„Die Nachfrage in zentralen Lagen war bis zum Frühjahr 2022 sehr hoch, das Preisniveau zeigte sowohl im Kauf- als auch im Mietsegment deutlich nach oben", so beschreibt Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD Marktforschungsinstituts, die Lage zu Jahresbeginn auf dem Würzburger Markt für Wohnimmobilien.
Kippes Aussage ist dem neuen CityReport Würzburg des Immobilienverband Deutschland (IVD) entnommen, der jetzt veröffentlicht wurde. Der IVD ist der Verband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen Region Süd. Dieser Report analysiert die Marktentwicklung auf dem Wohnimmobilienmarkt der Stadt und gibt Auskunft über das aktuelle Kauf- und Mietpreisniveau.
Die derzeitige Zinssteigerung dämpft die Kauflust
Und da tut sich etwas: "Aktuell deutet sich eine spürbare Dämpfung der Nachfrage seitens der Eigennutzer durch den sprunghaften Anstieg der Hypothekenzinsen an“, erläutert der Professor. Heißt: Die Zinssteigerung dämpft die Kauflust derer, die ihre erworbene Immobilie selbst bewohnen wollen.
Durch die Kessellage Würzburgs sei die Ausweisung von neuem Bauland im Stadtgebiet für gewöhnlich sehr schwierig, so der Report. Für etwas Entspannung am Markt sorge dabei die Entwicklung im neuen Stadtteil „Hubland“. Mittelfristig sollen bis zu 4500 Bewohner hier ein neues Zuhause finden.
Laut einer Pressemitteilung der Stadt beginnt zudem im Stadtteil Lengfeld derzeit die Vermarktung des Baugebietes 22 A. Wann 22B und das Gebiet an der Carl-Orff-Straße so weit sein werden, steht noch nicht fest.
Die Quadratmeterpreise stiegen im Frühjahr noch weiter an
Dennoch seien Wohnungen auch im Frühjahr 2022 noch deutlich teurer geworden, so der Report weiter. Für Eigentumswohnungen aus dem Bestand wurden im Schnitt 3370 Euro pro Quadratmeter veranschlagt, neugebaute Wohnungen lagen bei 3500 Euro. Gegenüber dem Frühjahr 2021 seien die Quadratmeterpreise demnach um 8,7 Prozent bzw. 7,7 Prozent gestiegen, heißt es.
Alle genannten Werte des Reports beziehen sich auf den guten Wohnwert oder die gute Wohnlage. Begehrte Lagen sind dabei insbesondere die Altstadt, die Sanderau sowie das Frauenland.
Auch die Stadtrandgemeinden sind für Hauskäufer interessant geworden
Durch ein geringes Angebot sowie hohe Grundstückspreise in zentralen Lagen sind für Hauskäufer in den vergangenen Jahren vermehrt auch die Stadtrandgemeinden interessant geworden, so der Report. Denn im Bestand kosteten freistehende Einfamilienhäuser in Würzburg im Frühjahr 2022 im Schnitt 673.000 Euro, das ist ein Plus von 13,1 Prozent gegenüber dem Frühjahr 2021. Die durchschnittlichen Kaufpreise für Doppelhaushälften betrugen 570.000 Euro (plus 6,9 Prozent), Reihenmittelhäuser lagen bei 460.000 Euro (plus 10,8 Prozent).
Und wie sieht es bei den Mieten aus? „Der Würzburger Mietwohnungsmarkt wird maßgeblich durch die zahlreichen Studierenden an der Universität, der Fachhochschule sowie der Hochschule für Musik geprägt“, weiß IVD-Vorstandsmitglied Marcus Vogel vom gleichnamigen Würzburger Maklerbüro. Gerade zu Semesterbeginn komme es regelmäßig zu Engpässen, insbesondere im Bereich von Ein- bis Dreizimmerwohnungen, weiß er.
Die Zeiten steil steigender Kaufpreise könnten bald vorüber sein
Die Wohnungsmieten in Würzburg lagen laut Report im Frühjahr 2022 durchschnittlich bei 10,60 Euro pro Quadratmeter für Altbauobjekte, bei 11,30 Euro für Bestandsobjekte und 12,50 Euro pro Quadratmeter für Neubauobjekte. Gegenüber dem Frühjahr 2021 betrugen die Preissteigerungen damit bis zu 5,6 Prozent.
Wie geht es weiter? Nachdem die Corona-Pandemie nicht den erhofften preisdämpfenden Effekt mit sich brachte, könne sich dies aber nun ändern, resümiert der Report. Vor dem Hintergrund stetig steigender Baukosten, einer schwächelnden Konjunktur sowie zuletzt auch eines schnell wachsenden Zinsniveaus bei Immobiliendarlehen könnten sich immer weniger Interessenten ein Eigenheim leisten, heißt es weiter.
Mit einer spürbar gedämpften Nachfrage könnten die Zeiten steil steigender Kaufpreise bald zumindest für eine gewisse Zeit vorüber sein, sagen die Immobilienfachleute voraus. Für kaufkräftige Investoren bleibe die Geldanlage in Immobilien wegen der hohen Inflation dennoch weiterhin äußerst attraktiv, urteilen sie.
Für Mieter gibt es hingegen keine guten Nachrichten
Für Mieter gibt es hingegen keine guten Nachrichten: Denn am Mietmarkt werden die hohe Inflation sowie die massiv steigenden Energiepreise insbesondere die Wohnnebenkosten weiter antreiben, befürchten die Fachleute. Gerade Mietern mit geringerem und auch mittlerem Einkommen stünden so finanziell schwierige Zeiten bevor, warnen sie.