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Margetshöchheim
Bürgerentscheid Margetshöcheim: Freude und Unmut über das Ergebnis
In Margetshöchheim ist die Entscheidung per Bürgerentscheid für die Streuobstwiese gefallen. Wie die Gewinner das Ergebnis sehen und warum sich der Bürgermeister ärgert.
Die Margetshöchheimerinnen und Margetshöchheimer haben entschieden: Die Streuobstwiese (im Vordergund) am nördlichen Ortseingang bleibt erhalten.
Foto: Johannes Kiefer | Die Margetshöchheimerinnen und Margetshöchheimer haben entschieden: Die Streuobstwiese (im Vordergund) am nördlichen Ortseingang bleibt erhalten.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:25 Uhr

Die Bürgerinnen und Bürger haben entschieden: Mit großer Mehrheit sprachen sie sich am Sonntag in einem Bürgerentscheid für den Erhalt der Streuobstwiese am Ortseingang aus. Damit erteilten sie auch einer geplanten Bebauung mit einem Bürogebäude und einem Streuobstzentrum am nördlichen Ortseingang ein Absage. 

Die Wahlbeteiligung mit 64 Prozent war hoch: Von den 2596 wahlberechtigten haben 1664 Margetshöchheimer letztlich gewählt. Für das Bürgerbegehren haben 933 Bürger mehrheitlich mit "Ja" gestimmt. Das nötige Abstimmungsquorum von 20 Prozent wurde mit 520 Stimmen bei beiden Begehren erreicht. Bei der entscheidenden Stichfrage hat eine Mehrheit von knapp 56 Prozent für das Bürgerbegehren gestimmt und sich damit gegen eine Bebauung der Wiese durch ein Bürogebäude und das Streuobstzentrum ausgesprochen.  

Auslöser des Bürgerbegehrens war ein Beschluss des Gemeinderats, einen Teil der gemeindeeigenen Fläche an einen ortsansässigen Unternehmer zu verkaufen, der auf dem Gelände ein Bürogebäude errichten wollte. Die Bürgerinitiative setzte sich für die Erhaltung eines "naturbelassenen Ortseingangs" ein. Die Initiatoren wollten erreichen, dass der vorhandene Streuobstbestand auf der Wiese erhalten bleibt und das Grund- und Trinkwasser damit geschützt wird. 

Die Unterstützer des Ratsbegehren hielten hingegen eine maßvolle Bebauung im Hinblick auf die Trinkwasserqualität für unschädlich. Außerdem sahen sie in ihrem Vorhaben die Möglichkeit, Naturschutz und wirtschaftliche Weiterentwicklung zusammenzuführen. 

Ulrike von Rhein, Klaus Freitag, Brigitte Muth-von Hinten (von links) warten am Sonntag freuen sich über den Ausgang der Wahl.
Foto: Daniel Peter | Ulrike von Rhein, Klaus Freitag, Brigitte Muth-von Hinten (von links) warten am Sonntag freuen sich über den Ausgang der Wahl.
"Diese Streuobstwiese am Ortseingang hebt die Bedeutung des Streuobstanbaus für unsere Gemeinde hervor."
Ulrike von Rhein, Initiatorin der Bürgerinitiative

"Diese Streuobstwiese am Ortseingang hebt die Bedeutung des Streuobstanbaus für unsere Gemeinde hervor", sagt Ulrike von Rhein, Initiatorin der Bürgerinitiative. "Wir freuen uns als Initiatoren des Bürgerbegehrens, dass die Bevölkerung mehrheitlich für den Erhalt des naturnahen Ortseingangs gestimmt hat."

Bürgermeister Waldemar Brohm reagiert am Abend sichtlich zerknirscht: "Das Ergebnis ist für mich eine Enttäuschung. Dennoch müssen wir es respektieren und politisch umsetzen. Es ist ein klares Votum." Abgesehen von dem Wahlergebnis ärgert sich Brohm öffentlich über den Umgang zwischen Teilen der Bürgerinitiative und dem Gemeinderat. Im Vorfeld der Wahl sei er mit "unverschämten Unterstellungen" konfrontiert worden, die ihn persönlich getroffen hätten. "So können wir in Zukunft nicht mehr miteinander umgehen", resümiert Brohm. 

Wie geht es nun weiter?

Die Initiatoren der Bürgerinitiative erwarten nun, dass die Gemeinde zusammen mit der Streuobst-Genossenschaft ein realistisches Konzept für ein Streuobstzentrum entwickle und im Ort nach Lösungen suche. "Auch sollte versucht werden, für den Unternehmer eine Möglichkeit gefunden werden, im Ort zu bleiben", sagt von Rhein. 

Ebenso hoffen sie, dass die Gemeinde in Zukunft die Bevölkerung besser informiere und frühzeitiger in Entscheidungsprozesse zur weiteren Ortsentwicklung mit einbinde. "Die Leute haben letztlich durchschaut, dass das Streuobstzentrum nichts mit dem Bürogebäude zu tun hatte und haben sich daher für das Bürgerbegehren entschieden", so von Rhein. 

