger optimistisch. Es drohe erneut ein riesiges Problem für das Gesundheitssystem und somit für das öffentliche Leben, befürchtet Dölken. "Dann wird es nicht die Frage sein, ob Geimpfte Vorteile, zum Beispiel beim Restaurant- oder Kinobesuch, bekommen, sondern was Impfverweigerern alles verboten wird".
=========
Natürlich werden Neuentwicklungen nicht zuerst an Kindern getestet und zugelassen. Es ist aber eine Falschinformation, dass die Impfung von (Jugendlichen und) Kindern nicht geplant ist. Damit verliert die Dramatik des Artikels den Boden.
Information gibt z.B. der lesenswerte Artikel "Wann werden Kinder gegen Covid-19 geimpft?" (Die Zeit, 27.12.20)
BioNTech:
"Seit Oktober werden in Studien zudem Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab einem Alter von zwölf Jahren geimpft – bisher waren 679 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren beteiligt... Man arbeite zurzeit gemeinsam mit Zulassungsbehörden daran, wie ... eine neue Studie [für noch jüngere Altersklassen] aussehen könnte."
Moderna:
"Man wolle bis zum Frühling 2021 genug Daten sammeln, um Jugendliche impfen zu können"
Die prominent abgedruckte Aussage "Impfung für Kinder weder möglich noch geplant" ist falsch und klingt sehr sensationsgierig. Die Unterzeile der Überschrift: "Mit den zugelassenen Impfstoffen können Kinder und Jugendliche nicht gegen Corona geimpft werden." ist auch falsch, denn sie ist zu absolut und suggeriert, dass der Grund die Beschaffenheit der Impfstoffe ist. Man muss ein "noch nicht" oder "im Rahmen der aktuellen Zulassung" einfügen, um eine richtige Aussage zu erhalten.
Guter Journalismus, der auch informieren und aufklären möchte, darf - gerade in der aktuellen Lage - nicht primär auf Schlagzeilen und Sensationen setzen, auch wenn man dafür ein paar Buchstaben mehr abdrucken muss.
Wenn nicht mutiert, das Virus irgendwo in Afrika oder Asien oder sonst wo und kommt zurück und die jetzigen Impfstoffe wirken nicht mehr. (Oder nicht mehr so gut)
Ja und was wird verimpft? Ich weiß nicht woher Herr Dölken das Wissen hat was die Impfung bringt und Impfverweigerer schon Nachteile voraussagen tut. Unglaublich.
Also wird man im Spätsommer erkennen können wohin die Reise gehen wird!
Sobald jeder die Möglichkeit hat sich impfen zu lassen sollten sämtliche Maßnahmen und Regeln aufgehoben werden. Spätestens zu dem Zeitpunkt ist jeder selbst seines Glückes Schmied und sollte die Konsequenzen tragen die ihm möglicherweise durch Krankheit oder sonstige rechtlich einwandfreie Einschränkungen aufgrund Impfverweigerung auferlegt werden.
Wenn die "letzte Hoffnung Impfung" nicht anschlägt sehe ich vollends schwarz für die Weltwirtschaft und für das weitere Zusammenleben!
Es klingt zwar blöd, aber es ist extrem unwahrscheinlich, dass Kinder und Jugendliche an Corona sterben. Deshalb sehe ich es nicht als unbedingt notwendig an, dass diese Gruppe unbedingt geimpft werden muss um Maßnahmen zu lockern.
Deswegen:
Da Kinder in der Regel nur leicht erkranken, würden sie selbst von einer Impfung wahrscheinlich auch kaum profitieren, sagt der Virologe: "Weitergeben können sie das Virus, wie wir inzwischen wissen, aber durchaus." Es gebe also die große "Herde" der nicht impfbaren Kinder und Jugendlichen zwischen 0 und 15 Jahren – mehr als zwölf Millionen in Deutschland.
Das sind 12 Millionen potentielle Gefährder! Gefährder die bei vielen Massnahmen zumeist auch noch ausgenommen werden. Ich nenne hier als Beispiel Treffen mit anderen Haushalten bei denen Kinder unter 12 Jahren nicht mitgezählt werden. Dabei kann jedes Kind völlig unbemerkt und symptomlos ein wandelnder Superspreader sein.
Es ist erschreckend, wie hier Kinder bezeichnet werden. Was würden Sie sagen, wenn ich ältere Bevölkerungsgruppen - die deutlich höhere Inzidenzwerte haben - als "Superspreader" und "Gefährder" bezeichnen würde? Da wäre aber der Aufschrei der Kommentatoren groß!
Wir sind in eine gesellschaftlich bedenklichen Situation angekommen, dank einer politischen und medialen Kommunikation, die seit fast 10 Monaten nur noch mit Superlativen arbeitet und Sündenböcke sucht. Erstaunlich auch, dass solche Unterstellungen und Beschimpfungen hier als Kommentar zugelassen werden.
Danke Herr Professor Lars Dölken.
Diskurs ist die Lösung, Politik glaubt an die Lösung, Demokratie sollte die Lösung sein.