Pendler in der Region werden diese Wochen so schnell nicht vergessen. Jeden Morgen ein Stadtring ohne Stau in Würzburg, kein Stocken auf der A7, überall freie Parkplatzwahl. Während der Corona-Hochphase im Frühjahr herrschte deutlich weniger Verkehr auf den Straßen, die Wirtschaft stand teilweise still. Mit Folgen: "Durch den Lockdown hat sich in allen Städten in Deutschland die Luftsituation verbessert", sagt Dorothee Saar, Leiterin Verkehr- und Luftreinhaltung bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Nur: Was davon ist heute noch in der Region zu spüren? Und sind Diesel-Fahrverbote und Tempolimits jetzt überflüssig?
Generell wird die Luft in Bayern über ein sogenanntes lufthygienisches Landesüberwachungssystem kontrolliert. Dazu gehören über 50 Messstationen, fünf davon in Unterfranken. Der Vergleich der Daten von diesem Frühjahr mit den Werten der Vorjahre zeigt: Während des Lockdowns sank die Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) an über 80 Prozent aller bayerischen Messstellen, wie eine Sprecherin des Landesamtes für Umwelt (LfU) auf Anfrage mitteilt. An den beiden Messstationen Würzburg/Stadtring Süd und Schweinfurt/Obertor etwa war die Belastung um rund ein Drittel niedriger als üblich.
Wie groß ist der Corona-Effekt wirklich?
"Weniger Verkehr und weniger Industrieproduktion haben immer eine Verbesserung der Luftqualität zur Folge", so die LfU-Sprecherin. Allerdings werde die Konzentration der Schadstoffe an einem Ort auch von meteorologischen Bedingungen wie Wind oder Temperatur beeinflusst. Für eine qualifizierte Analyse müssten deshalb möglichst lange Zeitabschnitte betrachtet werden. Wie groß der Corona-Effekt insgesamt ist, könne man seriös erst Ende des Jahres feststellen.
Bei der Deutschen Umwelthilfe ist man jedenfalls skeptisch. "Wir denken nicht, dass das eine dauerhafte Entwicklung ist. Entscheidend ist der Jahresmittelwert", sagt Expertin Dorothee Saar. Nach EU-Vorgaben darf er bei Stickstoffdioxid 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nicht überschreiten. Im vergangenen Jahr lag er jedoch bundesweit in 25 Städten höher.
Einerseits könne die Krise zur Chance werden, sagt Saar. Etwa wenn der Trend zum Radfahren anhalte. Andererseits bestehe das Risiko, dass Menschen aus Angst vor einer Ansteckung im öffentlichen Nahverkehr lieber wieder ins eigene Auto steigen. "Es kann passieren, dass die Werte wieder nach oben schnellen." Denn strukturelle Veränderungen habe es seit Beginn der Pandemie nicht gegeben. Klagen für saubere Luft hält man bei der DUH deshalb weiter für nötig.
Zum Beispiel in Würzburg. In der Stadt wurde der Grenzwert in der Vergangenheit regelmäßig überschritten. Die Umwelthilfe hat deshalb Anfang 2019 Klage eingereicht, eine Entscheidung gibt es noch nicht. "Wir hoffen, dass es noch in diesem Jahr zu einer Verhandlung kommt", sagt Saar.
Deutlich weniger Autoverkehr in Würzburg im März und April
Das Verfahren vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof dauere an, bestätigt Stadtsprecher Georg Wagenbrenner. Verglichen mit dem Vorjahr seien die Schadstoff-Konzentrationen am Würzburger Stadtring Süd bisher aber "fast durchgehend deutlich geringer", so Klimabürgermeister Martin Heilig (Grüne). Für die Grombühlstraße – den Ort mit der höchsten Belastung in Würzburg – lägen die Messergebnisse allerdings erst für das erste Quartal vor. Da habe der Mittelwert hier mit 42 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft noch knapp über dem Grenzwert gelegen.
Deutlich spürbar gewesen in Würzburg sei der "massive Rückgang des Autoverkehrs". Tatsächlich waren nach Angaben der Stadt von Mitte März bis Mitte April nur etwa halb so viele Verkehrsteilnehmer wie üblich unterwegs. Lange währte die Ruhe allerdings nicht. Bereits im Juni seien an vielen Stellen wieder die normalen Verkehrsstärken erreicht worden.
Das zeigt sich auch an den Daten zur NO2-Belastung des Landesamtes für Umwelt. In den vergangenen Wochen hätten die Werte in Unterfranken im Vergleich zu 2019 bereits wieder auf einem ähnlich, nur noch leicht niedrigeren Level gelegen, so die Sprecherin. So stieg etwa der Mittelwert der NO2-Konzentration am Würzburger Stadtring Süd von 23 Mikrogramm im März und April wieder auf 26 Mikrogramm im Juli an.
Auch in Aschaffenburg nahm die Belastung im Vergleich zum Frühjahr laut LfU wieder leicht zu. Am Obertor in Schweinfurt hingegen lag der Wert im März bei 18 – im Juli wurde an der Messstelle sogar nur ein Mittelwert von 14 gemessen.
Bund Naturschutz dringt weiter auf Tempolimits und Fahrverbote
Bleibt die Frage: Braucht es jetzt noch Fahrverbote oder Tempolimits? Naturschützer sehen trotz Corona-Stillstand keinen Grund, aufzuatmen: "Die Luftqualität ist nicht automatisch gut, wenn die Grenzwerte nicht mehr überschritten werden", sagt Reinhard Scheuerlein, Regionalreferent beim Bund Naturschutz (BN) in Bayern. Ein Grenzwert sei immer nur ein Kompromiss, auch niedrigere Schadstoffwerte könnten schädlich sein.
Die Luftverbesserung in Unterfranken während des Lockdowns sei außerdem nur kurzfristig eingetreten, so Scheuerlein. Für eine dauerhaft geringere Belastung müsst der Verkehr vor allem in Stoßzeiten merklich zurückgehen – etwa, indem mehr Firmen ihren Mitarbeitern Home-Office-Lösungen ermöglichen.
Aus Scheuerleins Sicht ist eine grundlegende Verkehrswende weiter nötig. Dazu gehöre auch ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen. Und: Auf Fahrverbote verzichten könne man nur, wenn umweltfreundliche Mobilität noch stärker gefördert werde.
Die DUH und der BUND sind nicht unabhängig!
Die Glaubwürdigkeit ist daher mehr als nur in Frage zu stellen! Ebenso die Aussage des sog. Klimabürgermeisters!
Aus den Aussagen kann man auch schließen wie unrealistisch und einseitig die Verfechter von Verboten die Themen Feinstaub, Geschwindigkeitsbeschränkung, vor allem die Ineffizienz von Home Office sehen! Der Bereich wo Home Office überhaupt möglich wäre ist verschwindend klein! Eine Auswirkung ist nicht messbar!
M. f. G. A. Stumpf