Bürgermeister Waldemar Brohm (CSU) ist enttäuscht von dem Ergebnis des Bürgerentscheids. 
Foto: Daniel Peter | Bürgermeister Waldemar Brohm (CSU) ist enttäuscht von dem Ergebnis des Bürgerentscheids. 

Bürgermeister Brohm ist skeptisch, was die Zukunft des Streuobstzentrums betrifft. "Wir müssen uns ernsthaft Gedanken machen, wie wir die Streuobstentwicklung in Margetshöchheim weiter verfolgen können", sagt Brohm. "Aus meiner Sicht gibt es keine finanzierbaren Flächen für das Streuobstzentrum."

Man werde sich in einem Jahr zusammensetzen müssen und sehen, ob vielleicht das Streuobstzentrum am Ortseingang realisierbar ist, so Brohm. Die Streuobstwiese darf nun für mindestens ein Jahr nicht bebaut werden. So lange gilt der Beschluss des Bürgerentscheids.

Was den Unternehmer betrifft, ist sich Brohm sicher: "Im Klartext bedeutet das Votum, dass er den Ort allem Anschein nach verlassen wird, da er hier keine weiteren Möglichkeiten sieht, sich zu erweitern."

 
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  • W. B.
    .. Pensionen sollten aus dem Gemeindeetat finanziert werden... dann hätte es wahrscheinlich kein Bürgerbegehren gegeben.... Gewerbeflächen lieber in der Nachbargemeinde und Steine aus China.... Voll im Trend👍
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  • M. R.
    Deutschland 2040 wird schön...

    CO2 neutral, voller Radfahrender, voller Grün...

    Nur leider ohne Arbeitende, nach offiziellen Prognosen arbeiten 2040 in der BRD noch ganze 28,92% der Bevölkerung, heute sollen es ca. 52% sein...
    Quelle: © Statista 2021 - "Deutschland: Verhältnis der "inaktiven" Bevölkerung ab 65 Jahre zur gesamten Erwerbsbevölkerung von 2000 bis 2050"

    Macht sich irgend jemand Gedanken wie das hier noch funktionieren soll?
    Ohne Firmen die heute investieren können?

    Gut sicherlich gehören Ortskerne und alte Firmengelände gut genutzt, doch dass ist schon heute der Fall...

    Ich befürchte Grünflächen und Radfahrende werden wir 2040 genug haben,
    weil sich der Normalbürger ein Auto dann schon längst nicht mehr leisten kann und weil sich die Natur viele Brachflächen von aufgegebenen Betrieben wiederholen wird...
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  • D. E.
    Das sagt leider nichts über die Qualität der Arbeitsplätze aus. Deutschland hat mal abgesehen von den Ostblockstaaten den größten Niedriglohnsektor in Europa. Das sind die zukünftigen Rentner die auf Staatshilfe angewiesen sind.

    Auch lebt die Bevölkerung länger. Bis 2050 verdoppeln sich die über 65-jährigen von 14 Millionen auf 28 Millionen bei weiterhin sinkender Geburtenrate.
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  • M. R.
    Gut erkannt, und wer soll es zahlen?
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  • e. s.
    Die meisten Arbeitsplätze gehen wohl eher nicht durch den Erhalt von Grünflächen verloren sondern durch Globalisierung und Digitalisierung.
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  • M. R.
    Bitte fügen Sie eine Quelle ein.
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  • H. S.
    So kann man sich auch selbst das Wasser abgraben. Arbeit ja, aber bitte nicht vor der Haustüre.....wegen den paar lumpigen Bäumen die kein Mensch braucht!
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  • B. F.
    da werden 2 Firmen aus dem Ort verdrängt, und plötzlich schreit man nach Arbeitsplätzen, das schreit einfach nur zum Himmel.....von Gewerbesteuer ganz abzusehen. Das hat der Ort komplett verschlafen, und plötzlich soll ein Ingenieurbüro her, wo längst Mitarbeiter beschäftigt sind, und hier glauben tatsächlich Köpfe, dass hier NEUE ARBEITSPLÄTZE geschaffen werden würden.........brüllllll
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  • e. s.
    Schön, dass so viele den Wert dieser herrlichen Kulturlandschaft zu schätzen wissen.
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  • M. Z.
    Was ist eigentlich ein "Streuobstzentrum"?
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  • J. B.
    Der Klassiker...im stillen Kämmerlein werden Sachen beschlossen ohne die Bevölkerung zu beteiligen....Das Votum ist klar und Demokratisch....das Thema nach einem Jahr wieder aufzurollen vernietet der Anstand...und nein ich wohne nicht im Ort....
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  • G. B.
    On einem Jahr erneut über das Streuobst-Zentrum am Ortseingang nachdenken?
    Da hat einer immer noch nichtsverstanden!
    Der Bürgermeister wirkt nicht wie ein guter Verlierer.
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