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Würzburg
Bürgerentscheid zu Parkgebühren auf der Talavera: Warum bislang nur eine Seite in Würzburg plakatiert
Plakate, Facebook, Homepage: Wie in der Auseinandersetzung um die Talavera beide Seiten um Stimmen im Bürgerentscheid werben und wie das finanziert wird.
Weiter gebührenfrei oder nicht? Parkplätze an der Talavera in Würzburg. 
Foto: Fabian Gebert | Weiter gebührenfrei oder nicht? Parkplätze an der Talavera in Würzburg. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:28 Uhr

Am 24. Juli haben die Würzburgerinnen und Würzburger die Wahl: Stimmen sie für weiteres kostenloses Parken auf der Talavera oder für die Bewirtschaftung des Großparkplatzes? Die Parteien, die Parkgebühren einführen und damit kostenlose Straßenbahnen in der Innenstadt finanzieren wollen, haben mit der Werbung für das Ratsbegehren "Besser in den Bischofshut" begonnen, eine Homepage mit Informationen erstellt und im Stadtgebiet plakatiert. 

"Insgesamt rund 22.000 Euro investieren Parteien und Fraktionen in die Kampagne", sagt Grünen-Fraktionsvorsitzende Sandra Vorlova auf Anfrage der Redaktion. Die Kosten teilen sich Grüne, Freie Wähler, Bürgerforum-FPD, Linke, ÖDP und ZfW anteilig auf. Die 16-köpfige Grünenfraktion trägt mit rund 12.000 Euro den größten, der einzige ZfW-Stadtrat Wolfgang Baumann übernimmt mit rund 750 Euro den geringsten Anteil. 

Die Mehrheit des Stadtrats hat das Ratsbegehren 'Besser in den Bischofshut' initiiert und jetzt eine Werbekampagne begonnen.
Foto: Thomas Obermeier | Die Mehrheit des Stadtrats hat das Ratsbegehren "Besser in den Bischofshut" initiiert und jetzt eine Werbekampagne begonnen.

Laut Vorlova planen die Parteien in den nächsten Wochen außerdem, mit Flyern und an Infoständen für das Ratsbegehren zu werben und bereiten Veranstaltungen zum Gesamtkonzept "Besser leben im Bischofshut" vor. 

Bürgerbegehren sammelt noch Geld

Das Bürgerbegehren "Kostenfreies Parken auf der Talavera" hat noch keine Plakate aufgehängt. "Selbstverständlich planen auch wir Werbemaßnahmen, aber dafür sammeln wir nach wie vor noch Geld", heißt es vom Sprecherteam des Bürgerbegehrens auf Anfrage der Redaktion. Letzteres sei nicht so einfach, da man keine Spendenquittungen ausstellen könne. "Wir sind deshalb auf kleine finanzielle Zuwendungen von unseren privaten Unterstützern angewiesen." Entsprechende Aufrufe veröffentlichen die Initiatorinnen und Initiatoren auf ihrer Facebook-Seite

Das Bürgerbegehren 'Kostenfreies Parken auf der Talavera' wirbt derzeit auf Facebook um Unterstützung.
Foto: Screenshot Torsten Schleicher | Das Bürgerbegehren "Kostenfreies Parken auf der Talavera" wirbt derzeit auf Facebook um Unterstützung.

Die CSU, die das Bürgerbegehren unterstützt und die Bewirtschaftung ablehnt, beteiligt sich nicht an der Finanzierung. "Eine Spende an die Initiatoren der Bürgerinitiative ist der CSU schon aus gesetzlichen Gründen nicht möglich, wir sind auch weder Initiatoren des Rats-, noch des Bürgerbegehrens", teilen Fraktionssprecherin Nadine Lexa und Kreisvorsitzende Christine Bötsch mit. 

Da der Stadtrat das Ratsbegehren beschlossen hat, wird es vom Oberbürgermeister vertreten und mit einer städtischen Kampagne unterstützt. 22.000 Euro hat der Stadtrat dafür bereit gestellt. Zusammen mit der Kampagne des Bischofshut-Bündnisse stehen dann 44.000 Euro für die Öffentlichkeitsarbeit für das Ratsbegehren zur Verfügung.

