
Nach neun Todesfällen durch das Coronavirus steht das Würzburger Seniorenheim St.Nikolaus bundesweit im Blickpunkt. Auf Anfrage der Redaktion hat sich am Dienstagabend Oberbürgermeister Christian Schuchardt zur Situation in der Einrichtung geäußert. Sie gehört wie das benachbarte Ehehaltenhaus zum Bürgerspital.
Kein neuer Todesfall bis Dienstagabend
Schuchardt ist dessen Stiftungsratsvorsitzender und für die Stadt auch als Heimaufsicht verantwortlich. Immerhin: Am Dienstag gab es erneut keinen weiteren Todesfall im Heim, es war der vierte Tag in Folge.
- Lesen Sie auch: Angehörige in Sorge um Heimbewohner
Was die Ausbreitung des Virus und die Infektion von fast 40 Bewohnern und mehr als 30 Pflegekräften angeht, sieht Schuchardt keine Versäumnisse oder Fehler im Heim selbst. Mitarbeiter würden "im Rahmen des Menschenmöglichen engagiert und couragiert" arbeiten, heißt es in einer schriftlichen Antwort auf Fragen der Redaktion.
Die Infektionsquelle ist weiterhin nicht bekannt. Sicher ist laut OB nur, dass das Virus von außen ins Heim getragen wurde, zum Beispiel über Angehörige, Personal oder dritte Firmen, die im Haus zu tun hatten. Die Grundlage für Spekulationen unter anderem von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, wonach die Verbreitung über einen Pfleger erfolgt sein soll, "ist nicht bekannt."

Weiterhin wartet man in dem schwer getroffenen Heim vergeblich auf Hilfe bei der dringend benötigten Schutzkleidung. Die Bestände an Schutzmasken, -kittel und Handschuhen seien bald aufgebraucht, heißt es. Laut Schuchardt werde das Personal nun mit Nachschub versorgt. Die sichere auch die ärztliche Versorgung ab. Als weitere Maßnahme habe man an Michael Schwab, Arzt des Bürgerspitals, vergangene Woche die zusätzliche medizinische Betreuung des Hauses übertragen. Er soll die dort tätigen Hausärzte unterstützen.
- Lesen Sie auch: Zur Lage in dem betroffenen Seniorenheim
Auch könne er notwendige Testungen auf das Coronavirus schnellstmöglich vornehmen. Allerdings verfügt das Heim, wie berichtet, nur noch über wenige Testsets. Sie reichen nicht aus, um alle Bewohner und Pflegekräfte prophylaktisch zu testen. Und Nachschub ist hier nicht in Sicht.
Bundeswehr hat Entsendung von 20 Sanitätern abgelehnt
Immerhin dürfen Pflegekräfte, die negativ getestet sind, wieder an ihren Arbeitsplatz im Heim zurückkehren, müssen aber alle drei Tage neu getestet werden. Aufgenommen hat Schuchardt als Katastrophen-Einsatzleiter die Bitte des Bürgerspitals, Sanitäter der Bundeswehr für das Heim anzufordern. Doch die Bundeswehr hat laut OB am Dienstag eine Bereitstellung von 20 Sanitätern und eines Artzes abgelehnt. Die geforderte Personalressource sei derzeit nicht verfügbar. Noch am Dienstag wollte die Stadt erneut eine Anforderung bei der Bundeswehr stellen.
- Lesen Sie auch: Alles Wichtige zur aktuellen Corona-Lage in Unterfranken
Mit der Umschichtung von Personal aus Geriatrie und Reha-Zentrum unternehme die Stiftung Bürgerspital selbst alles Machbare, um die Pflege der Bewohner in der schwierigen Situation zu gewährleisten. Ob die Hygienevorschriften im Heim eingehalten werden, wird derzeit laut Auskunft des OB nur bei Einzelbeschwerden überprüft. Aus Infektionsschutzgründen seien die Regelprüfungen aller Altenhilfe-Einrichtungen vorübergehend ausgesetzt. Eigene Anordnungen zum Infektionsschutz beurteile das Gesundheitsamt als anordnende Stelle.
Hygienemaßnahmen sind wichtig, aber umso weniger Personal da ist, desto schwieriger wird es, diese auch konsequent umzusetzen. Schon ohne Hygienemaßnahmen ist die Versorgung kaum möglich, wenn man alleine in einer Schicht ist. Doch die Versuchung liegt nahe, dies dann auf die Pflegekräfte zu schieben, damit man jemanden die Schuld geben kann....die aber ganz wo anders liegt.
Die Bundeswehr selbst leistet viel und ist nicht so schlecht wie sie in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Es sind die verantwortlichen Politiker und dieVerteidigungsminister der letzten Jahre( alle CSU/CDU) die unser Armee vernachläßigt haben. Viell diskutieren wir bald wieder über die Einführung einer Wehrpflicht. Wir sehen ja, daß wir die jungen Leute (auch Ersatzdienstleistende) in Notsituationen brauchen.
Aber letztlich spielt es keine Rolle ob es sich um die Bundeswehr oder sonstwem geht - mir scheint dieses Altenheim spielt nirgends eine Rollen wenn es um KONKRETE Hilfen geht! Das ist sehr beschämend und verunsichert!
Ich sehe schwarz sollte es mehr solcher Hotspots in Deutschland geben.
Verstehe auch nicht weshalb man da so wenig in den Medien hört was die fehlende Unterstützung betrifft... zur Antwort der Bundeswehr sag ich lieber mal nichts...
Überall werden im TV von allen Seiten großspurige Hilfen und Unterstützungen zugesagt und dann funktioniert das nicht einmal im Kleinen? - eine Schande...
Genau dadurch verunsichert man Leute!
Das soll keine Kritik am Pflegeheim sein. Bevor man merken konnte, was los war, waren leider schon viele Menschen dort infiziert.
Trotzdem zeigt es im Kleinen, was passiert, wenn wir in Deutschland/Europa/Welt wie gewohnt unser Leben weiter geführt hätten. Wer also immer noch zweifelt, ...