
Viele Betriebe in der Würzburger Innenstadt überstanden den Lockdown nur mit schweren wirtschaftlichen Schäden. Wegen den steigenden Infektionszahlen und den damit einhergehenden Maßnahmen der Stadt könnte sich die Situation für den Einzelhandel, die Gastronomie und den Tourismus nun erneut zuspitzen. In Restaurants etwa gelten bereits wieder Kontaktbeschränkungen. Auch hier dürfen sich nicht mehr als fünf Personen treffen. Was sagen die Betriebe zur aktuellen Lage in der Innenstadt und welche Befürchtungen haben sie?
Zeitweise war Würzburg in den vergangenen Tagen, bezogen auf die 7-Tage-Inzidenz, der größte Corona-Hotspot deutschlandweit. Das hat nun auch Auswirkungen auf den Tourismus. "Es gibt jede Menge Stornierungen", sagt Sabine Unckell vom Hotel Würzburger Hof. "Die Leute sind verunsichert und haben sehr viel Bedarf an Informationen." Unckell und ihr Team wollen potentiellen Gästen die Angst mit einem Hygienekonzept nehmen, das über die Vorschriften hinaus geht. Teil davon sei zum Beispiel ein Viren abweisender Lack, mit dem sie alle Flächen bestrichen hätten.
Maßnahmen der Stadt lassen Fragen offen
Viele Fragen haben die Gäste auch im Schlosshotel Steinburg, wie Hotelmanagerin Sabrina Czernoch erzählt. "Es bleiben viel zu viele Details offen", sagt sie über die Maßnahmen der Stadt Würzburg. Beispielsweise sei unklar, mit wie vielen Teilnehmern Tagungen stattfinden dürfen. Gravierende Auswirkungen auf die Buchungen hätten die Maßnahmen dagegen bisher nicht. "Aktuell können wir nicht sagen, dass eine Stornierungswelle kommt", berichtet Czernoch.
Auch bei Stadtführer Wolfgang Mainka blieben Stornierungen im großen Stil noch aus. "Es gibt ein paar Verschreckte, die abgesagt haben", erzählt er. "Sonst sind die Führungen gut besucht." Mainka sieht bei seinen Nachtwächter-Touren grundsätzlich ein geringes Infektionsrisiko, da sie im Freien und mit Sicherheitsabstand stattfinden würden. Der Stadtführer glaubt auch, dass Würzburg gerade nicht gefährlicher sei als andere Städte. "Man sollte den Ball flach halten", meint er.
Problem liegt nicht bei den Betrieben
Ganz andere Erfahrungen in den vergangenen Tagen machte Alexander Wiesenegg von den Bürgerspital-Weinstuben. "Im Veranstaltungsbereich liegen wir gerade beinahe bei 100 Prozent Absagen", berichtet er. Aber auch im reinen Gastronomiebetrieb würden sich die Maßnahmen der Stadt bemerkbar machen. "Touristisch geht gar nichts mehr", erzählt Wiesenegg. Geschätzt 40 Prozent aller Gäste – inklusive der direkt aus Würzburg – würden ihre Reservierung derzeit stornieren. "Wir werden sehen, wie es sich entwickelt", sagt er.
Laut Wiesenegg treffen die Maßnahmen genau die Falschen. "Mir ist nicht ein Fall bekannt, wo sich jemand im Restaurantbetrieb infiziert hat", sagt er. "Wir halten ausdrücklich die Abstände ein und sind im Freien." Problematisch sieht er eher Privatveranstaltungen und Partys. Hier hätte die Stadt im Vorfeld härter durchgreifen sollen. Ähnliches meint auch Sabine Unckell vom Würzburger Hof: "Letztendlich schädigt es alle, wenn einzelne über die Stränge schlagen."
Noch keine Auswirkungen im Einzelhandel
Auf den Einzelhandel hatten die steigenden Infektionszahlen bisher keine Auswirkungen, wie Wolfgang Weier vom Stadtmarketing "Würzburg macht Spaß" berichtet. "Die Frequenz in der Innenstadt ist momentan gut", sagt er. Vergangenen Samstag habe die Messstation am Marktplatz insgesamt 40 000 Besucher gezählt. Das sei durchaus vergleichbar mit einem regnerischen Tag im September vor Corona. Die Erfahrungen aus anderen Städten würden jedoch zeigen, dass sich die Situation auch für den Einzelhandel verschlechtert, je länger und stärker die Infektionszahlen steigen. "Dann gehen die Frequenzzahlen täglich runter", sagt Weier.
Abgesehen von der Alten Mainbrücke und den kuscheligen Versammlungen am Mainufer fällt mir noch ein ohnehin ein wenig chaotischer Biergarten ein, wo die Pizzareste der Vorgänger noch am Tisch klebten - von Hygiene konnte da wohl ebensowenig die Rede sein wie bei der Art der Gläserreinigung, die im Übrigebn anscheinend fast überall bei den Beckenspülern wohlwollend nicht kontrolliert wurde.
Wen wundert es also?
Ob solches Stadtmarketing heute noch Sinn macht?
Für den Kulturbereich, der besonders existenzbedroht ist, bedeutet dies noch in Folge noch weniger Gäste und noch weniger Perspektive.
Als erste vom Lockdown betroffen, kaum greifende Überbrückungshilfen und kaum Bewusstsein für die Systemrelevanz der Kultur.
Der Kampf für ein Musik-, Film-, Tanz- und Theaterangebot auch nächstes Jahr wird immer härter.
Oder hat irgendjemand im letzten halben Jahr keinen Song gehört, keinen Film gesehen und nichts gelesen?