CSU fordert städtische Gelder für "Kostenfreies Parken auf der Talavera"

Die CSU findet das unfair: "Wenn städtische Gelder für Werbung für das Ratsbegehren verwendet werden, muss das Bürgerbegehren gleichermaßen berücksichtigt werden", argumentiert CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Roth in einer Mitteilung an die Presse. Da die Bayerische Gemeindeordnung von der Kommune die Gleichbehandlung von Bürger- und Ratsbegehren verlange, fordert die CSU-Fraktion, dass das Bürgerbegehren "Kostenfreies Parken auf der Talavera" ebenfalls 22.000 Euro aus dem städtischen Haushalt bekommt. 

Muss sich das Rathaus im Bürgerentscheid neutral verhalten?

Das Rathaus sieht das anders. "Rein rechtlich hat eine privat organisierte Initiative für einen Bürgerentscheid keinen Anspruch gegenüber der Stadt auf Übernahme der Kosten ihrer Werbekampagne", sagt Rathaussprecher Christian Weiß.  Auch frühere Bürgerbegehren bekamen kein Geld aus der Stadtkasse.

Allerdings gelte es, eine "finanzielle Übermacht" des Ratsbegehrens zu vermeiden. Deshalb habe man in Absprache mit den Initiatoren des Bürgerbegehrens diesen noch Zeit gegeben, selbst Plakate und Flyer zu drucken, bis das Rathaus seine Kampagne zum Ratsbegehren startet. 

"Wenn die Stadt ein Ratsbegehren initiiert, muss sie dieses im Bürgerentscheid unterstützen und darf sich nicht objektiv verhalten."
ZfW-Stadtrat und Verwaltungsjurist Wolfgang Baumann

"Das ist falsch", sagt ZfW-Stadtrat und Verwaltungsjurist Wolfgang Baumann. Die Stadtverwaltung müsse "schleunigst" die Kampagne für das Ratsbegehren beginnen. "Rechtlich ist das ganz eindeutig", sagt Baumann. "Wenn die Stadt ein Ratsbegehren initiiert, muss sie dieses im Bürgerentscheid unterstützen und darf sich nicht objektiv verhalten." 

Frühere Bürgerbegehren wie "Rettet das Moz" (2015) oder "Grüner Platz am Theater"  (2017) finanzierten ihre Kampagnen laut ihrem Sprecher Jörg Töppner mit privaten Spenden und Beiträgen der beteiligten Gruppen. Rund 5000 Euro habe man zum Beispiel beim Entscheid über die Begrünung des Kardinal-Faulhaber-Platzes für Plakate und Flyer ausgegeben. Einen großen Anteil davon hatten laut Co-Sprecherin und Grünen-Stadträtin Christa Grötsch die Grünen finanziert, die das  Bürgerbegehren mit initiiert hatten.

Das Ratsbegehren "Grüner Platz: Innenstadt für alle", das CSU, SPD, FWG, FDP/BFW und WL damals mit ihrer Stadtratsmehrheit initiiert hatten, wurde von der Stadt mit 11.500 Euro unterstützt. Zusätzlich gaben auch damals die Parteien anteilig Geld für die Kampagne. So hatte sich zum Beispiel die SPD-Stadtratsfraktion mit 1400 Euro beteiligt.

 
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  • M. W.
    Die City Zone hat Zukunft, denn sie wird lokalen Handel und eine fortschrittlich, klimafreundlichere Stadt stärken.

    Alle Städte erkennen langsam, dass ÖPNV in der Innenstadt gemeinsam mit Fahrrädern der richtige Weg in die Zukunft ist und diese Initiative ist eine super Gelegenheit für Würzburg auch einen Schritt in die Zukunft zu machen. Ganz wichtig hier FÜR DIE CITYZONE zu stimmen!
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  • G. M.
    Prima-Artikel, der zeigt, dass die Bürgerinitiative ausser Protest kein Konzept für die Zukunft hat. Ich hoffe, dass Bgmstr Schuchardt merkt, dass er mit seiner CSU-Fraktion auf dem Abstellgleis landet…
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  • T. D.
    Und wie sieht die Lösung auf der anderen Seite aus ? ? ?
    Erst bezahlen lassen und dann über die Erweiterung des öffentlichen Nahverkehres nachdenken .
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  • T. K.
    Wenn ich überlege, was mit diesen 44000 Euro Gutes getan werden könnte, wird mir übel. So viel Geld
    ( und zur Hälfte noch Steuergelder) für Werbung, die am 25. im Müll verschwindet?
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  • H. H.
    Eine halbe Wahrheit ist manchmal schlimmer als eine ganze Lüge, hieß es immer

    und mir stoßen die Plakate sauer auf, wo draufsteht "Diese Haltestelle könnte kostenlos sein". Bei genauem Hinsehen stimmt das nicht, denn das soll ja von den Leuten vorfinanziert werden, die auf der Talavera parken, und für diejenigen, die dort nicht parken und somit keinen Parkschein vorweisen können, stimmt es sowieso nicht. Zusammenfassung: Etikettenschwindel pur. Glaubwürdige Politik sieht mMn anders aus.
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  • H. E.
    Doch, auch für die Leute, die nicht auf der Talavera parken würde mit Bürgerentscheid 1 das Strabafahren in der Cityzone kostenlos.
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  • H. H.
    Na - @ RoEnAch -

    bleibt aber a) immer noch die Vorfinanzierung, und b) bin ich mir sicher, keinen einzigen Cent bei meiner Monatskarte zurückzubekommen. Das bedeutet dann, kostenlos wird es (bestenfalls) für die Leute, die sich mit keinem einzigen Cent an den Kosten beteiligen, während a) diejenigen die an der Talavera parken aber die Straba nicht brauchen gar nichts davon haben und b) diejenigen die den vollen Preis bezahlen mit den "Abstaubern" um die Plätze konkurrieren dürfen. Na super - oder?
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  • F. W.
    Am Zollhaus steht so ein Wahlplakat mit "Diese Haltestelle könnte kostenlos sein" 20 Meter vor der Haltestelle. Da kommt einen schon der Gedanke, dass man die Wähler verwirren möchte.
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  • K. S.
    Wenn ich mir das "Wahlplakat" so ansehe dann frage ich mich was wollen die mitteilen. In der Stadt sind Plakate die eine "City-Zone" anpreisen, hier steht dann P&R-Ticket. Jetzt fällt es dem Bürger richtig schwer zu erkennen was jetzt kommen soll ! Aber egal, richtig ist für eine kostenlose Talavera zu stimmen. Also Bürgerentscheid 2 !
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  • M. R.
    Wenn ich mir weitere Plakate des "Bürger"entscheides 1 ansehe, wie z.B:

    "Begrünung jetzt. Gesundheitliche Gefahren von Hitze in Bayerns Städten vorbeugen"

    die in exakt dem gleichen Layout gehalten sind wie die gegen die Talavera, frage ich mich ob das nicht zumindest grobe WählerInnentäuschung ist und was das Rathaus da noch alles mitfinanziert, denn mit der Talavera hat es nichts zu tun oder soll die komplett begrünnt werden?
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  • F. W.
    Lese ich das richtig? Beim Faulhaber Platz wird im Stadtrat ein Beschluss gefasst, der der Grünen Fraktion nicht passt und daraufhin initiiert man ein Bürgerbegehren?
    Um dann 3-4 Jahre später selbst, 50 Meter weiter, ein Parkhaus bauen zu wollen?
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  • M. R.
    @Radler15402510

    Also erlauben Sie mal!
    Laut googlemaps sind es 157m und nicht 50!
    Das ist ja wohl ein Unterschied!!!

    Außerdem: "Was stört mich...."
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  • J. N.
    Das sehen Sie richtig. Es geht darum versiegelte Flächen wieder in Grünflächen zu verwandeln und die Autos unter die Erde (Tiefgarage) zu bringen.
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